„Es wird nie mehr so sein wie vorher“

Ab nächster Woche dürfen Bars und Restaurant unter Auflagen wieder Gäste empfangen. Auch der Frohsinn in Udligenswil ist gerüstet für den Wiederanfang. 

Der Bundesrat hat beschlossen, dass die Restaurants ab Kalenderwoche 20 wieder öffnen dürfen. Dies allerdings nur unter strengen Auflagen. Nichts desto trotz sind viele Gastronomen froh, nun wieder Gäste empfangen zu dürfen. Wir haben mit Philipp Röthlin vom Frohsinn in Udligenswil gesprochen. 

Wie haben Sie den Entscheid des Bundesrates Ende April aufgenommen, dass die Gastro nun doch am 11. Mai wieder öffnen darf?

Philipp Röthlin: Ich hatte gemischte Gefühle – war aber in erster Linie sehr froh. Froh, endlich wieder arbeiten zu können! Auf der anderen Seite ist da diese Ungewissheit, wie jetzt alles weitergeht und was die Langzeitfolgen von Corona sein werden. Jetzt sind wir wieder sehr gut gebucht – viele wollen offenbar gleich wieder ins Restaurant essen gehen, jetzt wo man wieder darf. Aber wie das Ganze dann im Herbst und Winter aussieht, ist mir nicht so klar im Moment. Die Wirtschaft hat sehr gelitten, das werden wir dann im Herbst vielleicht zu spüren bekommen, wenn die grossen Essen anstehen würden.

Was für eine Zeit liegt nun bald hinter Ihnen? Wie waren die letzten Wochen für Sie?

Röthlin: Ehrlich gesagt, liegt eine entspannende Zeit hinter mir. Ich konnte seit langer Zeit nicht mehr so runterfahren wie in den vergangenen Wochen. Nachdem alles geregelt war, was die Mitarbeiter betrifft, musste ich morgens beim Aufstehen erstmals seit Jahren an nichts mehr denken. Es war wieder etwas wie früher in der Kindheit (lacht!). 

Gerade zum Thema Gastgewerbe herrschte lange Unklarheit. Wie sind Sie mit dieser Situation zurecht gekommen?

Röthlin: Das hat mich nicht so sehr gestört. Es war mir von Beginn weg klar, dass wir vom Gastgewerbe lange geschlossen bleiben müssen. In den Restaurants und Bars kommen immer viele Leute zusammen, das hat das Ganze so an sich. Und genau solche Menschenmengen wollte man ja nicht. Mit diesen Tatsachen vor Augen war es also klar, dass unsere Branche ganz speziell von Corona getroffen werden würde – und dass wir wohl zu den Letzten gehören, die wieder öffnen dürfen. 

Unter welchen Bedingungen können Sie nun am 11. Mai wieder öffnen? Liegt da noch viel Arbeit vor Ihnen?

Röthlin: Die Tische müssen zwei Meter Abstand haben. Das ist bei uns aber nicht so ein Problem, da wir schon vorher nicht so eng bestuhlt hatten. Ebenfalls dürfen pro Tisch nicht mehr als vier Leute sitzen – ausser es handelt sich um eine Familie. Für meine Angestellten habe ich genügen Handschuhe, Masken und Desinfektionsmittel parat, so dass sich alle schützen können. Ausserdem werden wir zu Beginn unsere Karte etwas verkleinern um mal zu schauen, wie das alles jetzt wieder anläuft. 

Können Sie verstehen, dass einige Restaurants und/oder Bars nicht eröffnen, weil es sich für sie nicht lohnt?

Röthlin: Ja, das kann ich sehr gut verstehen. Einige Räumlichkeiten sind zu klein um den Betrieb unter den vorgegebenen Richtlinien wieder eröffnen zu können. Aber auch zu grosse Lokale sind nicht unbedingt von Nutzen. Da haben bestimmt viele Bedenken, dass man genügend Umsatz für die laufenden Kosten reinholt.

Wie gross ist der Schaden der letzten Monate, als man geschlossen bleiben musste?

Röthlin: Der finanzielle Schaden hält sich für uns in Grenzen – wir sind glimpflich davongekommen. Unsere Vermieter haben von sich aus gleich die Mieten reduziert, was natürlich sehr geholfen hat. Die Angestellten konnte ich beim RAV anmelden – das mit den Löhnen war somit auch geregelt.

Uns muss aber klar sein, dass es nie mehr so sein wird, wie vorher. Der Frohsinn war mitten in einer Aufwärtsspirale – wir machten Jahr für Jahr Schritte vorwärts. Nun kam dieser abrupte Unterbruch – das wird einiges ändern. 

Was nehmen Sie als Gastronom mit aus dieser Zeit? Gibt es da auch Positives?

Röthlin: Das ist zum jetzigen Zeitpunkt noch schwierig zu sagen. Es war eine sehr harte Zeit, die nun hinter uns liegt. So etwas möchte ich eigentlich nicht noch einmal durchstehen müssen! Man durfte in diesen Monaten aber auch merken: Man schafft viel mehr als man meint. Irgendwie geht es immer weiter!

Text und Interview: Sara Häusermann