«Garagisten müssen zusammenhalten»

Wie selektioniere ich Lernende richtig? Experte Andreas Billeter gab den Garagisten wertvolle Tipps. Bild apimedia

Das Jahr 2019 war für das Autogewerbe wiederum ein bewegtes. Die wesentlichen Erkenntnisse: Die Suche nach geeignetem Nachwuchs bleibt schwierig, die Digitalisierung eine Herausforderung und Chance zugleich.

Das Autogewerbe ist in Bewegung. Das war an der Winter-Mitgliederversammlung des AGVS Zentralschweiz in Nottwil vom vergangenen Mittwoch unschwer festzustellen. Vor rund 150 Mitgliedern blickte Präsident Dani Portmann zunächst auf die Zentralschweizer Bildungsmesse Zebi zurück, wo der AGVS Zentralschweiz mit seinem attraktiven Stand wiederum Tausenden Jugendlichen die Attraktivität der Autoberufe aufzeigen konnte. Weiter bewarb Portmann die Integrationsvorlehre (INVOL), die sich an anerkannte Flüchtlinge und vorläufig aufgenommene Jugendliche richtet. Seit dem Startschuss in diesem Sommer haben acht Betriebe aus der Zentralschweiz einen Flüchtling aufgenommen. Die Bilanz nach den ersten Monaten fällt positiv aus.

«Diesen Menschen ist bewusst, dass das Projekt für sie eine riesige Chance darstellt. Darum sind sie entsprechend motiviert und haben auch gute Umgangsformen», so der Tenor. Ziel des Projekts ist es, dass die Flüchtlinge nach dem INVOL-Jahr in eine reguläre Grundbildung (EFZ oder EBA) eintreten können.

Wie selektioniere ich Lernende richtig? Experte Andreas Billeter gab den Garagisten wertvolle Tipps. Bild apimedia

Fahrzeugwechsel online

Vor dem Hintergrund, dass heute jeder vierte Lehrvertrag aufgelöst wird, über die Hälfte davon im ersten Lehrjahr, zeigte Andreas Billeter den Garagisten in seinem Referat auf, worauf sie bei der Rekrutierung von Lernenden unbedingt achten müssen und wie sie ihre Lehren für die Jugendlichen attraktivieren können.

Christoph Keller, Präsident der Berufsbildungskommission (BBK), durfte 18 junge Berufsleute ehren, die vor kurzem eine Weiterbildung zum Automobildiagnostiker, Werkstattkoordinator oder HFP Betriebswirt im Automobilgewerbe abgeschlossen haben. Unter den erfolgreichen Absolventen war in der Person von Automobildiagnostikerin Eveline Wermelinger aus Hasle auch wieder mal eine Frau. Nach den Ehrungen demonstrierten Peter Kiser und Mario Wobmann vom Luzerner Strassenverkehrsamt ein neues Online-Tool
zum Fahrzeugwechsel, das Luzern als erster Kanton schweizweit eingeführt hat. Die Applikation ermöglicht es den Garagisten, einen Fahrzeugwechsel selber – ohne Besuch beim Strassenverkehrsamt – durchzuführen.

«Nicht unter Wert verkaufen»

Darauf gab der Präsident Einblick in die schwierigen Verhandlungen mit den Gewerkschaften Syna und Unia und beleuchtete den neuen Gesamtarbeitsvertrag (GAV), der am 1. Januar 2020 in Kraft tritt. Für reichlich Gesprächsstoff sorgte die am Vorabend der Versammlung ausgestrahlte «Kassensturz»-Reportage. Fazit der getätigten Garagentests: Die Leistungen sind oft ungenügend und die Preispolitik fragwürdig. Laut Portmann zeichnet der Bericht ein falsches Bild der Garagisten. «Und was ist schlimm daran, wenn wir mit dem Öl ein paar Franken verdienen?» Weiter forderte er die Anwesenden auf, sich nicht unter ihrem Wert zu verkaufen, was in Zeiten zunehmenden Preisdrucks leider immer häufiger der Fall sei. Portmanns Appell: «Wir müssen
zusammenhalten statt uns gegenseitig zu bekämpfen.»

Daniel Schwab