Ruedi Stöckli: „Die 34 Jahre sind wie im Flug vergangen“

Nach 34 Jahren haben Ruedi und Bernadette Stöckli das Restaurant „Strauss“ in Meierskappel in neue Hände übergeben.

Nach 34 Jahren haben sich Ruedi und Bernadette Stöckli entschieden den Betrieb in jüngere Hände zu geben. Bei der Suche nach einem Nachfolger war immer klar, dass es jemand sein muss, der den Betrieb ungefähr im gleichen Stil weiterführt wie bisher. Im Sommer 2020 konnte dann mit dem neuen Pächterpaar Andreas und Lyuba Berger einen 5-Jahres Vertrag unterzeichnet werden. Trotz der unsicheren und schwierigen Zeit haben sie den Betrieb am 1. April 2021 übernommen.

Die neuen Wirtsleute, Andreas und Lyuba Berger haben zuvor mit Erfolg das Restaurant Neuhüsli im Solothurnischen Lohn-Ammansegg und zuvor während 6 ½ Jahren das geschichtsträchtige Gasthaus zum Storchen in Schlossrued im Kanton Aargau geführt. Der Emmentaler Andreas Berger war lange auf dem Kreuzfahrschiff „Excellence Queen“ als Küchenchef und als „Corporate Chef“ unterwegs. Bevor er sich selbständig machte war er Küchenchef im Hotel Waldegg in Engelberg.pd

Interview Ruedi und Bernadette Stöckli

Nach 34 Jahren haben Sie das Restaurant Strauss nun an Ihre Nachfolger übergeben. Wieso gerade jetzt?

Ruedi Stöckli: „Das hat sich so ergeben. Ich wurde in den vergangenen vier Jahren zweimal operiert aufgrund von Darmkrebs. Das erste Mal 2017 und das zweite Mal 2019. Nach der zweiten OP war für uns klar, dass es unter diesen Umständen nicht weiter möglich ist zu wirten. Also haben wir eigentlich vor zwei Jahren mit der Suche für einen Nachfolger begonnen. Man weiss ja, dass das in der Gastro seine Zeit braucht, bis jemand geeignetes gefunden ist.

34 Jahre sind eine lange Zeit. Was bleiben da jetzt am Ende für Erinnerungen?

Ruedi Stöckli: Ganz ehrlich kamen mir diese 34 Jahre gar nicht lange vor. Diese Zeit verging wie im Flug! Was einem am Schluss besonders freut, sind die treuen Gäste, die wir über diese Jahre hatten. Da gab es Leute, die bei uns geheiratet haben, dann war das Taufessen der Kinder bei uns, der weisse Sonntag und dann auch die Firmung. Solche Geschichten machen einem auch jetzt noch glücklich!

Bernadette Stöckli: Am Ende dieser Zeit habe ich jetzt ein lachendes und ein weinendes Auge. Aber das Wichtigste für mich waren stets Ruedi und seine Gesundheit. Das hatte für mich oberste Priorität. Deshalb war auch klar, dass wir hier aufhören müssen. Der Stress und die Intensität der Gastro-Branche waren nicht gut für seine Gesundheit.  

Wie war es denn damals – 1987 – als Sie das Restaurant Strauss übernommen hatten?

Ruedi Stöckli: Es kommt mir vor, als sei es gestern gewesen (lacht). Wir waren relativ unerfahren. Ich hatte zwar die Ausbildung an der Hotelfachschule abgeschlossen, aber einen eigenen Betrieb hatte ich zuvor nicht geführt. Wir waren einfach absolute Nobodys! Aber mit der Zeit lernt man dann alles.

Wieso hatten Sie denn damals das Restaurant Strauss übernommen?

Ruedi Stöckli: Das ist mein Elternhaus, meine Eltern hatten hier schon 30 Jahre gewirtet. Als meine Mutter dann krank wurde und schliesslich auch gestorben ist, war es klar, dass ich mit Bernadette zusammen das Restaurant übernehme. Aber eigentlich wollten wir das nur fünf Jahre machen. Mein Traum war es nämlich immer Hotel-Direktor in Arosa oder Davos zu werden (lacht).

