jufa – Fachstelle für Jugend und Familie

Herr und Frau Bieri*: Guten Tag, wir machen uns Gedanken über das veränderte Verhalten unseres 14-jährigen Sohnes. Er zieht sich vermehrt in sein Zimmer zurück, nimmt weniger am Familienleben teil und weicht unseren Gesprächen aus. Und nun haben wir in seinem Zimmer auch  noch ein Kondom gefunden. Wir wissen nicht, wie wir uns ihm gegenüber verhalten sollen.

jufa: Liebe Familie Bieri*, wenn die Kinder in die Pubertät kommen, fragt man sich manchmal kopfschüttelnd, «was ist bloss los mit meinem Sohn/meiner Tochter?». Die Pubertät ist für alle eine anstrengende und herausfordernde Zeit. Es finden enorme körperliche und seelische Veränderungen statt, die Eltern-Kind-Beziehung verändert sich und das Interesse an Sexualität erwacht. Sprich, die Achterbahn der Gefühle beginnt. Haben Sie noch Erinnerungen an Ihre eigene Pubertät? Und welche Reaktion von Ihren Eltern wäre damals für Sie hilfreich gewesen?

Herr und Frau Bieri*: In unseren Familien war das Thema Sexualität tabu. Wir haben uns das Wissen über Sexualität selbst über Jugendzeitschriften angeeignet. Aber selbstverständlich waren die dauernden Streite, das beharrliche Nachfragen der Mutter und die fehlende Privatsphäre sehr anstrengend. Wir haben uns gewünscht in Ruhe gelassen zu werden und doch auch Trost und Zuspruch in schwierigen Situationen zu bekommen.

Jufa: Jetzt wo die Kinder ins eigene Sexualleben starten, ist es hilfreich, sich zu vergegenwärtigen, wie Sie damals am liebsten unterstützt worden wären. Sie hätten sich mehr Freiheiten gewünscht, aber auch Interesse und Anteilnahme. Diese Balance gilt es nun zu finden. Sie stehen vor der Herausforderung, sich daran gewöhnen zu müssen, dass Ihr Sohn jetzt über seine eigene Sexualität bestimmen möchte. Je mehr Sie sich in diese Phase der Ablösung einmischen wollen, desto mehr ziehen sich die Kinder zurück. Versuchen Sie, Ihrem Sohn die nötige Privatsphäre zu geben und ihm gleichzeitig klar zu machen, dass Sie für ihn da sind in belastenden Situationen.

Herr und Frau Bieri*: Und wie können wir ihm das klarmachen, wenn er sich uns gegenüber verschliesst?

Jufa: Jungen wie auch Mädchen brauchen ein aufklärendes Gespräch. Bei ihrem Sohn am besten ein Gespräch von Mann zu Mann. Gehen Sie direkt auf ihn zu. Durch Ihre signalisierte Offenheit gewinnen Sie das Vertrauen Ihres Sohnes. Bemühen Sie sich um einen freundlichen und sachlichen Ton. Vermeiden Sie, dass das Gespräch eine peinliche Note bekommt. Zeigen Sie ihm Ihre eigenen Einstellungen hinsichtlich dem Thema Sexualität, zum Beispiel welchen Zeitpunkt Sie für den ersten Geschlechtsverkehr angemessen finden. Wenn sich Ihr Sohn Ihnen gegenüber dann öffnet, ist es aber nicht förderlich, wenn sie ihm eine Moralpredigt halten. Erklären Sie ihm besser Ihre Gefühle und Ängste. Ihr Sohn freut sich bestimmt auch über eine geeignete Aufklärungsbroschüre.

Herr und Frau Bieri: Kennen Sie denn eine entsprechende Homepage, wo wir zu Aufklärungsbroschüren kommen und wo wir uns weiterführende Literatur holen können?

Jufa: Im Internet gibt es verschiedene Seiten, die diese Thematik behandeln. Folgend eine Auswahl davon: www.firstlove.ch oder www.lovelife.ch oder www.sundx.ch

Herr und Frau Bieri*: Vielen Dank für Ihre Tipps!        *Der Name ist frei erfunden