Pro und Kontra «Überdachung Zentralstrasse»

Tunnel begraben – Masterplan umsetzen!

Stellungnahme der SP Ebikon zum Projekt «Überdachung Kantonsstrasse»

Die SP Ebikon steht dem Tunnel-Projekt durch Ebikon sehr skeptisch gegenüber. Es bestehen aufgrund der planerischen Mängel viele offene Fragen – und vor allem wird die Umsetzung des Masterplans unnötig verzögert. Die SP Ebikon fordert, dass der Masterplan zügig umgesetzt und die Zentralstrasse beruhigt wird.

Soll eine 275 Meter lange Betonwand künftig das Ortsbild von Ebikon prägen? Zu viele planerische Mängel und Fragezeichen prägen diese «Vision», die sich beim näheren Hinsehen als gänzlich unausgereift entpuppt. Die Tunnel-Idee basiert erstens auf der kapitalen Fehleinschätzung, man könne mit Geschäften und Wohnhäusern die Überdachung der heutigen Schnellstrasse durchs Dorf zum Verschwinden bringen. Die aktuelle Situation führt unmissverständlich vor Augen, dass bereits heute kaum Mieter für das Überangebot an Ladenflächen gefunden werden und daher viele Lokale leer stehen. Zweitens ändert diese Idee nichts an der Tatsache, dass der Verkehr nach wie vor durch Ebikon drängt, wenn der Verkehr auf der Autobahn stockt. Und drittens stellt sich die Frage der Finanzierung des rund 40 Millionen Franken teuren Bauwerks. Ebikon hat weit dringenderen Handlungsbedarf, etwa bei der Sanierung der Schulhäuser und – dank Bevölkerungswachstum – Ausbau seiner Infrastruktur. Zum Beispiel beim Schulraum. Angesichts der angespannten Gemeindefinanzen müssen klare Prioritäten gesetzt werden.

Ballastbau Nummer 2
Die SP Ebikon kann vor diesem Hintergrund dieses Vorhaben nicht unterstützen. Das Tunnel-Projekt ist unausgegoren und schafft mehr Probleme als es zu lösen vorgibt. Die Gefahr ist gross, dass über Jahre oder Jahrzehnte ein unansehnlicher Betonklotz das Zentrum von Ebikon verunstaltet, weil sich für die notwendigen Bauten kaum seriöse Investoren finden. Damit wäre Ebikon um eine Attraktion reicher: Ballastbau Nummer 2 – als sichtbare Belastung für das Ortsbild.

Masterplan zügig umsetzen, Zentralstrasse beruhigen!
Mit dem Masterplan steht demgegenüber ein Planungsinstrument von hoher Qualität zur Verfügung. Die SP Ebikon unterstützt den Masterplan und fordert eine zügige Umsetzung – vor allem soll der Gemeinderat alles daran setzen, den Planungsprozess zur Umgestaltung der Zentralstrasse mit dem Kanton voranzutreiben. Die Gemeindeinitiative für das Tunnel-Projekt verzögert diese Planungen unnötig.

 

Nein zur Zentrumsgestaltung mit der Brechstange

Stellungnahme der Grünliberalen Partei Ebikon zum Projekt «Überdachung Kantonsstrasse»

Die Grünliberalen fordern eine Zentrumsentwicklung, die auf Qualität, Innovation und die Mitwirkung der Bevölkerung setzt. Dies soll auf der Grundlage der Leitidee des Masterplans geschehen, weil mit diesem Werkzeug eine gute Qualität garantiert werden kann. Zudem ist für eine zielführende und faire Mitwirkung der Bevölkerung eine solche Grundlage wichtig. Die Gemeindeinitiative für eine Überdachung der Kantonsstrasse ist nach Meinung der GLP der falsche Ansatz, um ein attraktives Zentrum zu erhalten. Das Tunnellochprojekt setzt den Fokus zu sehr auf eine Überdeckung der Kantonsstrasse, bei dem sich alles andere unterordnen muss –­ auf Kosten von anderen, städtebaulichen Qualitäten.

Breit abgestützte Gesamtlösung statt teures Tunnelloch
Der Masterplan ermöglicht Lösungen, welche ein attraktives Zentrum bewirken; unter anderem eine Begegnungszone, qualitative und innovative Gebäude mit belebten Wegen und Plätzen, die auf einander abgestimmt sind. Natürlich sind die viel gewünschten Querverbindungen mit Überführungen auch möglich. Diese Ansätze können Ebikon ein wirklich neues Gesicht geben. Die Behauptung der Initianten, dass der Masterplan keine Lösung für ein attraktiveres Dorfzentrum aufzeige, ist nicht zutreffend und führt die Bevölkerung in die Irre. Ferner wirft das Tunnellochprojekt eine seriöse und nachhaltige Zentrumsentwicklung um Jahre zurück und würde unsere Gemeindekasse stark belasten – wodurch Steuererhöhungen unumgänglich werden würden.