Bernadette Stöckli: Ich hatte damals eine Lehre zur Damen-Coiffeuse abgeschlossen und hatte auch schon zwei Jahre auf diesem Beruf gearbeitet. Aber dann kam Ruedi – und Ruedi war und ist nach wie vor meine ganz grosse Liebe! Und wegen dieser grossen Liebe habe ich diesen Weg eingeschlagen. Leider hatte ich aber keine Ahnung von der Gastro-Branche und deshalb hat mich Ruedi ein halbes Jahr ins Astoria in Luzern geschickt, wo ich von erfahrenen Leuten lernen konnte.

Was war das Konzept in all diesen Jahren? Das Restaurant Strauss blieb ja oft bei sich selber und ist nicht jeden Trend mitgegangen…

Ruedi Stöckli: Genau deswegen kamen die Leute zu uns. Wir sind immer traditionell geblieben – gut-bürgerlich und schweizerische Küche. Und ich glaube, dass genau das von unseren Gästen geschätzt wurde. Manchmal braucht es das gar nicht, auf jeden Trend aufzuspringen. Die Leute wollen das gar nicht unbedingt. Erst recht nicht hier auf dem Land im Restaurant Strauss.

Das vergangene Corona-Jahr war für alle sehr speziell. Wie haben Sie das erlebt?

Ruedi Stöckli: Ja für uns war es sehr schwierig. Gerade weil wir wussten, dass das unser letztes Jahr sein würde. Das hatte man sich dann schon anders vorgestellt. Alles in allem ist uns in diesem Jahr aber vieles gut gelungen. Wir hatten einfach unsere Ruhetage und Ferien gestrichen um die Zeit zu kompensieren, wo wir geschlossen haben mussten. Deprimierend war es dann, als wir im Winter wieder alles schliessen mussten. Keine Weihnachtsessen, keine Anlässe – das war schon sehr belastend.

Bernadette Stöckli: Mich hatte das ganze unendlich traurig gemacht! Immerhin war es nach so langer Zeit unser letztes Jahr hier. Und wir wollten dieses Jahr geniessen und dann auch im Februar mit unseren Gästen eine Uustrinkete machen. Das alles ist nun ins Wasser gefallen. Das tut mir schon sehr weh!

Nun ist der Strauss seit dem 1. April in neuen Händen. Weshalb sind Lyuba und Andreas Berger die idealen Nachfolger?

Ruedi Stöckli: Uns war es sehr wichtig, dass das Restaurant im ähnlichen Stil weitergeführt wird wie bis anhin. Mit Lyuba und Andreas haben wir nun zwei nette Leute gefunden, die das so machen werden. Andreas Berger ist im Emmental aufgewachsen und somit ähnlich gepolt, wie ich (lacht).

Nun werden Sie plötzlich viel mehr Zeit haben. Haben Sie beide denn schon grosse Pläne für Ihre Zeit „nach dem Strauss“?

Ruedi Stöckli: Grosse Pläne haben wir nicht. Vielleicht mal länger Ferien und an Orten, die wir bis jetzt noch nicht gesehen haben. Ausserdem will ich mit unserem Hund nun vermehrt wandern gehen und Bergtouren machen. Darauf freue ich mich sehr – und unser Hund geniesst die Zeit mit uns nun auch sehr.

Bernadette Stöckli: Ruedi will schon länger ans Nordkap reisen. Ich will schon lange nach Australien. Das zu kombinieren wird wohl etwas schwierig (lacht). Aber wir haben nun ja Zeit und werden sicher auch dafür eine Lösung finden.

Interview und Bild: Sara Häusermann


Weil bis am 31. Mai wegen dem Corona Virus keine An- und Austrinkete gemacht werden konnte, ist nun dieser Termin auf den 3. Juli von 09.00 Uhr bis 17.00 Uhr festgelegt worden.