Kein Preisgeld, höchstens einen Sack Futter

Das Schweizer Agility-Team siegte in Liberec in der Kategorie «large». V. l. n. r.: Anita Folly, André Mühlebach, Steffi Hundt, Christian Fryand.

Anfang Oktober war André Mühlebach zusammen mit den drei anderen Teammitgliedern Weltmeister im Agility geworden. Seinen Titel in der Boarder-Collie-Schweizermeisterschaft konnte der Rooter am vergangenen Wochenende nicht verteidigen.

shab. Agility, was so viel wie Wendigkeit, Flinkheit bedeutet, kommt ursprünglich aus England und ist heute wohl die weitverbreitetste Hundesportart. Der Erfinder Peter Meanwell hatte sich vom Pferdesport inspirieren lassen und 1977 erstmals einen Hindernisparcours für Hunde gesteckt. Seither hat sich der schnelle Sport, bei dem der Hund mit Hilfe von Kommandos, Gesten, Arm- und Handzeichen möglichst schnell und fehlerfrei durch den Parcours geführt wird, auf der ganzen Welt etabliert. Einer, der seit neun Jahren fast seine ganze Freizeit dafür investiert, ist André Mühlebach aus Root. Er nimmt auch regelmässig an Wettkämpfen teil.

Nervenstarke Schweizer
Anfang Oktober war André Mühebach mit seiner Boarder-Collie-Hündin Air an die Agility-Weltmeisterschaften ins tschechische Liberec gereist, wo er sowohl am Mannschafts- wie am Einzelwettbewerb teilnahm. Während es in der Einzelwertung nicht nach Wunsch klappte, war das Mannschaftsresultat umso beeindruckender. Das Schweizer Team lag nach dem ersten Lauf auf dem dritten Rang. Im zweiten Lauf ist die Startreihenfolge jeweils umgekehrt, das heisst die Schlechtesten starten zuerst. Die Schweizer mussten Nerven bewahren. Schliesslich schafften sie es aber sogar, alle 34 Konkurrenten hinter sich zu lassen und sich in der Kategorie «large» den Weltmeistertitel zu holen, das erste Mal seit 15 Jahren. «Das Niveau war extrem hoch», urteilt André Mühlebach und freut sich deshalb sehr über den Erfolg, den er zusammen mit Steffi Hundt, Anita Folly und Christian Freyand erreicht hat. Obwohl das Team sonst nicht zusammen trainiert und in verschiedenen Teilen der Schweiz zu Hause ist, sei das Zusammenspiel ausgezeichnet gewesen, lobt der Hundesportler. «Das Umfeld», stellt der frischgebackene Weltmeister fest, «hat sich sehr professionalisiert. Weil es mit so viel Arbeit verbunden ist, ist der Erfolg umso höher einzustufen.» Nur eine Woche nach der Weltmeisterschaft stand für André Mühlebach und Air bereits die nächste Herausforderung auf dem Programm. Sie starteten mit rund 150 anderen Paarungen an der Boarder-Collie-Schweizermeisterschaft in Fläschens, im Kanton Fribourg, um ihren Titel im Agility zu verteidigen. Zwar konnten sie sich für die Finalläufe qualifizieren und belegten nach einem guten ersten Lauf mit einem sicheren Nuller den sechsten Rang. Im zweiten Lauf wollte der Vorjahressieger alles geben und riskierte etwas zu viel, wie er einräumt. Er wurde wegen eines zu weiten Sprungs von Air disqualifiziert und musste den Sieg Monika Eggenberger mit East überlassen.

Rascher Erfolg
André Mühlebach hat vor neun Jahren mit Agility begonnen, damals noch mit seiner älteren, mittlerweile «pensionierten» Boarder-Collie-Hündin. Mit der vierjährigen Air trainiert er, seit sie 14 Monate alt war. Die beiden arbeiteten sich Stufe für Stufe hinauf, entwickelten die nötige Harmonie und brachten es in kürzester Zeit auf Weltmeisterniveau. Liberec war nämlich bereits der zweite Einsatz von Air an einer WM, was sicher ein guter Beweis dafür ist, dass Boarder Collies sehr gelehrige und arbeitsfreudige Hunde sind.

Kein Preisgeld, höchstens Naturalien
Fürs Training fährt André Mühlebach zweimal die Woche nach Seon. Und weils beim Agility nicht nur auf einen fehlerfreien Lauf, sondern auch aufs Tempo ankommt, hält er sich und seine beiden Hunde mit Joggen fit. Ausserdem nutzt er seit zwei Jahren die Dienste von Mentaltrainer Reto Faden, der ihn auf dem Weg nach ganz oben unterstützt hat. Dennoch: Agility ist für den 35-jährigen Rooter lediglich ein Hobby geblieben, in das er jedoch seine ganze Freizeit investiert. Dass er diese Leidenschaft mit seiner Partnerin teilt, mache vieles einfacher, meint er, denn auch an den Wochenenden sei man viel unterwegs. Während der Woche arbeitet der gelernte Steinmetz in einem 100-Prozent-Pensum im kaufmännischen Bereich bei der Natursteinfirma Tosca Ton Manufaktur AG in Gisikon. Geld, sagt er, lasse sich nämlich mit Hundesport nicht verdienen: «Man bekommt höchstens mal einen Sack Futter.»

André Mühlebach aus Root

Das Schweizer Agility-Team siegte in Liberec in der Kategorie «large». V.l.n.r.: Anita Folly, André Mühlebach, Steffi Hundt, Christian Fryand.
Konzentriert und sicher steuert André Mühlebach seine Hündin Air durch den Agility-Parcours. Bild zvg.