Salutogenese – Zeit über den Menschen zu sprechen

Patrick Seiz, Drogist und Naturheilpraktiker, Drogerie Seiz, Buchrain. Bild zVg.

Gesundheitsratgeber

Der Herbst bietet sich perfekt an, um über das Gesundsein zu schreiben. Er kündet die Jahreszeit an mit den wohl meisten Akutinfektionen. Aber anstatt wie in den letzten Monaten üblich über Erreger zu schreiben, geht es heute um den Menschen.

Die Salutogenese befasst sich mit dem Wechselspiel zwischen Ressourcen und deren Verbrauch. Wobei die Arten der Ressourcen so verschieden sind, wie das Immunsystem komplex ist. Da gibt es beispielsweise die rein physische Muskelkraft, die mentale Kraft, emotionale Kraft oder die Kräfte der verschiedenen Organe. Dabei stellen sie keine freistehenden Tanks dar. Alle sind miteinander verknüpf, von einander abhängig. Schmerzt mich mein Gelenk, hat das Einfluss auf meine Stimmung und das wiederum kann auf mein Immunsystem Einfluss nehmen. 

Deshalb ist es wichtig, dass ich auf mich und meine Ressourcen achte, wie im letzten Gesundheitsratgeber schon thematisiert. Ich kann meine Ressourcen gezielt pflegen. Das war schon das Ziel von Hippokrates (dem «Begründer» der Humoralmedizin) in dem er zur Hauptsache über die Diaita (Lebensführung) therapierte.

Freude tut uns gut, stärkt unser Immunsystem. Um im Alltag mehr Freude zu empfinden, hilft es, dankbarer zu sein. Das heute Selbstverständliche nicht als Solches erachten, sondern sich immer wieder daran erfreuen können, tut uns gut. Sich zum Beispiel freuen können über ein feines und «gesundes» Mittagessen hilft uns somit gleich doppelt. Die gesunde Ernährung beginnt beim Einkaufen von wertvollen und respektvoll produzierten Lebensmitteln, geht über die frische Zubereitung und finalisiert sich im genussvollen Essen der Speisen mit genügend Zeit zum Kauen und Verdauen. Da zeigen sich gleich mehrere Möglichkeiten, es nicht so richtig gesund zu machen, das Ernähren.

Wir erholen uns und unsere Ressourcen im Schlaf. In dieser Zeit wird unser Stoffwechsel vom Parasympathikus regiert. Die Energie wird nach «Innen» geleitet und Regenerations-, Reparaturprozesse werden gestärkt. Neben den körperlichen, funktionellen Bereichen, werden im Schlaf auch Erlebnisse «verarbeitet». So wird offensichtlich, warum schlafen eines der Grundbedürfnisse darstellt wie beispielsweise essen, trinken oder atmen. Das wissen Menschen, welche an Schlafproblemen leiden nur zu gut. Natürlich geht es eine Zeit lang mit wenig oder weniger Schlaf. Auf längere Zeit kann sich das rächen, weil eben die Ressourcen eventuell überlastet wurden und sich nie mehr ganz erholen. Da spielt das Alter aber auch die individuelle Konstitution eine Rolle. Das macht es auch so schwer, das Leben in Zahlen wieder zu spiegeln, was mit Studien immer wieder versucht wird, mit mehr oder weniger Erfolg.

Offensichtlich verfügen Lebewesen über Reparaturfähigkeiten oder Selbstheilungskräfte. Was in der Humoralmedizin als Vis mediatrix bekannt ist. Sie entsteht aus der Lebenskraft, der Vis vitalis, falls Bedarf entsteht. Dieser Denkansatz passt sehr gut in das Modell der Salutogenese, bei der es nicht ein Krank oder ein Gesund gibt, quasi schwarz – weiss. Das ist ein polares Denkmodell und wir befinden uns je nach Situation mal mehr beim Gesundsein-Pol mal mehr beim Kranksein-Pol.

Diese Ausführungen zeigen auf, dass ich den Verlauf einer künftigen Krankheit stark beeinflussen kann, in dem ich mehr oder weniger auf meine Ressourcen achte. Die Kräfte kommen schlussendlich aus dem vorhandenen Reservoir.

Auch wenn Achtsamkeit zuweilen inflationär gebraucht wird, ist die Bedeutung dieses Wortes so wichtig wie selten. Gerne lenke ich die Achtsamkeit auf unsere Worte. Gerade im Zusammenhang mit unserer Gesundheit spielt die Wortwahl eine wichtige Rollen. Auch hier gibt es einen passenden Ausdruck – Nocebo-Effekt. Ich kann also im wahrsten Sinne des Wortes jemanden krank reden. Denn unsere Selbstheilungskräfte reagieren nicht nur auf positive Reize von aussen. Aber dazu mehr in einer weiteren Ausgabe.

Meine Zeit ist, was ich daraus mache. Mein Tag wird das, wie ich ihn annehme. Das funktioniert lange nicht immer aber der Versuch mein Leben auch positiv zu sehen, ist es sicherlich wert. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude im Alltag. Insbesondere an den wunderbaren Farben der schönen Herbsttage. 

Patrick Seiz