Ein Blick durch die Zeit – die Geschichte der Brille

Die Brille ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Mehr als die Hälfte aller Schweizer nutzen sie bereits. Als Sehhilfe, Modeaccessoire oder technisches Gadget ist sie heute weltweit zu finden und für fast jeden erschwinglich. Doch das war nicht immer so. Von ihren ersten Anfängen bis hin zur Brille in ihrer heutigen Form war es ein langer und steiniger Weg.

Von der Antike bis zum Mittelalter

Sehhilfen in ihrer frühsten Form sind erstmal für das alte Rom bezeugt: Damals wurden geschliffene Edelsteine eingesetzt, um Schriften zu vergrössern und die Augen zu entspannen. Im Falle Kaiser Neros sollten die von ihm genutzten Smaragde wohl eine Art Sonnenschutz darstellen. Griechische Gelehrte haben sich zwar lange vor Christi Geburt mit Phänomenen wie der Lichtbrechung beschäftigt, haben dieses Wissen allerdings nicht weiter genutzt.

Erst im Mittelalter wurden erste Fortschritte in Sachen Brille erzielt: Basierend auf einer arabischen Schrift über Optik, entwickelten italienische Mönche erste Linsen. Diese konvexen Halbkugeln wurden auf einen Text gelegt und haben durch ihre Form die Schrift erheblich vergrössert. Gegen Ende des 13. Jahrhunderts wurden diese Lesesteine aus Harz oder Beryll immer flacher geschliffen und durch eine Fassung miteinander verbunden. Ausgehend von dem Material Beryll entstand die noch heute übliche Bezeichnung „Brille“. Die im 14. Jahrhundert üblichen Nietbrillen hatten allerdings zunächst noch keine Bügel, sondern wurden vor die Augen gehalten.

Der grosse Durchbruch im 19. und 20. Jahrhundert

Vom Mittelalter über die Renaissance hat die Brille optisch diverse Wandlungen durchgemacht: Ohrenbrille, Zwicker und Monokel. Alle diese Brillenformen waren jedoch unbequem und hatten schnell wieder ausgedient. Vor allem das verwendete Metall war problematisch, da das Gewicht der Brille zusätzlich auf die Nase drückte.

Zum Durchbruch für den Tragekomfort kam es erst im 19. Jahrhundert, als der Nasenbügel mit kleinen Auflagen versehen und die seitlichen Bügel besser an den Kopf angepasst wurden. Ein weiterer Fortschritt auf dem Weg zur Brille in ihrer heutigen Form ist die Nutzbarmachung von Kunststoff. Ab dem 20. Jahrhundert verlieh er der Brille eine neue Leichtigkeit. Sowohl Gläser als auch Gestelle wurden nun daraus gefertigt. Als dann schliesslich die Brille zur Kassenleistung erklärt und verschiedene Brillenfassungen auf den Markt gebracht wurden, die optisch ansprechend waren – war der Weg zum Modeaccessoire geebnet.

Die Neuzeit und das Internet

In der heutigen Zeit gibt bei Brillen genauso wechselnde Trends wie in allen anderen Modebereichen: grosse, bunte oder eckige Gläser – durchsichtige, glänzende oder metallische Fassungen. Die Auswahl ist riesig und man bekommt die Brillen nicht mehr nur im Laden. Dank des Internets finden sich Brillen und Gläser auch online in abwechslungsreicher Auswahl. Sogar Menschen ohne Sehschwäche tragen mittlerweile Brillen – mit Fensterglas oder nur als glasloses Gestell.

Auch technisch hat sich die Brille weiterentwickelt. Ganz neu sind die Google Glasses, die quasi einen Miniaturcomputer integriert haben. Zugriff auf das Internet und „augmented reality“-Funktionen sollen ein neues Zeitalter der Brillen- und Computernutzung einläuten.