Mein Gott, Walter

Kolumne

Liebe Leserinnen und Leser

Mögen sie sich noch erinnern, als 1975 ein deutscher Comedian mit langer Nase das Liedchen von «Walter» gesungen hat? Es war eine Hommage an Männer ohne grosse Bedeutung. Notabene aber wurde der vollkommen verblödete Text inkl. Melodie zum Hit, und nur selten wurden schöne Lieder vom Köbu, Chrigu und dem Sepp, dem Annekäthi, der Rosemarie oder dem Trudi und über «unseren» Walter gesungen, obschon diese Vornamen durchaus mehr Respekt verdient hätten.

Mein verstorbener Freund Walter war Dirigent und Lehrer am Konservatorium. Walter hat mir alles beigebracht, was man aus einer Trompete rauspusten kann. Walter war auch ein einfühlsamer Mensch, seine Bewegungen mit dem Taktstock genial und einzigartig, und wenn er auf dem Podium stand, konnte er auch schon etliche Frauenherzen dahinschmelzen lassen. Dann war da noch die kürzlich verstorbene Jazzlegende, mit dem simplen Namen Paul Kuhn, liebevoll «Paulchen» genannt, aber welches Baby möchte heute schon Paulchen getauft werden? Heute wird ein Kind nicht mehr mit solchen einfachen Vornamen getauft. Auch wenn sich manchmal die Vor- und Nachnamen wie eine «Pfuuscht aufs Auge» anhören, muss man trendige Namen haben und «ums Verroden» Jennifer-Lynn Meier, Bryan Hugentobler, Cheyenne Ramseier oder Jason Stirnimann heissen. Da gibts sogar Eltern, die ihre Jungs Jihad taufen, was nichts anderes bedeutet als «heiliger Krieg»! «Mein Gott, Walter», seien wir unseren Eltern dankbar, dass sie uns nicht mit solchen Namen bestraft haben.

Hans (Housi) Mathys, Ebikon

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