Tore für den Berufsnachwuchs geöffnet

ADLIGENSWIL – Heutzutage ist es ein Kreuz mit Berufswahl und Lehrstellensuche. In Zeiten, in denen – zumindest in vielen Bereichen – Lehrstellenknappheit herrscht, die Anforderungen an Junge extrem gestiegen sind und von Pubertierenden immer früher zukunftsweisende Entscheide gefordert werden, haben es auch die Eltern nicht immer leicht. Am Mittwoch letzter Woche öffnete Ringier Print in Adligenswil ihre Tore für einen Info-Anlass in Sachen Berufsbildung.

Es gibt sie, die Jugendlichen, die schon früh Berufsziele im Kopf haben und diese dann auch zielstrebig verfolgen. Und es gibt auch die Eltern, die den akademischen Berufsweg ihrer Sprösslinge schon vor deren Geburt geplant haben und diesen dann auch rigoros vorantreiben, sobald das Kind auf der Welt ist. Am besten bilingue erziehen, Chinesisch-Kurse mit drei Jahren und daneben Klavier- und Tennis-Unterricht…

Man darf sich ab und zu auch fragen, ob wir tatsächlich so viele Juristinnen und Juristen oder BetriebswirtschafterInnen brauchen, wie sie sich da derzeit so im Ausbildungspool tummeln. Offenbar gehen heute finanzielle Sicherheit und sozialer Status vor, wenn es um die Entscheidung geht, welchen Beruf man erlernen möchte. Wünsche und (realistische) Träume scheinen dabei häufig auf der Strecke zu bleiben. Dennoch und zum Glück gibt esaktuell auch eine grosse Anzahl von Jugendlichen (und deren Eltern), die ihre Berufswahl nach ihren eigenen Interessen und Eigenschaften ausrichten.

Anforderungen steigen
Gerade in dem Alter, in dem man sich um eine Lehrstelle bemühen muss, sofern man sich nicht für eine höhere Schule und Studium entschlossen hat oder die Schulnoten dafür nicht ausreichen, sind viele Jugendliche orientierungslos. Und die Konkurrenz um Lehrstellen in den «beliebten» Berufen ist relativ gross und die Anforderungen an die Teenager scheinen immer grösser zu werden. Gleichzeitig sind jedoch auch die Möglichkeiten der Jungen extrem gewachsen. Hatte man sich früher noch für einen Beruf entschieden, bedeutete dies in der Regel, dass man diesen auch für den Rest seines Lebens ausüben würde. Heute jedoch sind viele Wege offen, die früher verwehrt waren. Weiterbildungen, Berufsmatura sowie die stetigen Veränderungen in Technologie und Arbeitsmarkt machen die Berufswahl nicht mehr ganz so sakrosankt, wie das früher der Fall war – dafür werden höhere Ansprüche gestellt. Auch die Entscheidungsfindung wird mittlerweile unterstützt, nicht nur durch die altbekannten Berufsberater. Orientierungsveranstaltungen an Schulen, Berufswahljahre, Auslandsaufenthalte, Schnupperlehren und nicht zuletzt das Internet erleichtern die Suche nach der passenden Ausbildung.

Information und Orientierung
Genau in diesem Sinne versucht auch die Ringier Print attraktive Berufe ihrer Branche, die jedoch vielleicht nicht so ganz im Mittelpunkt des Interesses der Heranwachsenden stehen, an den Mann und an die Frau zu bringen. In Zusammenarbeit mit der Viscom und dem Berufsbildungszentrum Bau und Gewerbe Luzern hat die Ringier Print daher letzte Woche einen Orientierungsanlass für Interessierte veranstaltet, um zwei Berufe vorzustellen, in denen geeigneter Nachwuchs gesucht wird:  Drucktechnologin/Drucktechnologe und Printmedienverarbeiterin/ Printmedienverarbeiter.

Ringier Print Adligenswil

Ringier Print Adligenswil
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Drucktechnologe
Die Ausbildung für diesen Beruf dauert 4 Jahre und bietet die Fachrichtungen Bogendruck, Rollendruck, Siebdruck und Reprografie. Die Lehre kann u.a. in Druckereien, Ateliers und Kopierzentren absolviert werden. Ein gutes Empfinden für Formen und Farben sowie das Interesse, an elektronisch gesteuerten Geräten und Maschinen zu arbeiten, sind gute Voraussetzungen für diese Branche. Zudem sind Organisationstalent und die Fähigkeit zu kombinieren hilfreich. Drucktechnologinnen und Drucktechnologen lösen im Laufe des Arbeitsprozesses eine Vielzahl unterschiedlicher Aufgaben, um sicherzustellen, dass die gewünschte Farbe korrekt reproduziert wird. Es gilt, die richtig Farbe für das vom Kunden gewählte Papier zu bestimmen und die Druckmaschine dafür einzurichten. Nur wenn Farbe, Papier und Druckmaschine richtig aufeinander abgestimmt sind, entsteht ein über den ganzen Auftrag hinweg farblich perfektes Resultat

