Kapelle kommt erneut unter den Hammer

Dierikons Sorgenkind: Die zerfallende Kapelle im Dorfkern. Bild dierikon.ch
Dierikons Sorgenkind: Die zerfallende Kapelle im Dorfkern. Bild dierikon.ch

DIERIKON – Bis im Frühjahr will der Gemeinderat endlich einen neuen Käufer für die Kapelle finden

Die Sanierung der 150 Jahre alten, denkmalgeschützten Kapelle in Dierikon ist seit Jahren Dauerthema. Nun will man endlich Nägel mit Köpfen machen: Der Dierikoner Gemeinderat will bis im Frühling entscheiden welche Privatperson den Zuschlag für den Kauf der Kapelle erhält.

ste. Ein aggressiver Pilz greift die Holzkonstruktionen der kleinen Kirche an und wegen der Feuchtigkeit bröckelt auch der Verputz an der Fassade ab. Da der Gemeinderat für die Sanierung aber kein Geld ausgeben will, wird seit längerem nach einem neuen Eigentümer gesucht. Die Preisverhandlungen laufen noch, klar ist jedoch, dass die obligate Roh-Sanierung den Käufer circa 700’000 Franken kosten wird. Darüber hinaus werden weitere Kosten für den Innenausbau der Kirche anfallen. Denkbar ist, dass die Kapelle zukünftig als Restaurant, als Wohnhaus oder als Kulturraum genutzt wird. Einzige Auflage: Die Nutzung muss mit dem Dorfkern kompatibel sein. Der Dierikoner Gemeinderat hofft, dass der Verkauf noch diesen Frühling über die Bühne geht. Abhängig ist dies jedoch von einem Faktor, auf den der Gemeinderat keinen Einfluss hat: Die Rechtsgültigkeit des Hochwasserschutzprojektes. Da das Grundstück auf dem die Kapelle steht sehr eng begrenzt ist, muss der Käufer von den benachbarten Landeigentümern Boden erwerben können. Dies ist jedoch erst möglich, wenn sicher ist, dass bezüglich der Bachführung keine Einsprachen erhoben werden.

Aus der Vergangenheit gelernt

Die Bevölkerung ist hinsichtlich der Sanierung geteilter Meinung. Einigen liegt nicht viel am Erhalt der Kirche, andere hängen aus nostalgischen Gründen daran. Der Dierikoner Gemeinderat möchte der betagten Kapelle jedoch unbedingt ein zweites Leben schenken. Bereits 2006 hatte er sich deshalb mit ihrem Verkauf und der unumgänglichen Sanierung auseinandergesetzt. Weil sich der damalige private Käufer jedoch nicht an die Abmachung bezüglich Sanierung hielt, ging das Objekt irgendwann wieder in den Besitz der Gemeinde über. Der Gemeinderat hat aus dem Misserfolg gelernt und will deshalb dieses Mal vor Verkaufsabschluss den finanziellen Hintergrund des Käufers genauer unter die Lupe nehmen.

Dierikons Sorgenkind: Die zerfallende Kapelle im Dorfkern. Bild dierikon.ch
Dierikons Sorgenkind: Die zerfallende Kapelle im Dorfkern. Bild dierikon.ch

Die Kapelle im Lauf der Zeit

1675 wurde in Unterdierikon eine Kapelle errichtet. Wer für den Bau zuständig war, ist nicht überliefert. Als das Gotteshaus baufällig wurde, entschied man sich für einen Neubau. Die Luzerner Regierung erteilte 1862 die Baubewilligung, woraufhin sich der Luzerner Baumeister Wilhelm Keller ans Errichten der Kapelle machte. 1869 wurde sie schliesslich eingeweiht, 1907 renoviert. In den sechziger Jahren entschied sich die Kirchgemeinde Root, beim Schulhaus eine provisorische Kirche zu errichten. Sie stand auf einer von der Einwohnergemeinde im Baurecht abgegebenen Parzelle. Als das Baurecht aufgehoben wurde, ging die Parzelle in das Eigentum der Kirchgemeinde über. Damit ändert sich der Status der Kirche von «provisorisch» in «endgültig». Im Jahr 1978 wurde dann die, inzwischen nicht mehr zu religiösen Zwecken genutzte, Kapelle in Dierikon von einem Vertreter des zuständigen Bischofs entweiht. Im Zuge der Profanisierung wurden auch Reliquien und geweihte Gegenstände aus der Kirche entfernt.