Elia seit

Elia Saeed, redaktioneller Leiter. Bild Lars de Groot

Wie definiert sich der Wert der Arbeit? Hat eine Beschäftigung, die besser bezahlt ist als eine andere, auch dementsprechend einen höheren Wert? Ist der Begriff der «Arbeitslosigkeit» nicht viel passender mit dem Ausdruck «Erwerbslosigkeit» umschrieben? In letzter Zeit werden Fragen zur gerechten Entlöhnung und der Gefahren einer auseinanderklaffenden Lohnschere immer häufiger diskutiert. Ohne Abfallentsorger wäre die Stadt bis übermorgen eine graue breiige Masse, während die Abwesenheit eines Hedge-Fund-Managers eventuell sogar positive Auswirkungen auf die Gesellschaft hätte. Trotzdem wird die Arbeit des Managers horrend hoch bezahlt, währenddessen der «Müllmann» einiges weniger verdient. Dazu kommt, dass die wichtigsten Arbeiten meist unbezahlt vollbracht werden. Die Erziehung der Kinder oder die Pflege der bedürftigen Angehörigen zum Beispiel. Haben solche Arbeiten keinen Wert, weil sie nicht bezahlt werden? In einer maschinellen Welt, in der alles auf 1 und 0 basiert, lautet die Antwort: Ja. Leider. Die Wertschätzung der Arbeit wird erst erfasst, nachdem der Beitrag zum BIP und somit zum Wirtschaftsstandort Schweiz geleistet wurde. Bei genauerer Betrachtung auf das Bruttoinlandprodukt (BIP) stellt sich schnell heraus, welche Eigenschaften eine heute «funktionierende» Wirtschaft braucht, damit Arbeitsplätze geschaffen werden. Global agierende Pharmazie-Unternehmen, welche ihren Umsatz durch mehr (scheinbar) kranke Menschen steigern können. Oder florierende Grossbanken, welche davon abhängig sind, dass ständig neue Schulden produziert werden. Auch die Kriegswirtschaft bietet expandierende Märkte. Doch will man in einem System arbeiten und leben, welches davon abhängig ist, dass die Leute durch die Gegend rennen um zu arbeiten, damit ihre Schulden bezahlt werden können, dabei noch all ihre Krankheiten behandeln müssen und sich gleichzeitig noch gegenseitig bekämpfen?