Als der Kaminfeger noch mit den Skiern kam

Er hat über 75 000 Feuerungsanlagen gereinigt. Nun geht er in Pension – nach 49 Jahren in seinem Beruf. Hermann Limacher, Kaminfeger bei Gabriel Rebsamen in Dierikon, blickt zurück auf den rasanten Wandel in seinem Metier.

Seine Berufskollegen nennen ihn liebevoll «Mändu», und die Bezeichnung passt: Hermann Limacher ist bescheiden, macht kein Aufheben um seine Person. Und man kennt ihn im Rontal. «Ja, ich bin halt schon lange dabei», sagt Hermann Limacher. Seit bald dreissig Jahren reinigt er Kamine und Feuerungsanlagen beidseits der Ron. Jetzt steht er kurz vor seiner Pensionierung.

Eingestiegen in den Beruf war er 1972 mit der Lehre bei Anton Glanzmann in Entlebuch. Dort war er aufgewachsen, doch er folgte seinem Lehrmeister, als dieser 1975 nach Ruswil umzog – oder nach Russwil, wie die Kaminfeger sagen. «Es war eine ganz andere Zeit», erinnert sich Limacher. Heute sei man sich Komfort gewohnt, früher habe man sich – gerade auf dem Land – vielfach mit einfachen Mitteln zu helfen gewusst. «Wo es keine Strassen gab, rückten wir im Winter mit den Skiern aus.»

Viel Staub, aber kein Staubsauger

Es gibt auch Dinge, die er nicht vermisst. «Früher hatten viele Häuser auf dem Land noch keinen Strom», erzählt er. «Da konnten wir keine Staubsauger benutzen, um den Russstaub in der Küche zu verhindern.» Heute sei dies für die jungen Kaminfeger unvorstellbar.

Dabei ist dies nur eine geringfügige Umstellung, die Limacher in bald fünfzig Berufsjahren erlebte. Heute sprechen alle von der Umstellung von Ölheizungen auf Wärmepumpen. «Für uns war der grosse Wechsel, als die Kohle verschwand und das Öl kam.» Davon waren die Kaminfeger betroffen, weil Ölfeuerungen viel weniger Russ verursachen als Kohleheizungen. Dafür habe er in den Siebziger- und Achtzigerjahren unzählige Tonnen an überschüssiger Kohle aus den Kellern in der Region entfernt.

Stolz auf seinen Beruf

Den rasanten Wandel seines Berufs habe er immer als eine Bereicherung erlebt, so Limacher. Das sei auch heute noch der Fall, deshalb motoviert er seine jüngeren Berufskollegen: «Wir haben allen Grund, stolz auf unseren Beruf zu sein. Kaminfeger leisten einen wichtigen Beitrag zum Brand- und Umweltschutz.» Für die Jungen ist er ein Vorbild, ein Erklärer. Er nimmt sich Zeit, um sein Wissen weiterzugeben.

Seit nunmehr sieben Jahren arbeitet Hermann Limacher bei der Gabriel Rebsamen AG in Dierikon. Dort ist er nicht nur «de Mändu», d.h. der ältere Kollege, den man gerne um Rat fragt. Er wird auch geschätzt für seine offene und bodenständige Art. Der frühere Fasnächtler und passionierte Jasser lacht: «Ja, ich stehe immer noch mitten im Leben und mag, wenn etwas läuft.» In seinen 49 Berufsjahren hat Hermann Limacher schätzungsweise über 75 000 Feuerungsanlagen gereinigt. «Wir werden ihn vermissen», sagt sein Chef, Markus Gabriel. «Und ganz bestimmt werden ihn seine Kunden vermissen – die polierten Knöpfe an seinem Kaminfeger-Anzug und seinen Entlebucher Dialekt.» Mit der Pensionierung von Hermann Limacher, so Gabriel, gehe wahrlich eine Kaminfeger-Ära zu Ende.

Text: pd