ABC der Berichterstattung 03: So wird der Artikel aufgebaut

Wer will, dass ein Zeitungsartikel gelesen wird, muss zuerst mal die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Und dann die Leser bei der Stange halten. Da gilt es, ein paar Grundregeln zu beachten. Aus vielen Erhebungen weiss man, dass die Leser beim Durchblättern einer Zeitung zuerst die Schlagzeilen (Headline) und die Bilder betrachten. Dann die Bildunterschrift (Legende) und den Lead lesen. Und erst, wenn das Thema wirklich interessiert, den ganzen Text. Beim Schreiben läuft es genau umgekehrt: In der Regel fängt man beim Text an, kreiert dann den Lead und die Headline, fügt das Bild hinzu und hängt noch schnell eine Bildlegende an. Bei dieser ist dann meist schon die Luft raus. Und der Bericht müsste ja schon längst abgeschickt sein… Doch ganz zuerst muss man sich bewusst sein, dass Leserinnen und Leser nicht das gleiche Interesse an einer Veranstaltung oder einem Ereignis haben, wie die direkt daran Beteiligten – zum Beispiel die Mitglieder eines Vereins. Wer einen Artikel verfasst, überlegt sich deshalb gleich zu Beginn, welche Informationen für eine breitere Öffentlichkeit wirklich interessant sind. Er schlüpft in die Rolle des unbeteiligten Beobachters, nimmt die Funktion des Berichterstatters wahr.

Nun der Reihe nach: Am Anfang des Artikels steht der Obertitel – auch Dach- oder Vorzeile genannt. Er ist sachlich, nüchtern und informiert über «wer?», «was?», «wann?» und «wo?». Darunter steht gross und fett der Haupttitel. Die Headline – so wird der Haupttitel meist genannt – ist eine Schlagzeile mit der wichtigsten Information. Von ihr hängt ab, ob ein Artikel gelesen wird. Deshalb Mut zu attraktiven, klaren, frechen Titeln! Der eigentliche Bericht beginnt dann mit dem Lead. Berichterstattungen ab 40 bis 50 Zeilen beginnen mit einem sogenannten Vorspann oder eben «Lead» – in der Zeitung meistens fett gedruckt. Der Lead muss die wichtigsten Facts enthalten, das Ereignis auf den Punkt bringen, kurz und knapp darüber informieren, was im Artikel ausführlich beschrieben steht. Sozusagen für Schnellleserinnen und Schnellleser. Der Lead muss auf den Haupttext «gluschtig» machen und sollte nicht mehr als 7 bis 8 Zeilen (à ca. 37 Zeichen) lang sein. Es lohnt sich, am Lead zu arbeiten, sich zu überlegen, was im Bericht nun wirklich das Wichtigste ist.

Nach dem Lead beginnt der Haupttext, der eigentliche Bericht. Hier gilt: Das Wichtigste an den Anfang, das weniger Wichtige an den Schluss! Berichte werden nämlich häufig gekürzt. In der Regel beginnt der Redaktor, vom Schluss her zu kürzen. Neuerdings gehen viele Printmedien dazu über, den Anfang eines Berichts abzudrucken, den Rest bzw. den ganzen Artikel dann aber auf die Website zu stellen, um Platz und Kosten zu sparen. Ein weiterer Grund also, das Wichtige an den Anfang zu stellen. Absätze machen und Zwischentitel setzen, die den Text auflockern – lieber zuviel als zu wenig. Denn längere Artikel brauchen Unterbrechungen, um dem Leser eine Verschnaufpause zu gönnen. Gleiches Prinzip wie beim Haupttitel: Die attraktivste Aussage des folgenden Abschnittes im Zwischentitel aufscheinen lassen. Und nicht vergessen, am Schluss des Artikels den Autor und den Bildautor anzugeben.

Viel Spass und good luck!
Guido Gallati, Chefredaktor