ABC der Berichterstattung 05: Schreiben mit Stil

Dass Sie eine Affinität zum Schreiben und zur deutschen Sprache haben, und dass Ihnen die deutsche Grammatik nicht gerade ein Fremdwort ist, setze ich in diesem Leitfaden voraus (sonst würden Sie sich ja kaum dafür interessieren). Wenn Sie allerdings mehr darüber erfahren möchten, wie man knackige Pressetexte schreibt, empfehle ich Ihnen das eine oder andere Buch des deutschen Journalisten und Journalistenausbildners Wolf Schneider – er gilt als der eigentliche «Guru» der Branche.

Fasse dich kurz!
Im heutigen Journalismus sind kurze Sätze verlangt. Sie sind lesefreundlicher, verständlicher, attraktiver als lange Schachtelsätze. Aber: Auch ein gleichmässiges Stakkato wird auf die Dauer langweilig. Abwechslung macht das Leben reich und den Artikel lesenswert. Als Grundregel gilt: Möglichst kurze Sätze mit aussagestarken Verben und wenigen Adjektiven. Starke Verben sind die Schlüsselwörter im Journalismus. Auf Adjektive können Sie hingegen in den allermeisten Fällen verzichten.

Dritte Person
Schreiben Sie Zeitungsartikel immer in der dritten Person (Einzahl oder Mehrzahl). Ein Zeitungsartikel ist eine Beschreibung, eine Berichterstattung und keine Reklame. Die «Wir-Form» hat deshalb in der Zeitung nichts zu suchen.
Falsch, aber häufig anzutreffen: «Wir vom Samariterverein Hochdorf durften dem staunenden Publikum zeigen, wie…».
Oder: «Wir laden alle Festhühner zur Mega-Monster-Party herzlich ein.»
Richtig dagegen: «Die Hochdorfer Samariter zeigten dem staunenden Publikum, wie…»
Oder: «Alle Festhühner sind zur Mega-Monster-Party herzlich eingeladen».

Ansprache
Das direkte Ansprechen des Lesers und der Leserin ist die richtige Form für einen Brief oder ein Gespräch, nicht aber für die Zeitung.
Deshalb falsch: «Es erwartet Sie an diesem Abend eine grosse Überraschung.»
Richtig dagegen: «An diesem Abend erwartet die Zuhörer eine grosse Überraschung.»

Alles zur rechten Zeit
Berichte über stattgefundene Anlässe werden in der Regel in der Vergangenheitsform geschrieben (Präteritum, Perfekt), im Ausnahmefall auch in der Gegen-
wartsform (Präsens). Hinweise auf Veranstaltungen im Präsens oder Futur.

Viel Spass und good luck!

Guido Gallati, Chefredaktor