Adligenswiler Vargas schickte Titelverteidiger Italien nach Hause

Ruben Vargas - kaltblütig mit einem Schlenzer ins hohe obere lange Eck zum 2:0. Bild zVg SRF/rowi

Unterschiedsspieler Vargas schickt Italien heim – titelten Samstagnachts die Gazetten. Für Titelverteidiger Italien ist die Europameisterschaft bereits nach dem Achtelfinale zu Ende. Die Schweiz besiegte die Squadra Azzurra im Berliner Olympiastadion mit 2:0. Spieler des Spiels: Ruben Vargas, der 26-jährige Adligenswiler Fussballprofi in Diensten des Bundesligisten FC Augsburg. Er bereitete den Führungstreffer für Remo Freuler in der 37. Minuten vor und sorgte kurz nach dem Seitenwechsel mit einem herrlichen Schlenzer zum 2:0 und sicherte sich damit der Schweiz den Sieg. Und den Einzug in den Viertelfinal vom nächsten Samstag in Düsseldorf gegen England.

Da waren sich nicht nur Kommentatoren und Fussballexperten einig: Der «kleine» Schweizer machte ein ganz grosses Spiel. Ein Tor und ein Assist – damit machte Vargas im ersten EM-Achtelfinale den Unterschied und sein Team sorgte für die bisher grösste Turnier-Überraschung.

Und so kam es: Die zweite Hälfte hatte gerade begonnen, da jubelten die Schweizer schon wieder. Nach einem misslungenen Freistoss der Italiener konterte die Schweiz. Aebischer deutete einen Pass an, spielte einen anderen, der kam zu Vargas und dieser schlenzte den Ball kaltblütig rechtsfüssig in die obere lange Ecke – Italiens 2021-Welttorhüter Gianluigi Dommarunna hatte keine Chance – seine Vorderleute hatten die wirblige Nummer 17 auch bei diesem Geniestreich schlicht und einfach vergessen . . .

«Ruben, mach bitte nur ein Tor . . .»

Ein zu recht stolzer Vargas gab nach der Partie in einem ersten Statement zu Protokoll: «Granit Xhaka sagte mir während der Halbzeitpause, Ruben, mach bitte nur ein Tor». Dann ging alles schnell, sehr schnell. Es dauerte genau 27 Sekunden bis des Capitans «Wunsch und Befehl» in Erfüllung ging. «Ich habe einfach abgezogen und war überglücklich, als der Ball im Netz lag.»

Und ein Blick in die UEFA-Geschichtsbücher zeigt: Noch nie hat ein Schweizer Fussballer -seit Datenaufzeichnung 1966- an einem Grossanlass in einer K.-o.-Partie sowohl ein Tor erzielt als auch eines vorbereitet. Und dazu war Vargas’s 2:0 nur 27 Sekunden nach dem Seitenwechsel das zweitschnellste Tor in der zweiten Halbzeit an einer EM-Endrunde. Schneller getroffen hat nach Anbruch der zweiten 45 Minuten einzig Rumäniens Marcel Coras gegen Deutschland an der EM 1984 in Frankreich (nach 45:21).

Rolf Willimann