Markante Silhouette von «Luzbikon» ist verschwunden

Seit letzten Herbst steht das neue REAL Recyclingcenter beim Verkehrskontenpunkt im Sedel auf Ebikoner Hoheitsgebiet Bild: rowi

Seit nunmehr sechs Jahren ist die 1971 in Betrieb genommene Kehrrichtverbrennungsanlage (KVA) Ibach Geschichte. Dieser Tage ist der letzte Teil der weithin sichtbaren Anlage mit der markanten Silhouette, dem riesigen Turm, verschwunden, rückgebaut. Jetzt prägen das neue Recyclingcenter und das Bürogebäude von REAL das neue Landschaftsbild am Verkehrsknotenpunkt beim Sedel, ganz auf Gemeindegebiet Ebikon.

Als «Wahrzeichen von «Luzbikon» -ein Wortspiel aus Luzern und Ebikon, weil die markante Anlage auf Hoheitsgebiet und auf der Grenze der beiden Gemeinden im Sedel stand- wurde der riesig in den Himmel ragende Turm mit dem Kamin wahrgenommen. Mit der Eröffnung des Recyclingcenters Ibach fiel gleichzeitig der Startschuss für den Rückbau der alten
Kehrichtverbrennungsanlage (KVA) in Ibach. Damit verschwand ein markantes Gebäude Eingangs zu Luzern.

Die Firma Aregger aus Buttisholz hat den Auftrag für den Abbruch und der Rückgewinnung der Wertstoffe und mit der Asbestsanierung der fast 50-jährigen KVA mit dem Verwaltungstrakt und den Nebengebäuden erhalten.

Der Rückbau wurde seit September 2020 bis Anfangs April 2021 durchgeführt. Dabei kam der grösste Rückbaubagger Europas, der A-REX, zum Einsatz. Der 300 Tonnen schwere und 757 PS starke Rückbaubagger mit einer Breite von acht Metern, einer Raupenhöhe von mehr als zwei Metern und einem Arm, der sich bis 70 Meter ausfahren lässt, setzte der
von Aregger Buttisholz während drei Jahren entwickelte, konstruierte und zusammengebaute A-REX neue Massstäbe im Rückbausegment.

Komfortables Recyclingcenter

Mit dem Bau des neuen Recyclingcenter in Ibach, ganz auf Hoheitsgebiet Ebikon, hat der Gemeindeverband REAL einen weiteren bedeutenden Meilenstein erreicht. Das Administrationsgebäude hat neben dem Recyclingcenter seinen neuen Standort gefunden. REAL setzt bei den Neubauten bezüglich Ökologie und Klimaschutz neue Massstäbe. Die
auffälligen Holzbauten wurden mit Luzerner Holz realisiert. Sie entsprechen dem Minergie A-ECO-Label. Zudem wurden wo immer möglich regionale Unternehmungen berücksichtigt und Recyclingbaustoffe verwendet. Das Ganze wird abgerundet mit einer Fotovoltaik-Anlage auf dem Hallendach mit einer Fläche von rund 2 250 m2. Mit einer Leistung von rund 381 Kilowatt erzeugt sie über das ganze Jahr eine Energiemenge von 322 000 Kilowattstunden. Dies entspricht dem Stromverbrauch von rund 75 Haushaltungen.

Das Recyclingcenter bietet den Kunden komfortable Möglichkeiten, eine breite Palette von Wertstoffen und Abfällen zu entsorgen. Ein ausgeklügeltes Verkehrs- und Betriebskonzept ermöglicht flüssige Abläufe und verhindert dabei Rückstau auf die Reusseggstrasse. Dank einer Staustrecke entlang des Recyclingcenters wird auch an Spitzentagen für ein geordnetes Verkehrsregime gesorgt. Für die gewerblichen Fahrzeuge führt ein direkter Weg zum Recyclingcenter ohne die Staustrecke für Private zu tangieren. Das ausladende Vordach aus Holz, welches die Kundenparkplätze überdacht, schützt die Kunden beim Entladen vor jeder Witterung. Für Velofahrer wurde ein kombinierter Fuss- und Radweg zum Center realisiert.

43 Jahre zuverlässig im Einsatz

Ein kurzer Rückblick: 1971 wurde die KVA Ibach in Betrieb genommen. Während 43 Jahren erbrachte sie einen zuverlässigen Dienst im Bereich der energetischen Abfallverwertung. Anfänglich wurde mit einer Abfallmenge von jährlich 250 kg pro Einwohner und mit gesamthaft 45 000 Tonnen Abfall gerechnet. «Die damaligen Entscheidungsträger zeigten Weitsicht, als sie die Anlage grösser bauten als ursprünglich geplant. Bereits im Jahr 1972
lag die Abfallmenge pro Einwohner bei 290 kg Abfall und gesamthaft bei 47 800 Tonnen Abfall. Die folgenden Jahre waren von laufenden Anpassungen der Anlage aufgrund der verschärften Umweltvorschriften, der steigenden Abfallmenge und der verbesserten Verbrennungstechniken geprägt», ist verschiedenen Berichten zu entnehmen.

Die Abbrucharbeiten der KVA-Anlage mit den Nebengebäuden dauerten gut ein halbes Jahr, jetzt ist alles bodeneben. Bild: rowi

Auf dem bisherigen Platz des alten REAL-Gebäudes an der Reusseggstrasse ist jetzt ein Provisorium für die Fahrzeuge des Rettungsdienstes des Luzerner Kantonsspitals errichtet worden. Die heutige Fahrzeughalle des Rettungsdiensts befindet sich auf dem Campus des Luzerner Kantonsspitals, wo künftig der Neubau des Kinderspitals und der Frauenklinik stehen wird.

Das REAL Verwaltungsgebäude im Ibach wird stehen gelassen und vom Rettungsdienst während der nächsten fünf Jahren als Büro- und Unterkunftsräume zwischengenutzt.

Rolf Willimann


Innovative Technologie seit Anbeginn

Die Verbrennung von Abfall erzeugt ohne Einsatz von fossilen Brennstoffen eine enorme Abwärme. Die in Kessel strömenden Abgase kühlen ab und leiteten ihre Wärme an das in Röhren fliessende Wasser weiter. Dieses erhitzt sich und wird zu Dampf. Dieser kann mittels einer Turbine und einem Generator in Strom umgewandelt und mit der Restwärme in ein Fernwärmenetz eingespeist werden. Dank dieser damals visionären Planung konnte die verbleibende Abwärme während Jahren zur Heizung und Kühlung des Luzerner Kantonsspitals, des Emmen Centers sowie weiteren Liegenschaften in der Umgebung genutzt werden. Mit der Inbetriebnahme der neuen Kehrichtverbrennungsanlage Renergia in Perlen wurde eine Transportleitung gebaut, die die nicht von der Perlen Papier genutzte Abwärme von Perlen bis nach Emmen befördert. Für die Wärmeversorgung im Rontal und in den angrenzenden Gebieten Emmen und Luzern nutzt die Fernwärme Luzern AG seit Ende 2017 die Abwärme aus der Renergia sowie aus dem Walzwerk der Swiss Steel in Emmen.
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Nach gut 50 Jahren ist die KVA Ibach Geschichte: Das markante Wahrzeichen im Ibach ist rückgebaut worden. Bild: zVg Real