Der Weg zum Traumjob führt über die BM

Mit einer Berufslehre stehen Jugendlichen viele Türen offen. Noch besser stehen die Chancen auf eine steile Berufskarriere, wenn jemand zusätzlich die Berufsmatura absolviert, wie Alina Bertschi aus Buchrain.

ap. Der Schweiz fehlt es an Fachkräften. Immer öfter werden Kaderpositionen – im Gesundheitswesen wie auf dem Bau – von ausländischen Arbeitnehmenden besetzt. Und der Fachkräftemangel wird sich in den nächsten Jahren weiter akzentuieren. «Deshalb ist es von grosser Bedeutung, die Berufsbildung für Jugendliche noch attraktiver zu machen und sie dort optimal auf das Berufsleben vorzubereiten», sagt Daniel Preckel von der Dienststelle Berufs- und Weiterbildung des Kantons Luzern. Ein probates Mittel dazu ist  die Berufsmatura (BM). Vor 18 Jahren wurde sie gesamtschweizerisch eingeführt, mittlerweile haben weit über 100’000 Personen einen BM-Abschluss. Im Kanton Luzern stellen sich jährlich gegen 700 Lernende der Herausforderung. Wer bestimmte Voraussetzungen erfüllt, kann prüfungsfrei in die Berufsmaturitätsschule eintreten. Für alle anderen findet jeweils im März die Aufnahmeprüfung an den kantonalen Berufsbildungszentren in Luzern, Sursee, Willisau und Schüpfheim statt.

Traumjob Architektin

Bei der Cerutti Partner Architekten AG mit Hauptsitz in Rothenburg wurden bereits zahlreiche Berufsmaturanden ausgebildet. Von den aktuell 8 Lernenden machen wiederum 4 die Berufsmatura. «Bei der Selektion der BM-Lernenden spielen die Schulnoten eine wichtige Rolle», sagt Geschäftsführer Urs Meyer. Aber nicht nur. Er suche Leute, die Leidenschaft zeigen für ihren Beruf und die bereit sind, einen Sondereffort zu leisten. «Bei uns lernen die Jungen zu kommunizieren, Verantwortung zu übernehmen und Entscheide zu fällen. Das sind alles Kompetenzen, die im späteren Berufsleben von Bedeutung sind.» Ganz besonders empfiehlt Meyer deshalb die Berufsmatura «ambitionierten Jugendlichen, die wissen, dass sie später Fach- oder Führungsverantwortung übernehmen wollen». Zu diesen Jugendlichen gehört auch Alina Bertschi aus Buchrain. Die 19-Jährige angehende Zeichnerin EFZ macht lehrbegleitend die technische Berufsmatura bei der Zweigniederlassung von Cerutti in Ebikon. Die BM-Ausbildung sei sicherlich viel anstrengender als die normale Lehre. Aber sie gehe auch wesentlich tiefer. «Was ich bis jetzt vor allem gelernt habe? Die Zeit einzuteilen und strukturiert vorzugehen.» Alina hat sich zur Berufsmatura entschlossen, um sich für die Zukunft möglichst viele Türen offen zu halten. Vor allem jene zur Fachhochschule, denn Alina will Architektin werden. Für ihren Traumjob opfert sie auch gerne einen Grossteil des Wochenendes.

Beitrag zur Nachwuchssicherung

Ein zusätzlicher Aufwand ergibt sich natürlich auch für den Ausbildungsbetrieb, zumal die BM-Lernenden während zwei Tagen pro Woche in der Schule weilen. «Diese Abwesenheit machen sie aber meist wieder wett, weil sie konzentriertes, zielstrebiges Arbeiten gewöhnt sind und ein offensichtlicheres Interesse am Unternehmenserfolg haben», sagt Urs Meyer. «Ausserdem wollen wir mit unserem Engagement als Lehrbetrieb dazu beitragen, dass der Nachwuchs in unserer Branche gesichert ist». Das freut Daniel Preckel. Der Verantwortliche für die Schulische Bildung im Kanton Luzern sieht in der breiten Allgemeinbildung das grösste Plus der BM-Ausbildung: «Die Berufsmaturanden werden mit den Grundlagen der Geisteswissenschaften und der Wirtschaft vertraut gemacht und haben zudem die Möglichkeit, international anerkannte Sprachdiplome zu erlangen.» Der grössere Rucksack erhöhe nicht nur die Chancen auf dem Arbeitsmarkt, sondern ermögliche vor allem auch den prüfungsfreien Eintritt zur Fachhochschule in einem der Studienrichtung verwandten Beruf. «Mit der Berufsmatura werden also zwei Fliegen auf einen Streich geschlagen: Sie führt sowohl zur Berufs- als auch zur Studierfähigkeit». Ein zusätzliches Schuljahr nach der Lehre mit BM-Abschluss – die so genannte «Passerelle» – erlaube sogar den Zugang zu sämtlichen Schweizer Universitäten. «Damit ist die BM eine echte Alternative zur gymnasialen Matura», ist Daniel Preckel überzeugt. Das bestätigt übrigens auch Alina Bertschi, die mit ihren SEK-Noten durchaus ins Kurzzeitgymi hätte wechseln können.

Will Architektin werden: Die 19-jährige Alina Bertschi aus Buchrain. Bild Philipp Schmidli
Will Architektin werden: Die 19-jährige Alina Bertschi aus Buchrain. Bild Philipp Schmidli