Klares Nein zum Rontalzentrum

Gemeindepräsident Max Hess führte sachlich und umsichtig durch die Gemeindeversammlung.

Keine Wohntürme! Keine gemischte Wohn- und Arbeitszone! Kein Mehrverkehr! Keine Risiken! Kurzum: keine Experimente! Nach einer langen, teils emotional geführten Diskussion wurde der Bebauungsplan Rontalzentrum von den Dieriker Stimmberechtigten klar abgelehnt.

Die Dieriker Turnhalle war an der Gemeindeversammlung vom 10. Dezember 2019 bis auf
den letzten Platz besetzt. 198 Stimmberechtigte machten sich auf, um ihre Meinung zum
geplanten Grossprojekt Rontalzentrum kundtun zu können. Es stand ein Entwicklungsschritt für die Gemeinde auf der Traktandenliste, der für viele Bürgerinnen und Bürger in eine Zukunft wies, die mit vielen Fragezeichen behaftet ist.

Budget 2020

Doch bevor das heisse Traktandum 4 mit dem Rontalzentrum zur Diskussion stand, nahmen die Teilnehmenden von der neuen Gemeindestrategie und vom Aufgaben- und Finanzplan für die Periode 2020 – 2025 zustimmend Kenntnis. Sodann genehmigten sie das Budget 2020 mit einem Aufwandüberschuss von rund 711‘000.00 Franken sowie mit Investitionsausgaben von 1.485 Mio. Franken und mit dem gesetzlich vorgegebenen Steuerfuss von 1.75 Einheiten. Auch den Einbürgerungen wurde ohne Wortmeldungen zugestimmt.

Umstrittene Ausgangslage

„Ich nehme noch einen Schluck Wasser!“ meinte Gemeindepräsident Max Hess, bevor er
zum vierten Traktandum überleitete. „Im Rahmen des Mitwirkungsverfahrens für das
geplante Rontalzentrum sind zwei zentrale Forderungen der Bürgerschaft aufgenommen
worden, nämlich der Bau einer Passerelle, die übrigens behindertengerecht und auch für
Kinderwagen geeignet ist, und die Neuberechnung der Mehrwertabgabe“, eröffnete der
Vorsitzende die Informationsphase. „Doch vorerst beantragt Ihnen der Gemeinderat, die
zwei nicht gütlich erledigten Einsprachen zu behandeln. Können diese nicht gemäss Antrag
des Gemeinderates erledigt werden, erübrigt sich eine weitere Diskussion. Das Traktandum
Rontalzentrum müsste als abgeschlossen betrachtet werden.“ Doch so weit kam es nicht.

Der Einsprecher vertrat seine Einwendungen zum Projekt Rontalzentrum zwar noch
vehement im Saal der Turnhalle, zog aber zu guter Letzt seine Einsprache zurück. Dem
Antrag des Gemeinderates, die Einsprache mit allen Anträgen der Gemeinde Buchrain
abzuweisen, wurde von den Stimmberechtigten entsprochen. So konnte der Gemeindepräsident anschliessend alle relevanten Fakten zum Rontalzentrum mit Folien vor
Augen führen und die Überlegungen des Gemeinderates darlegen und kommentieren. Er tat
dies in einer sehr ruhigen und sachlichen Art.

Emotionale Diskussion

Die Ausführungen des Gemeindepräsidenten, der namens des Gemeinderates das Projekt
Rontalzentrum vertrat, blieben nicht unwidersprochen: Wie kann es sein, dass das gültige
Siedlungsentwicklungskonzept vom Gemeinderat als Führungsinstrument einfach ignoriert
wird? Die vielen geplanten Wohnungen führen zu einem anonymen Dasein! Wie soll das
nicht zu neuen Sozialfällen führen? Warum wurde das Projekt nicht ausgesteckt, damit man
sich ein konkretes Bild von den Ausmassen, den Höhen des Bauvorhabens machen kann?

Mehr Wohnungen führen nicht zwingend zu mehr Steuersubstrat! Der Gemeinderat vertritt
die Interessen der Investoren, nicht der Bürgerschaft! Der Lärmschutz ist in dieser
gemischten Arbeits- und Wohnzone nicht gewährleistet! Viele der in der Botschaft enthaltenen Prognosen stellen wir in Frage! So lauteten teils spitz und laut formulierte
Fragen und Bemerkungen von Bürgerinnen und Bürgern. Ein einziger Votant äusserte sich
positiv zum Rontalzentrum und sah in der gemischten Arbeits- und Wohnzone Vorteile, eine
Chance für Dierikon.

Klare Schlussabstimmung

Nachdem um 22.20 Uhr keine Wortmeldungen mehr vorlagen, schritt der Gemeindepräsident zur Abstimmung über den Schlussantrag gemäss Botschaft. Das Resultat liess nicht lange auf sich warten: 42 Ja zu 151 Nein! Bravorufe und Applaus hallten durch die Turnhalle. Die Würfel waren gefallen. Kaffeesatz lesen, welches die Ursachen dieser klaren Absage an das Grossprojekt sind oder über das weitere Vorgehen, das macht jetzt kaum Sinn. Kommt Zeit – kommt Rat!

Unter Verschiedenes verabschiedete Max Hess, Gemeindepräsident, zwei verdiente
Mitarbeitende der Gemeinde, Hanspeter Zimmer vom Werkdienst und Brunnenmeister und
„Haussanitär“ Andreas Seeholzer. Ein Apéro mit einem kühlen Weisswein liess wohl die Gemüter wieder zur Gelassenheit kommen.

Jost Peyer

Gemeindepräsident Max Hess führte sachlich und umsichtig durch die Gemeindeversammlung.