Ein Röhrenhotel für Zug

Fotozug.ch.

Es ist ein Exponat der aussergewöhnlichen Art, welches die Besucherinnen und Besucher an der diesjährigen Zuger Messe zu Gesicht bekommen: eine zum Hotelzimmer umfunktionierte Betonröhre, die beim Bau des 2018 fertiggestellten Entwässerungstunnels der Stadt Zug übrig blieb. Dank des ausgeklügelten Innenausbaus kommen auf den rund 8 Quadratmetern keinerlei Komfortwünsche zu kurz. Dereinst sollen dem Prototyp fünf weitere Röhrenzimmer folgen, die pyramidenförmig aufgetürmt zur originellsten Herberge im Zugerland werden.

Gemütlich wie in einer Kajüte
Beim Upcycling-Projekt «Sleepipe» handelt es sich um eine Coproduktion der
traditionsreichen Zuger Schreinerei Brändle und dem für seine Pionierbauten bekannten
Projektentwickler Dieter Brendel. Rolf Brändle und Dieter Brendel kennen sich seit über 15
Jahren. Gemeinsam haben sie mehrere Vorhaben realisiert, darunter den Bau und Ausbau
der «Nord Stream 2», dem neuen Bürokomplex der Nord Stream AG an der Baarerstrasse.
Die erprobte Zusammenarbeit führte auch beim Bau der «Sleepipe» zum Erfolg: «Hier drin
ist’s gemütlich wie in einer Kajüte», lobt der ehemalige Kapitän Brendel die massgefertigte
Ausstattung.

Kleiner Raum mit grossem Komfort
Das elektrifizierte Röhrenzimmer verfügt neben Schlafsofa, Tisch und Einbauschränken über eine durchdachte Badeinrichtung inklusive Lüftung sowie eine Fussbodenheizung. «Ob
begehbarer Kleiderschrank oder beheizte Hundehütte – Spezialanfertigungen sind unser
Steckenpferd», sagt Schreinermeister Rolf Brändle. «Eine kompakte Zimmerausstattung in
einem kreisrunden Raum ist aber durchaus nichts Alltägliches. Die Herausforderung besteht
darin, auf kleiner Fläche umfassenden Komfort zu bieten und dabei trotzdem ein
grosszügiges Raumgefühl zu erzeugen». Wie die Herausforderung gemeistert wurde,
können die Besucherinnen und Besucher der Zuger Messe bestaunen.

Vom 19. – 27. Oktober ist das erste Röhrenzimmer an der Zuger Messe ausgestellt: neben der Halle 4, Stand-Nr. F B61.

Flexibler Standort
Strom- und Wasseranschlüsse vorausgesetzt, ist der Standort des Röhrenhotels
grundsätzlich flexibel. Allerdings erfordert der Transport der je 25 Tonnen schweren
Röhrenzimmer einen gewissen Aufwand. «Areale, die für Zwischennutzungen freigegeben
sind, würden sich besonders gut eignen», sagt Bauherr Brendel. «Aber 2‒3 Jahre an einem
Ort sollten es schon sein». Ein Baugesuch hat er bereits eingereicht. Das Röhrenhotel soll
professionell vermarktet werden. Buchung und Self-Check-in lassen sich via Smartphone
abwickeln.

Von Seapipe zu Sleepipe
Zwischen 2016 und 2018 wurde mit dem Projekt Seapipe 2.0 die neue «Vorflutleitung
Zugersee» im Microtunneling-Verfahren verlegt. Die 1,8 Kilometer lange Röhre hat einen
Durchmesser von 2,7 Metern. Sie befindet sich fünf bis zwölf Meter tief unter der Erde und ist das Kernstück des Grossprojektes «Entwässerung Zug Nord», welches Regenwasser aus
dem nördlichen Teil der Stadt in den Zugersee führt. Sechs der Röhrenelemente von jeweils
4 Metern wurden nicht verbaut. Nun haben sie eine neue Bestimmung gefunden.