Studie beweist: Zürcher haben modisch die Nase vorn

Die Schweizer Modebranche ist in Bewegung. Überall eröffnen grosse Marken neue Filialen und der E-Commerce erlebt geradezu einen Boom. Doch wer hat modisch die Nase vorn?

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Die Schweiz gilt zwar nicht unbedingt als eine Modemetropole, dennoch spielt die Kleidung auch hier eine zunehmend wichtige Rolle. Immer mehr Schweizer achten bewusst auf eine moderne Auswahl ihrer Klamotten und sind durchaus bereit, dafür viel Geld auszugeben. Dies zieht geradezu einen Boom der Modebranche nach sich – weit über Zürich hinaus. Und auch der E-Commerce befindet sich im Aufschwung. Mode online bestellen, das liegt aktuell voll im Trend und bringt gänzlich neue Geschäftsmodelle wie jenes des deutschen Startups Outfittery hervor. Wer selbst nicht kreativ oder stilsicher genug ist, kann sich hier von Modeexperten ganze Outfits zusammenstellen und direkt in der passenden Grösse nach Hause senden lassen. Klar, dass sich das Unternehmen dementsprechend auch dafür interessiert, wie sich ihre Zielgruppen kleiden. Aus diesem Grund startete es eine repräsentative Umfrage zum Thema Kleidungsstil in der Deutschschweiz. Die Ergebnisse halten durchaus die eine oder andere Überraschung bereit.

George Clooney und Roger Federer als Style-Vorbilder

fotolia.com – Andrej
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Dass die Schweiz in der Modeszene bisher eine eher untergeordnete Rolle spielte, liegt auch in der kulturell bedingten Bescheidenheit der Schweizer begründet. Obwohl hier zwar beinahe jeder grossen Wert auf sein Äusseres legt, gibt das niemand gerne zu. Dazu gehört auch – aber nicht nur – die Kleidung. Wie in anderen Ländern ebenfalls, ist das in Grossstädten prinzipiell stärker ausgeprägt als in ländlichen Gebieten. Während viele Trends also nach wie vor mehrere Monate bis Jahre brauchen, um von den USA in die Schweizer Berge zu gelangen, sieht das in den grösseren Städten wie Zürich oder Bern anders aus. Dank digitaler Medien und Plattformen wie Instagram braucht es heutzutage nur noch wenige Sekunden, damit sich Trends weltweit verbreiten. Das Style-Vorbild der Schweizer schlechthin sei in diesem Zuge George Clooney, konnte die Studie aus dem Hause Outfittery herausfinden. Die Schweizer mögen es also elegant und erwachsen. Anstelle von Ripped Jeans oder Tanktops greift man hier lieber zu Anzug, Hemd oder einem Poloshirt. Doch Inspiration holen sich die Schweizer Männer nicht nur im Ausland. Auch die Schweiz selbst hat einige stilbewusste Herren zu bieten. So befindet sich auf dem zweiten Platz der Style-Vorbilder niemand Geringeres als Roger Federer, einer der erfolgreichsten Tennisspieler aller Zeiten. Auf Platz drei der Stilvorbilder landet der Fussballer und das Werbegesicht für Calvin Klein: David Beckham.

Schweizer Frauen kleiden sich gerne elegant und teuer

: fotolia.com – Полина Власова
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Für namhafte Marken haben viele Schweizer ohnehin eine Schwäche. Auch die Frauen mögen es gerne elegant und orientieren sich an klassischen Stilikonen wie Jackie Kennedy. Wo ein Markenname prangt und das Preisschild einen vierstelligen Betrag anzeigt, greifen vor allem in Zürich die Schweizerinnen gerne und tief ins Portemonnaie. Als absoluter Modeklassiker gilt das kleine Schwarze, denn mit den richtigen Accessoires kombiniert ist es für jeden Anlass geeignet. Aber auch die legendären Pumps mit der roten Sohle dürfen vor allem in Grossstädten nicht im Schrank der Schweizer Damenwelt fehlen. Aber warum eigentlich? Auch darauf liefert die Outfittery-Umfrage interessante Antworten: 50 Prozent der Befragten gaben demnach an, dass Kleidung für sie bei Liebesbeziehungen sowie im Dating eine grosse Rolle spielt. Sie achten also bewusst darauf, was ihr Gegenüber trägt. Kleider machen Leute – im wahrsten Sinne des Wortes. Mode hängt somit unmittelbar mit der subjektiv empfundenen Attraktivität eines Menschen zusammen, auch bei sich selbst. Wer sich also mit seiner Kleiderwahl wohlfühlt, tritt selbstbewusster auf. Dies wiederum wirke sich positiv auf die Karriere aus, behaupten 74 Prozent der Schweizer. Gute Kleidung schinde Eindruck und könne eine Beförderung initiieren, sind sie sich sicher. Dem stimmen zwar nicht alle Teilnehmer der Umfrage zu, jedoch glauben 43 Prozent, dass zumindest falsche Kleidung den beruflichen Aufstieg behindern könne. Gute Kleidung macht also nicht automatisch erfolgreich, doch eine unpassende Kleiderwahl kann durchaus die eine oder andere Karriere frühzeitig beenden. Tatsächlich belegen Studien immer wieder, dass Kleidung und beruflicher Erfolg untrennbar zusammenhängen. Das beginnt bereits im Vorstellungsgespräch.

