Patrick Seiz ist nun Naturheilpraktiker mit eidg. Diplom

Patrick Seiz, Drogist und eidgenössisch diplomierter Naturheilpraktiker: «Die Ausbildung wird sich an den neuen Werten orientieren.» Bild Rolf Willimann.

BUCHRAIN – Der eidgenössisch diplomierte Beruf Naturheilpraktiker ist nun Realität: In Zürich sind erstmals 157 Diplome in vier Fachrichtungen verliehen worden. Drogist und Naturheilpraktiker Patrick Seiz, Buchrain, erhielt das Diplom in der Sparte Traditionelle Europäische Naturheilkunde TEN.

rowi. «Endlich klarere Strukturen nach aussen, mit diesem neu anerkannten Berufsstand kann nun in einem ersten Schritt eine angemessene Gewichtung, eine Annäherung zwischen der Allopathie – Schulmedizin – und der Naturheilkunde angestrebt werden, bisher gab es grosse Differenzen», sagt Patrick Seiz. Der Drogist aus Buchrain ist als einer der ersten Naturheilpraktiker dieser Tage in Zürich mit dem eidgenössischen Diplom ausgezeichnet worden. Dieses wird nach der 2015 erfolgten Anerkennung der Höheren Fachprüfung (HF) für Naturheilpraktikerinnen und -praktikern vom Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI) als schweizweit anerkannter und geschützter Titel vergeben. Und zwar in den vier Fachrichtungen Ayurveda-Medizin, Homöopathie, Traditionelle Chinesische Medizin TMC und Traditionelle Europäische Medizin TEN. Der Weg dazu war lang: Nach jahrelangen Verhandlungen und einem abrupten Nein von Gesundheitsminister Pascal Couchepin zur Komplementärmedizin ruhte die Sache und wurde im Jahr 2009 wieder aufgenommen. Das SBFI hat die Prüfungsordnung zur HF nach einem 15-jährigen Reglementierungsprozess im April 2015 genehmigt. Seither gibt es Ausbildungen, die zur HF führen und parallel dazu können bereits erfolgreich Praktizierende diese Prüfung ablegen. Für letztere gilt: Sie erhalten während einer siebenjährigen Übergangsfrist die Möglichkeit, direkten Zugang zur HF zu erlangen.

Hohe Behandlungsqualität garantiert
«Mit dem nun neuen Diplom wird ein einheitliches Niveau und eine hohe Behandlungsqualität garantiert, auch die Ausbildungsstätten werden vergleichbarer», sagt Seiz. Und schiebt nach: «Die Reglementierung des naturheilkundlichen Berufes hat in Europa Pilotcharakter und wird als grosse Pionierleistung gewertet.» Es wird erwartet, dass jährlich gegen 200 Absolventen zur Prüfung antreten und bei Bestehen das eidgenössische Diplom erhalten.

Fachpersonen im Gesundheitswesen
Der Beruf des Naturheilpraktikers hat in der Schweiz eine lange Tradition und ist wichtiger Bestandteil der Gesundheitsversorgung. Heute sind gegen 2500 von ihnen in der ganzen Schweiz tätig. Sie sind Fachpersonen im Gesundheitswesen, die basierend auf einem alternativen Gesamtsystem Menschen bei gesundheitlichen Störungen behandeln, beraten, begleiten und unterstützen. «Dazu nimmt der Therapeut eine medizinische Einschätzung vor, die sicherstellt, dass mit alternativen Therapiemitteln ohne Gesundheitsgefährdung wirksam gearbeitet werden kann und dass seine Patienten kompetent durch verschiedene Krankheitsphasen geführt werden», sagt Seiz. Sagt aber gleichzeitig, dass er Patienten an einen anderen Therapeuten verweise, wenn er eine erfolgversprechende Therapie nicht selber anwenden könne. «Zum Beispiel Akkupunktur, da ist der Kollege aus der TMC als Spezialist zuständig.»

Was leisten die Krankenkassen?
Und wie sieht es mit den Leistungen durch die Krankenkassen aus? «Die Leistungen werden ausschliesslich über Zusatzversicherungen – Natura, Komplementärversicherung oder ähnliche – vergütet. Weil dieser Bereich auf keine Weise reguliert wird, sind die Versicherer in der Ausgestaltung des Leistungskataloges frei», sagt Seiz. Sie bestimmen also, welche Therapieformen wann und in welchem Masse vom Versicherer übernommen werden. Dementsprechend gibt es sehr unterschiedliche Angebote und ein Vergleich lohnt sich. Dies auch nach dem Willen des Volksentscheides von 2009: Das Stimmvolk hat entschieden, die Komplementärmedizin in der obligatorischen Krankenversicherung besser zu berücksichtigen. «Ich denke nicht, dass die Grundversicherung ausgeweitet wird, aber dass Versicherer über die Zusatzversicherung Leistungen von eidgenössisch diplomierten Naturheilpraktikern übernehmen werden» sagt Seiz mit einem Blick in die Zukunft. Bei der Grundversicherung sind im Moment die von den Ärzten ausgeübten naturheilkundlichen Verfahren nach fünf Jahren auf dem Prüfstand. Dabei geht es um die Frage, ob sie definitiv in den Leistungskatalog der Grundversicherung aufgenommen werden sollen. «Da sind die Leistungen von Naturheilpraktikern, also Therapeuten ohne Arztausbildung, nach wie vor kein Thema.» Dafür wünschen sich die Naturheilpraktiker weniger Willkür bei den Versicherern im Bereich der Zusatzversicherung Komplementär-Medizin. «Und da hilft der neu anerkannte Beruf zukünftig sicher weiter», so Seiz abschliessend.

OdA erarbeite Berufsbild

Erarbeitet wurde das neue eidgenössische Berufsbild und die HF von der Organisation der Arbeitswelt Alternativmedizin Schweiz (OdA AM). Sie ist der Dachverband von elf Berufsverbänden in der Alternativmedizin und hat unter Aufsicht und Begleitung des SBFI den Auftrag des Schweizer Volkes aus der Abstimmung von 2009 zur Komplementärmedizin erfolgreich umgesetzt.

Patrick Seiz, Drogist und Naturheilpraktiker mit eidg. Diplom

Geboren 1969, verheiratet, Vater von einem Sohn. Vierjährige Lehre als Drogist in Steinhausen, zwei Jahre Weiterbildung in Martigny, Absolvent der Höheren Fachschule (HF) in Neuenburg mit Abschluss als eidg. dipl. Drogist. Geschäftsführer einer Drogistenkette in Zürich, abschliessend Ausbildung zum Marketingplaner und Ausbildung als Naturheilpraktiker bei Paramed Zug (2006-2009). 2015/16 Absolvent der Höheren Fachschule (HF) bei OdA mit Abschluss zum eidg. diplomierten Naturheilpraktiker, Fachrichtung Traditionelle Europäische Naturheilkunde TEN. Seiz ist Inhaber der Drogerie Seiz im Einkaufscenter Tschannhof in Buchrain, er führt die Drogerie seit 1996 und beschäftigt derzeit sieben Angestellte und bildet zwei Lehrlinge aus.

Patrick Seiz, Drogist und neu eidgenössisch diplomierter Naturheilpraktiker: «Die Ausbildung wird sich an den neuen Werten orientieren.» Bild Rolf Willimann.
Patrick Seiz, Drogist und neu eidgenössisch diplomierter Naturheilpraktiker: «Die Ausbildung wird sich an den neuen Werten orientieren.» Bild Rolf Willimann.