Der 8-jährige Sohn unserer Redaktionsleiterin wurde zuhause für ein paar Tage isoliert, da im nahen Umfeld Symptome aufgetreten sind. Sara berichtet nun von diesen vier langen Tagen zuhause.
Das mit dem täglichen Rapport aus unserer guten Stube konnte ich schon mal nicht erfüllen und das tut mir wahnsinnig Leid. Allerdings war in den letzten Tagen einiges los: ein etwas anderes Elterngespräch, eine Pressekonferenz des BAG, diverse Langweile-Anfälle meines Sohnes – und eine kleine psychische Talfahrt meiner Wenigkeit. Doch beginnen wir mit dem erfreulichen Teil. Aussergewöhnliche Situationen erfordern aussergewöhnliche Massnahmen. So auch für das Elterngespräch (`tschuldigung: GBF-Gespräch) in der Schule meines 8-Jährigen. Das fand nämlich per Telefon statt. Und hey: Es hat funktioniert und war sogar total ok! Klar, es war ungewohnt wenn bei einem solchen Gespräch die ganzen Mimik- und Gestikaspekte plötzlich wegfallen. Aber auch hier galt: Wir müssen jetzt aufeinander zugehen und lösungsorientiert denken und handeln. Weder die Schockstarre ob der momentanen Situation noch grosses Wehklagen bringen uns jetzt weiter. Das gilt insbesondere seit dem Freitagnachmittag um 15:30 Uhr. Mein Sohn und ich sassen leicht angespannt (ok, das betraf wohl eher mich) vor dem TV als der Bundesrat die neuen Massnahmen verkündete. Schulfrei für insgesamt sechs Wochen. Jubelschreie zu meiner Linken – konsterniertes Zusammenzucken meinerseits. Genau DAVOR hatte ich mich gefürchtet. Klar, ich gehöre zur privilegierten Gruppe, die von zuhause arbeiten kann. Das verdanke ich zum einen meiner Berufsgattung und zum anderen einem sehr kulanten Chef (danke, Dani für dein Verständnis!). Unser Modell basiert schon seit jeher zu einem Grossteil auf Home-Office. Nichts desto trotz werden die nächsten Wochen zu einer Herausforderung. Home-Office mit Kindern ist nämlich nicht das Gelbe vom Ei – aber das muss ich ihnen wahrscheinlich nicht genauer erläutern. Für andere Berufstätige beginnt jetzt aber die ganz grosse Challenge: Wie schaffen wir das mit Job und den Kids zuhause – ganz ohne Grosseltern. Dabei wünsche ich echt jedem einzelnen, dass sie Lösungen finden werden! Bei all dem Chaos ist es aber auch schön zu sehen, wie die Solidarität untereinander wächst. Auf Facebook gibt es beispielsweise die Gruppe „Lozärn hilft gärn“, wo man sowohl seine Hilfeleistung anbieten als auch die Suche nach Hilfe platzieren kann. Das ist doch grossartig! Die Anzahl der Leute, die sich für Hilfe zur Verfügung stellen ist überwältigend. Die Menschlichkeit ist zurück! Zwar unter widrigen Umständen – aber sie ist da. Auch die Videos aus Italien, wo man die Menschen von den Balkonen singen hört, oder der Applaus in Spanien, für alle Pflegenden und Ärzte wärmt einem das Herz in diesen nicht ganz einfachen Zeiten. Es ist für niemanden lustig zurzeit. Diese Tage jetzt zuhause mit dem Sohnemann sind auch alles andere als Fun. Am Tag 3 fiel mir etwas die Decke auf den Kopf und ich hatte ein kleines Tief. Nur die eigenen vier Wände zu sehen und keinen Menschen zu Gesicht zu bekommen zerrt an den Nerven und der Psyche. Die kurze, simple Whatsapp eines guten Freundes mit den Worten „Es kommt alles gut“ plus einem Kuss-Emoji liessen mich wieder erwachen aus meinen trüben Gedanken. Es kommt alles gut! Lasst uns einfach für einander da sein und einander helfen, wo wir können. Mit diesen Worten verabschiede ich mich. Nun haben mein Sohn und ich noch einen Tag zu überstehen – dann dürfen wir zumindest wieder hier raus. Darauf freuen wir uns! Hebed euch Sorg!
Sara Häusermann, Redaktionsleiterin rontaler