Tag #1: Symptomfrei – aber zuhause

Der 8-jährige Sohn unserer Redaktionsleiterin wurde zuhause für ein paar Tage isoliert, da im nahen Umfeld Symptome aufgetreten sind. Sara berichtet nun von diesen vier langen Tagen zuhause.

Ok… Zugegeben kam diese Neuigkeit trotz der momentanen Umstände etwas unerwartet. Just zwischen dem Einkaufen und dem Kochen fürs Mittagessen erhalte ich das Telefon: Der Cousin meines Sohnes hat leichte Symptome, muss zuhause bleiben. Tausend Sachen gehen einem dann gleichzeitig durch den Kopf: Hat er Corona? Muss ich auch reagieren? Immerhin waren die beiden zusammen bei den Grosseltern zu Beginn der Woche. Meine Güte, die Grosseltern – hoffentlich geht es ihnen gut. Zur Sicherheit beschliesse ich unseren Hausarzt anzurufen. Die etwas ernüchternde Empfehlung: Sohnemann soll fünf Tage zuhause isoliert werden. Und da sassen wir dann: zwei gesunde (symptomfreie!) Menschen auf dem Sofa. Mit etwas Scham denke ich in diesem Moment an ein Gespräch mit einem guten Freund zurück. Der hatte nämlich schon vor drei Wochen mit Blick auf Asien gesagt, dass da etwas Unschönes auf uns zukommen wird. Ich hatte ihn damals ehrlich gesagt nicht ganz ernst genommen. Heute sehe ich das definitiv anders (hiermit: sorry, mein Guter, fürs Auslachen damals!). Versteht mich nicht falsch: hier geht es nicht um Panik-Mache! Und ich bin auch definitiv kein Arzt oder Wissenschaftler, der hier was Fundamentales zur Sachdiskussion beitragen kann. Aber was gerade auf dieser Welt los ist, habe ich in meinen knapp dreissig Lebensjahren noch nicht gesehen. Und ich bin überzeugt, dass sich auch unsere Kinder noch davon erzählen werden, wenn sie gross sind. Anstatt laut rumzubrüllen und sich über die bundesrätlichen Massnahmen zu beklagen wähle ich aber einen anderen Weg. Auch wenn weder ich noch mein Sohn zur Risikogruppe gehören finde ich, dass wir es unseren älteren Mitmenschen/Eltern/Grosseltern schuldig sind, die Sache nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Ja, es macht keinen Spass mit einem kerngesunden 8-Jährigen nun vier Tage zuhause zu sitzen! Ja, ich würde auch gerne wieder die Spiele meines geliebten FC Luzern sehen! Und ja, auch ich wäre mit meinem Kind gerne verreist in den Osterferien. Aber solche egoistischen Wünsche haben derzeit keine Priorität. Mein Sohn und ich werden uns jetzt vier Tage wahrscheinlich grauenhaft zuhause auf die Nerven gehen und stündlich die Diskussion „Gamen-oder-Lesen“ führen. Aber wir tragen so gerade unseren Teil zum Ganzen bei. Wir tragen so im Moment Sorge zu unserem Umfeld, sollte mein Sohn doch dieses Virus in sich haben. Ich denke, wenn jeder seinen kleinen persönlichen Teil dazu beiträgt, können wir den Schaden dieser globalen Krise vielleicht auf ein Minimum begrenzen. An diesem Punkt sollte auch hier einmal allen gedankt sein, die den öffentlichen Apparat in diesem „Chaos“ am Laufen halten. Danke allen Mitarbeitern in den Lebensmittelläden (danke Selina!), in den Apotheken und Drogerien (danke Milena!), den Chauffeuren der Nahverkehrsbusse (danke Franz!) und sicher auch ein grosses DANKE an alle, die im Gesundheitswesen arbeiten (danke Claudia!). Jeder kennt in seinem Umfeld Selinas oder Claudias. Vielleicht sind wir es gerade ihnen schuldig, uns jetzt halt für ein paar Wochen einmal etwas zusammenzureissen. In diesem Sinne sage ich für heute tschüss. Sohnemann ist bereits wieder seit einer Stunde an seiner Gamekonsole. Es wird Zeit für etwas Lesen!

Sara Häusermann, Redaktionsleiterin rontaler