Drucken ist ein Hightechberuf. Eine Arbeit an modernen, hochpräzisen und elektronisch gesteuerten Maschinen, deren Wert oftmals die Millionengrenze übersteigt. Die interessante Mischung von Technik, Farbgefühl und modernster Informatik machen diesen Job so attraktiv. Die Verantwortung, im Mittelpunkt einer Drucksachenherstellung zu stehen und in direktem Kontakt mit den Kunden für die korrekte Umsetzung der Farbwünsche auf dem zu bedruckenden Material zu sorgen, machen den Beruf zusätzlich anspruchsvoll und spannend.

Printmedienverarbeiter
Dieser Job bietet die Möglichkeit, berufliche Eignungen und Interessen sowohl in einem technischen wie auch in einem kreativen Bereich umzusetzen, ob nun in Grossbuchbindereien, handwerklichen Buchbindereien, Druckereien, Zeitungsdruckereien, Ateliers oder ähnlichem. Diese Lehre dauert drei bzw. vier Jahre und offeriert vier Fachrichtungen: Bindetechnologie, Buchbinderei, Versandtechnologie und Druckausrüstung. Printmedienverarbeiterinnen und Printmedienverarbeiter stehen am Ende der Produktionskette. Sie tragen eine grosse Verantwortung bei der Fertigstellung von Drucksachen, wenn man bedenkt, dass für Herstellung und Druck bereits viel Geld geflossen ist. Der wichtigste und alles entscheidende Schritt, damit schlussendlich ein Buch, eine Broschüre, ein Prospekt oder ein Flyer ausgeliefert werden kann, ist diesem Berufszweig vorbehalten. Printmedienverarbeiterinnen und Printmedienverarbeiter geben dem Produkt den letzten Schliff.

Es gilt eine Abfolge von hochkomplexen Arbeitsschritten zu planen, zu koordinieren und in der richtigen Reihenfolge umzusetzen. Da wird geschnitten, gefalzt, geleimt, zusammengetragen, geheftet, geprägt, gegrillt und schliesslich bandiert, gebündelt, verpackt und spediert, je nach Drucksache. Für diese Vorgänge stehen verschiedenste mechanisch und elektronisch gesteuerte Geräte und Hightechanlagen zur Verfügung. Für junge Menschen mit Organisationstalent und Kreativität sowie Interesse an gedruckten Medien ist diese Ausbildung eine sinnvolle Option. Handwerkliches und gestalterisches Geschick, eine kreative Ader und der Wunsch, mit kostbaren Materialien zu arbeiten, sind für diesen Beruf von Vorteil.

Von Direktor Kurt Hegele begrüsst
Der Anlass am Sitz der Ringier Print in Adligenswil konnte von interessierten Jugendlichen, Eltern, Lehrpersonen sowie Berufs- und Laufbahnberatern besucht werden. Kurt Hegele, Direktor der Ringier Print Adligenswil, begrüsste die Besucher mit einleitenden Worten. Danach wurden die zur Diskussion stehenden Ausbildungen im Detail erläutert. Dabei kamen auch Auszubildende zu Wort, welche zur Zeit entsprechende Lehren bei Ringier absolvieren. Eine interessante Führung durch den imposanten Betrieb bot den Teilnehmern Gelegenheit, konkrete Fragen zu stellen, welche ausführlich von Kurt Hegele beantwortet wurden. Im Anschluss präsentierte Samuel Bucher, Drucktechnologe EFZ, Gewinner des Zentralschweizer Gutenbergpreises und Teilnehmer an den Worldskills 2015 in Brasilien (Weltmeisterschaft Lehrberufe) seine Eindrücke und Erfahrungen an der Weltmeisterschaft in Saõ Paulo. Abgerundet wurde der Info-Anlass mit dem abschliessenden Apéro, der Gelegenheit für weitere Fragen und Gespräche bot.

Fazit
Es gibt eben nicht «nur» die AkademikerInnen, den Bürogummi, den Handwerker, die Friseuse und den Kellner – es gibt viele tolle Berufe, von denen die meisten Jungen nichts wissen. Anlässe wie dieser der Ringier Print machen das auf vorbildliche Weise klar. Im Interesse der Jugend kann man nur auf viele Nachahmer hoffen.

Stefan Jäggi