«Sie fragen, wir antworten …»

Liebe jufa, vor zwei Monaten sind wir Eltern geworden und wir sind sehr glücklich darüber. Neben vielen wunderschönen Momenten mit unserer kleinen Tochter stellt uns aber vor allem ihr ständiges Schreien vor eine grosse Herausforderung. Sie schläft kaum, weder nachts noch tagsüber und schreit praktisch ununterbrochen. Wir machen uns Sorgen, dass ihr etwas weh tut und wir sie vielleicht falsch behandeln. Mittlerweile sind wir auch erschöpft, da wir selber kaum noch schlafen. Was machen wir falsch und was können wir tun, damit das Schreien aufhört? C. & F. Huber*

Liebe Familie Huber*, es ist verständlich, dass Sie sich Sorgen machen, wenn Ihre kleine Tochter viel schreit und weint. Viele Eltern sind in einer solchen Situation verunsichert und fragen sich, was ihrem Kind denn fehlt. In den allermeisten Fällen besteht allerdings kein Grund zur Sorge. Dennoch ist es wichtig, alle organischen Ursachen (z.B. eine Hernie oder Reflux) für das ständige Schreien ausschliessen zu können. Liegen keine körperlichen Ursachen vor, so versuchen Sie dem Schreien am besten dadurch auf den Grund zu kommen, indem Sie verschiedene Dinge ausprobieren. Manchmal schreit das Kind ganz einfach, weil es Hunger hat. In diesem Fall kann es bereits helfen, wenn man ihm die Brust gibt. Sucht das Kind jedoch vor allem Nähe, so ist es wenig empfehlenswert, es immer gleich in den Arm zu nehmen und trösten zu wollen. Es ist zwar wichtig, das Kind zu beachten und ihm zu zeigen, dass jemand da ist, wenn es schreit. Nehmen Sie das Kind aber jedes Mal in den Arm, so kann dies dazu führen, dass es noch mehr schreit, um stets in den Arm genommen zu werden. Da kann es helfen, die Anwesenheit auch dadurch zu zeigen, dass man ihm eine Hand auf die Stirn legt.
Weitere Massnahmen, die helfen können, sind beispielsweise Bauchmassagen oder eine Veränderung der Liegeposition. Es hilft, wenn Sie versuchen, die zuvor im Bauch der Mutter empfundene Nähe und Geborgenheit im Bettchen zu simulieren. Sie können eine Art Nest machen, dazu warme Chriesisteinkissen hineinlegen oder das Kind ganz eng in ein Tuch einwickeln. Auch ein warmes Bad vor dem Schlafengehen, frische Luft oder Turnbewegungen können helfen. Am besten, Sie probieren Verschiedenes aus und schauen, ob Ihre Tochter ruhiger wird. In vielen Fällen legen sich die Schreianfälle auch von alleine nach den ersten drei Lebensmonaten.
Wichtig ist, dass Sie selber genügend Energie haben, das häufige Schreien Ihrer Tochter auszuhalten. Wenn Sie sich, wie Sie schreiben, mittlerweile völlig erschöpft fühlen, sollten Sie unbedingt dafür sorgen, zwischendurch entlastet zu werden. Ihre Tochter spürt, wenn Sie müde und erschöpft sind und diese Anspannung überträgt sich auf Ihr Kind, was zu vermehrtem Schreien führt. Um diesen Kreis zu durchbrechen, können Sie als Eltern sich gegenseitig entlasten, indem Sie sich nächteweise abwechseln und so jeweils eine Nacht ruhig durchschlafen können. Sollten beide Elternteile zu erschöpft sein, zögern Sie nicht, auch extern Hilfe zu holen. Häufig ist eine gewisse Hemmschwelle vorhanden und Sie denken vielleicht, als Eltern versagt zu haben. Ihr Kind einmal über Nacht zu den Grosseltern oder Freunden zu geben, bedeutet auf keinen Fall ein Versagen Ihrerseits oder dass Sie etwas falsch machen. Im Gegenteil, Sie beweisen so Verantwortung gegenüber Ihrem Kind sowie Ihren eigenen Bedürfnissen. Nur wenn Sie sich ausreichend erholt fühlen, können Sie Ihrer Tochter Stand halten und Ihre eigene Ruhe auf sie übertragen.
*Die Namen sind frei erfunden.