
EBIKON – Im Weingut Rätlisbach pflegen Armin und Conny Sticher 3000 Rebstöcke

Seit 2011 bauen Armin und Cornelia Sticher auf ihrer beschaulichen Liegenschaft Hinder Rätlisbach Reben an. 3000 Rebstöcke der Sorten Johanniter und Muscaris geniessen derzeit die letzten Sonnenstrahlen. Und bald steht die Traubenlese bevor – ab zweiter Oktoberwoche soll die Ernte eingefahren werden.
«Nie hätten wir gedacht, dass wir dereinst Winzer werden», steht als Übertitel bei der Vorstellung des Weingutes Rätlisbach im dieses Frühjahr erstmals erschienenen «Weinführer Zentralschweiz». 40 Weingüter werden hier vorgestellt und die Winzer porträtiert.
Aus der Region Vierwaldstättersee ist Stichers Weinberg in Ebikon mit dabei, harmonisch auf dem Hügelzug Hundsrücken zwischen dem Rotsee und der Reuss gelegen. «Vom Weinberg neben unserem Bauernhaus aus, haben wir den majestätischen Pilatus schön vor Augen und die Mittags- und Abendsonne im Gesicht. Letzteres ist ideal für die Reben, die Süd-Südwestlage kommt ihnen sehr entgegen», schwärmt Armin Sticher. Der 48-jährige Landwirt und Holzbauunternehmer wollte von der Graswirtschaft nicht mehr länger abhängig sein, es lockte etwas Neues. Nun gibts auf dem Hof «nur» noch Mutterkühe – und eben Reben. «Seit meiner zusätzlichen Ausbildung und auf Anraten von Beat Felder, Fachlehrer und Rebbaukommissär der Zentralschweizer Kantone, stand schnell fest, dass wir hier auf den 75 Aren nur Weissweinreben pflanzen, und Weissweine erster Güte produzieren werden, Rotweine in der Region gibt es ja genügend», sagt Sticher.
«Der Klimawandel und die Innovationskraft der Winzer haben dazu beigetragen, dass sich die Rebbauflächen in den letzten fünfzehn Jahren verdreifacht haben und die Qualität der Weine gestiegen ist. Wein aus der Zentralschweiz liegt im Trend. Auch in der Gastronomie und beim Konsumenten.»
Zitat: Weinführer Zentralschweiz
Rätlisbacher Symphonie
Die Pflanzung der 1500 Johanniter-Rebstöcke erfolgte im Jahr 2010 und ein Jahr darauf wurde die zweite Sorte, 1500 Stöcke Muscaris, gepflanzt. 2014 wurde erstmals gelesen und die «Rätlisbacher Symphonie» lanciert. Dazu Schaumweine wie Rätlisbacher Brut, Holunderblüten und Demi Sec. Die Verarbeitung geschieht in Zusammenarbeit mit der Weinkellerei Gasser in Ellikon an der Thur nach traditioneller Flaschengärung. «Dieser Lohnkelterer bürgt für Spitzenqualität, das AOC Luzern-Label für unsere noch jungen Weine ist Ausdruck erster Güte.» Das wird auch diesmal so sein. Die Zeichen stehen gut, die Süsse und die Säure sind in gutem Zusammenspiel, das Wetter stimmte bisher. «Es kann fast nichts mehr schief laufen, wir sind zuversichtlich», sagt Sticher. Die gerade heute wieder gemessenen Öchsle-Grade sind bei ihm allerdings nicht das A und O, es müsse einiges zusammenfinden. Und auch die gefürchteten Essigfliegen oder Kirschessigfliegen sind derzeit kein Problem, sonst käme noch Bio-Kalk zum Einsatz. «Ein idealer Traubenschutz als letzte Massnahme. Der hinterlässt bei der Gärung keine Spuren und wirkt sich nicht auf die Qualität aus.»
Viel Zeit und Herzblut
«Wir investieren viel Arbeit, Zeit und Herzblut in unseren schönen Rebberg, um die 3000 Rebstöcke. Bei der Arbeit dürfen wir immer auf unsere Verwandtschaft zählen», sagt Conny Sticher. «Die Reben müssen das ganze Jahr gepflegt werden.» Und wenn es nun bald um die Lese geht, so kann das Winzerpaar vom Rätlisbach auf viele gute Geister zählen: Freunde und Bekannte helfen gerne mit, dass bei der manuellen Lese – die reifen Trauben werden allesamt von Hand geschnitten – aus den Reben später auch ein edler Weingenuss wird. Der Grossteil der beiden bisherigen «Weissen» und die Schaumweine sind in der Region in einigen Restaurants und Hotels zu finden, sind auch bei Apéros auf dem Hof zu geniessen oder können direkt bei der Familie Sticher bestellt werden. Infos: www.raetlisbacher-weine.ch
Rolf Willimann