Zürich gilt als Schweizer Modehauptstadt

Sei es dem beruflichen Erfolg oder dem höheren Einkommen wegen, jedenfalls scheint Mode in Zürich die grösste Rolle zu spielen. 37 Prozent der Befragten gaben an, in Zürich würden die bestgekleideten Schweizer wohnen. Bern folgt auf dem zweiten Platz mit nur sieben Prozent. Vier Prozent sahen Luzern modisch ganz vorne. Inwiefern das Einkommen damit zu tun hat? Ganz einfach: Wer mehr Geld pro Monat zur Verfügung habt, gibt auch mehr Geld für Kleidung aus. Durchschnittlich 2,2 Prozent ihres Einkommens gehen bei den Schweizern für Mode und Schuhe drauf. Das ist gleich viel wie für Spenden und Geschenke. Kleidung gilt somit als Luxus, den sich nicht jeder leisten kann oder will – zumindest, wenn es um die in der Schweiz so beliebte, aber teure Designerware geht. Zufrieden sind die meisten Schweizer Männer mit ihrer Ausbeute dennoch nicht: So konnte Outfittery in einer weiteren Umfrage herausfinden, dass 58 Prozent der Herren gerne besser gekleidet wären. Sie sind mit ihrem aktuellen Kleiderschrank also nicht glücklich, jedoch fehlt es an ausreichend Zeit oder Geld, um den eigenen Look aufzupeppen. Dennoch schätzen die meisten Befragten ihren Stil auf einer Skala von eins bis zehn mit einer sieben überdurchschnittlich gut ein. Bei den Frauen sind es sogar 69 Prozent, die modisch gerne mehr aus sich herausholen würden. Bei ihnen ist im Gegensatz zur Männerwelt jedoch nicht die „Shopping-Unlust“ als Hauptgrund zu nennen, sondern die Unzufriedenheit mit der eigenen Figur. Einige Damen und Herren beschweren sich zudem über eine mangelnde Auswahl an Kleidungsgeschäften in der Umgebung.

Jede Stadt hat ihren eigenen Style

fotolia.com – javiindy
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Nobel und elegant – das beschreibt den Schweizer Modegeschmack zwar ganz gut, jedoch trifft das vor allem auf Genf und Lugano zu. Tatsächlich hat nämlich jede Stadt in der Schweiz ein Stück weit ihren eigenen Style entwickelt. Wahre Kenner können dadurch sogar auf den ersten Blick erkennen, woher ihr Gegenüber vermutlich stammt. Turnschuhe und ein sportlicher Look deuten beispielsweise auf Bern hin. In Zürich tummeln sich hingegen die Hipster, also jene Zielgruppe, welche sich modisch gerne ausprobiert und stets die neuesten Trends mitgeht. Übergrosse T-Shirts oder Levis-Jeans im 90er-Jahre-Look prägen das Stadtbild. Dennoch betrifft das vor allem die jüngeren Generationen, während die Zürcher mit steigendem Lebensalter in der Regel eleganter, dafür aber weniger kreativ werden. Auch in Bern gehören – aller Sportlichkeit zum Trotz – Anzüge nach wie vor zur Grundausstattung im männlichen Kleiderschrank, während sich die Frauen in Lausanne liebend gerne sexy kleiden – beispielsweise mit dem kleinen Schwarzen am Tag und einem freizügigen Negligé in der Nacht. Ganz anders geht es in Basel zu. Die Stadt gilt als die „lässigste“ in der gesamten Deutschschweiz. Jogginghosen und Sneakers dürften hier in der Freizeit die wohl beliebtesten Kleidungsstücke der Wahl sein. Der Gegensatz zu Genf ist damit denkbar gross: Schlicht, kurz und schwarz – so bringt die Damenwelt ihren Style hier auf den Punkt.