Energiewende: Das Potenzial beim Wohneigentum liegt in der Effizienzsteigerung

Finanzratgeber

Bei der Energiewende geht es nicht nur um die Reduktion des Verbrauchs fossiler Energieträger oder um die Steigerung des Anteils an erneuerbaren Energien – es geht vor allem um Effizienzsteigerung. In den Augen der Schweizerinnen und Schweizer können gerade Banken hierzu einen wertvollen Beitrag leisten. In der energetischen Modernisierung von Wohneigentum liegt viel Potenzial verborgen.

Gemäss dem «Kundenbarometer erneuerbare Energien», einer Studie der Universität St. Gallen, die in Zusammenarbeit mit Raiffeisen entstanden ist, erwarten 72 Prozent der Befragten von den Banken eine aktivere Rolle in Bezug auf die Förderung energieeffizienter Technologien. Als Beispiel hierfür nennen sie unter anderem Solarpanels auf den Hausdächern. Kein Wunder: Der Schweizer Gebäudepark beansprucht über 40 Prozent des Energieverbrauchs der Schweiz und verursacht rund einen Drittel des CO2-Ausstosses. Von den 1,64 Millionen Gebäuden in der Schweiz sind 83 Prozent Wohnbauten – viele davon in einem energetisch schlechten Zustand. Trotzdem wird nur rund ein Prozent der Immobilien jährlich saniert.

Wertsteigerung durch energetische Modernisierung 

In Beratungsgesprächen und bei der Vergabe von Hypotheken haben Banken die Chance, das Thema energetische Modernisierung gegenüber ihren Kunden anzusprechen. Die energetische Modernisierung reduziert nicht nur die Energiekosten und steigert den Komfort, sondern erhält vor allem auch den Wert des Gebäudes oder steigert diesen sogar. Wurde eine Immobilie von Grund auf saniert oder generell gut instand gehalten, spielt das Alter praktisch keine Rolle für den Preis. In einem «schlechten» Zustand reduziert sich der Preis mit zunehmendem Alter wesentlich stärker. Deshalb ist eine langfristige Nutzungs- und Erneuerungsstrategie Grundlage für eine optimale Finanzierungsplanung – immer unter Berücksichtigung von Investitionsbedarf, Fördermitteln und steuerlichen Aspekten.

Spezielle Konditionen für energetische Sanierungen

Bei Raiffeisen gelten für Sanierungskredite die gleichen Richtlinien wie beim Kauf einer Immobilie. Die Höhe der Hypothek darf maximal 80 Prozent des Schätzwerts der Immobilie nach erfolgter Sanierung erreichen. Der restliche Sanierungsaufwands muss mit eigenen Geldmitteln finanziert werden. Hierbei gilt es zu beachten, dass die Bank nur die wertvermehrenden Kosten in der Belehnung berücksichtigen kann. Rein werterhaltende Kosten müssen durch den Kunden aus Eigenmitteln beglichen werden. Um die Tragbarkeit zu gewährleisten, darf die aufaddierte Zinsbelastung aller Hypotheken maximal ein Drittel des Bruttoeinkommens ausmachen. Zur Berechnung der Zinskosten wird ein langfristig durchschnittlicher Zinssatz von mindestens fünf Prozent eingesetzt. Bei energetischen Sanierungen bieten sich Spezialhypotheken wie zum Beispiel Öko- oder Nachhaltigkeitshypotheken mit vorteilhaften Konditionen. Wer sich Zeit für die Planung nimmt, profitiert und steigert den Wert und Komfort der eigenen vier Wände.

Sebastian Hermann Leiter Geschäftsstelle