Arno Del Curto: «Wer niemals aufgibt, gewinnt meistens»

Cover Das Titelbild zeigt den Macher Del Curto beim Playoff-Final 2007 in Davos beim 3:2-Sieg gegen den SC Bern. Bilder zVg. vom Verlag

Geschichten, wie sie das das Leben so schreibt: In der soeben erschienenen Biografie «Mit Köpfchen durch die Wand» von und über Arno Del Curto lässt der erfolgreichste Eishockeytrainer der Schweiz sein Leben Revue passieren. Das vielfach ähnlich verlief wie das von ihm stark geprägte Hockeyspiel: Teils dramatisch, risikoreich, dynamisch – manchmal ging es auch in die Overtime oder gar ins Penaltyschiessen. Wie es einem Kämpfer und Macher auf den Leib geschrieben ist.

«Die Biografie von Arno Del Curto zu schreiben war für mich als Eishockey-Greenhorn eine ganz besondere Herausforderung, doch nach einigen Overtimes brachten wir den Puck schliesslich offensiv und zielgenau ins Tor», schreibt Autorin und Ghostwriterin Franziska K. Müller. Sie schrieb unter anderem mit «Platzspitzbaby», «Wanna Waki» oder «Für immer» Werke, die allesamt auf Platz 1 in der Schweizer Bestsellerliste standen.

Vom Traum zum Albtraum

Für den 1956 in St. Moritz geborenen Arno stand schon früh fest, dass er dereinst
Eishockeyprofi werden wollte. Als Spieler stand er für den EHC St. Moritz und GC (heute GCK Lions) in der 1. Liga, sowie für den Zürcher SC in der Nationalliga B im Einsatz. Eine schwere Verletzung (Fussgelenkbruch) zwang den 21-Jährigen, seine Spielerkarriere frühzeitig zu beenden. Aus dem Traum wurde also leider ein Albtraum. Aber er wusste, dass jede Krise Chancen birgt – er packte sie und wurde zum erfolgreichsten Schweizer Eishockeytrainer aller Zeiten.

Nachdem Del Curto in Buochs, Reinach und Küsnacht Teams in den Amateurligen als Cheftrainer geleitet hatte, übernahm er 1990 mit dem SC Herisau in der zweithöchsten Schweizer Spielklasse erstmals eine Mannschaft einer Profiliga. Im Folgejahr wurde er vom Zürcher SC verpflichtet, dessen Mannschaft er drei Saisons (1991 bis 1993) in der Nationalliga A leitete. Im November 1993 nahm er ein Angebot des EHC Bülach an und trainierte in den folgenden zwei Jahren ausserdem auch den HC Luzern und die Schweizer U20-Nationalmannschaft.

«SC Luzern war ein Meilenstein»

1996, nachdem er erstmals vom damaligen SC Luzern ein kleines Einkommen als Trainer bekam und den seit 1994 trainierten Klub in die Nationalliga B führte, lockte Davos. «Der SC Luzern war ein Meilenstein in meiner sogenannten Karriere, die weder Strategie noch Planung folgte. Ich liess mich alleine von meine Idealen leiten und mit dieser Mannschaft sah ich, was alles möglich ist, dass man sich Limiten niemals unterordnen darf», erinnert er sich an die doch gute Zeit in Luzern. «Und das Beste: Was ich hier entwickeln und umsetzen konnte, sollte ich beim HC D perfektionieren dürfen.» Was denn auch so geschah, denn ab der Saison 1996/97 bis 2018 führte er das Landwasserteam HCD als Cheftrainer sechsmal zum Meistertitel, dreimal zur Vizemeisterschaft, und holte fünfmal den prestigeträchtigen Spengler-Cup. Wobei sich der Chef bei den Siegesfeiern stets diskret im Hintergrund hielt: Triumphe gehörten seinen Spieler und dem Staff. «Es sind ihre hart erarbeiteten Verdienste», pflegte er zu sagen. Und auch diese Worte kamen glaubhaft herüber. Chapeau, Arno. Im November 2018 gab der HC Davos doch eher überraschend den Rücktritt Del Curtos nach 22 Jahren im Amt bekannt. Doch seine Blutkörperchen bleiben blau-gelb.

Nach ZSC-Engagement befreit

Im 190-seitigen Buch verschweigt der oft als «schräger Vogel», «wahrer Individualist» oder «widerspenstiger Rockstar» betitelte Kult-Trainer auch schwierige Themen wie private oder berufliche Rückschläge nicht. «Man kann und muss sich zurückkämpfen» Der Tod seines 17-jährigen Bruders, der an einem Hirntumor starb oder die Trennung seiner ersten Frau und Mutter seiner beiden Kinder. Oder das Ende seines missglückten neuerlichen Engagements 2019 beim ZSC ein Jahr nach seinem Davoser Rücktritt. Und eben dieser Misstritt stellt er an den Anfang seiner Biografie. Er habe die damalige Verfassung, seine körperliche Situation, falsch eingeschätzt, konnte dem Klub nicht bieten, was dieser er verdient und deshalb wurde sein Vertrag nicht verlängert. Das Image angeschlagen, der Lack abgeblättert. «Und wenn schon, jahrzehntelang wurde ich zu einem Halbgott der Szene stilisiert, auf ein Podest gestellt.» Warum soll er diese Zeit verschweigen oder beschönigen? «Die Bewunderung, die Wertschätzung und die Begeisterung, alles war so schön. Es war wunderbar. Doch im Nachhinein erwies sich der Umstand, dass ich zu Boden ging, als gut und sogar befreiend. Nun sieht man mich als den, der ich wahrhaftig bin, wie ich mich immer sah. Als ganz normaler Siech.» Ja, er sagt und schreibt, was er eben so
denkt. Typisch Del Curto, ehrlich und fadengrad, grädiuuse, so bleibt er der Hockeywelt in Erinnerung. Und auch, dass er nicht nur mit dem sturen Kopf, sondern auch «Mit Köpfchen durch die Wand» ging.

Rolf Willimann

Wie er leibt und lebt, so bleibt uns Arno Del Curto in Erinnerung.

Print- und E-Book-Ausgabe

Das Buch «Arno Del Curto: Mit Köpfchen durch die Wand – Biografie eines Machers» -geschrieben von Franziska K. Müller- ist im Wörterseh-Verlag, Lachen SZ, erschienen. Es ist beim Verlag oder im Buchhandel (Print ISBN 978-3-03763-132-4) für 34.90 Franken oder als E-Book erhältlich.

Cover
Das Titelbild zeigt den Macher Del Curto beim Playoff-Final 2007 in Davos beim 3:2-Sieg gegen den SC Bern. Bilder zVg. vom Verlag