Elia seit

Elia Saeed, redaktioneller Leiter. Bild Lars de Groot

Die Fasnacht ist ein schöner Brauch. Jährlich wird mit lautem Getöse und einer brennenden Puppe der Winter und somit die bösen Geister vertrieben. In Luzern gilt diese Jahrhunderte alte Tradition als Riesen-Ereignis und als die fünfte Jahreszeit. Stolz nennt man die beste Fasnacht der Schweiz oder sogar Europas sein eigen. Gewiss unterscheidet sich die Rüüdigi Lozärner Fasnacht von den Karnevals und Carnevales in Köln oder Venedig. Jedoch wird überall derselbe Brauch zelebriert. Die Tage vor dem Aschermittwoch werden in Ausgelassenheit, Fröhlichkeit und überschäumender Lebensfreude gefeiert. Es herrscht buntes Treiben auf allen Gassen. Man sieht die Menschen, wie sie sich in ihrer Kreativität ausdrücken und die Luft mit kakophonischen Klängen vibrieren lassen. An den Fasnachtstagen gilt Narrenfreiheit, die manchmal sogar mit Anarchie verwechselt wird. Trotzdem wird jeder Spass halb so ernst verstanden, dafür doppelt so lustig. Durstig bleibt man nie und man darf auf der Strasse laufen. Ich mag sie trotzdem nicht. Ich gebe zu, das war mal anders. Ich habe mich als Kind immer auf die Schulfasnacht und die richtige Fasnacht gefreut. Doch wenn ich mit meinen heutigen Augen auf die fasnächtlichen Strassen blicke, dann trauere ich um die meist eklatant fehlende Individualität. Was früher die sogenannten Strassenkleider waren, sind heute Tierkostüme. Zu häufig sehe ich Menschen, verkleidet wie die immer gleichen TV- und Film-Vorbilder. Die Leute gehen bis an die Grenzen des tolerierten Alkoholkonsums und häufig darüber hinaus. Ich war seit 2002 nicht mehr wirklich an einer Fasnacht. Jedoch bin ich froh um die Fasnacht. Sie gibt mir einen Grund, andere Orte zu erleben.