Mit Innovationen und Gestaltung die Kantonsstrasse aufwerten
Die Aufenthaltsqualität entlang der Kantonsstrasse kann mit einer optimierten Gestaltung, Temporeduktionen, Flüsterbelägen, einer attraktiven Begrünung und breiteren Wegen für Fussgängerinnen und Fussgänger nachhaltig verbessert werden. Zudem ist bezüglich künftiger Mobilitätsmöglichkeiten eine flexible Gestaltung wichtig, statt den Langsamverkehr abzutrennen. Es gilt die Kantonsstrasse zu zähmen, ohne die Kapazität zu verringern. Da der Strassenraum in Ebikon räumlich eine grosszügige Breite aufweist, ist dies eine gute Ausgangslage für innovative Gestaltungs-­ und Mobilitätslösungen –­ gerade mit Blick auf die zunehmende Digitalisierung und Elektrifizierung des Verkehrs. Ebikon hat hier Voraussetzungen, welche andere Gemeinden nicht haben. Diese Chance sollte proaktiv genutzt werden, statt künftige Bedürfnisse mit einem Tunnel zu verbauen.

Neue Begegnungszone gibt Ebikon ein positives Gesicht
Zwischen Bahnhof und Kirche soll auf der Riedmattstrasse eine Begegnungszone entstehen mit qualitativ hochwertigen Bauten, die Ebikon ein positives Gesicht geben. In den Erdgeschossen sind öffentliche und kommerziellen Nutzungen geplant. An dieser Lage, wo sich wichtige Wege und Plätze kreuzen, wird eine ungezwungene Begegnung der Bevölkerung ermöglicht, ohne vom Verkehrslärm gestört zu werden. Das Tunnel-­ lochprojekt behindert diese Zentrumsentwicklung und schafft stattdessen zwei hässliche und lärmemittierende Tunnelportale. Die konservative und starre Strassenraumgestaltung des Tunnellochprojekts verhindert ferner für Generationen weitere Entwicklungen und Nutzungen im Dorfzentrum.

Sichtbarkeit des dörflichen Charakters stärken statt Steuererhöhung
Der GLP ist es wichtig, dass das alte Dorf für die Bevölkerung zu einem identitätsstiftenden Ort und gut sichtbar wird. Diese einzigartige Position der erhaltenswerten Gebäuden auf dem Moränenhügel soll betont werden. Dieses Zentrum wollen wir stolz zeigen und erhalten und nicht mit neuen Gebäuden verbauen.

Echte Partizipation ermöglicht eine hohe Qualität und Akzeptanz
Wir finden es wichtig, dass die Bevölkerung in die Planungen des Zentrums einbezogen wird. Dabei sollen die verschiedenen Bedürfnisse und Ideen einfliessen können. Der Masterplan bietet hier eine gute Diskussionsgrundlage, um eine Entwicklung mit Qualität und Akzeptanz zu entwickeln. Voreilig eine einzige Idee mit vielen Tücken in den Vordergrund zu stellen und dafür noch viel Zeit und Geld aufzuwenden, ist bezüglich eines fairen Einbezuges der Bevölkerung falsch. Es gibt auch andere Lösungsmöglichkeiten.

Viele Risiken und hohe Kosten behindern andere Projekte
Das Tunnellochprojekt stellt eine Überdeckung Kantonsstrasse zu sehr in den Fokus und verweist alle anderen Aspekte in den Hintergrund. Eine genauere Analyse der Idee zeigt auf, dass damit viele neue Probleme entste-­ hen. So zum Beispiel die Verschandelung des Strassenraumes im Bereich der Tunnelportale, die fragliche Belebbarkeit der zusätzlichen Begegnungszone, der respektlose Umgang mit schützenswerten Gebäuden usw. Die sehr schwierige Bewilligungsfähigkeit und die hohen Kosten im mehrstelligen Millionenbereich machen die Idee nicht besser. Es kann nicht sein, dass Ebikon zum Beispiel auf eine Mehrzweckhalle auf Jahre hinaus verzichten muss, aber dafür ein riskantes Experiment finanzieren will – insbesondere auch aufgrund des aufge-­ stauten und dringenden Sanierungsbedarfs bei Schulen und Infrastrukturanlagen.

Nicht die gleichen Fehler wiederholen
Eine Zentrumsentwicklung ohne gesamtheitlichen und nachhaltigen Ansatz können das Erscheinungsbild und den Ruf einer Gemeinde für Generationen schädigen. Ebikon darf jetzt nicht die gleichen Fehler machen wie vor rund 50 Jahren. Wir wollen nach «Amplikon» nicht ein «Tunnelikon» und sprechen uns deswegen gegen das Tunnellochprojekt aus. Wir fordern ein bewährtes und professionelles Vorgehen mit dem Einbezug der Bevölkerung auf der Grundlage des Masterplans.

Ein Bärendienst an Ebikon

Auf den ersten Blick besticht die Idee mit der Überdeckung der Kantonsstrasse als eine raffinierte Lösung, um das Zentrum von Ebikon auf zu werten. Meine anfängliche Sympathie für diese Idee wich nach genaueren Betrachtung einer grundsätzlichen Skepsis.
Als Mitglied der PUEK und als lokaler Architekt ist mir ein attraktives Zentrum für Ebikon sehr wichtig. Der Handlungsbedarf ist eindeutig und geht über eine neue punktuelle Strassengestaltung hinaus. Die Auswirkungen einer Überdachung der Kantonsstrasse wären aber zum Nachteil für die Zentrumsqualität und das Image von Ebikon.

So zum Beispiel die zwangsläufige Verunstaltung des Strassenraumes durch die Tunnelportale. Man würde dann auch durch Ebikon fahren (Richtung Dierikon) ohne die Kirche zu sehen. Der dörfliche Charakter würde somit verschwinden.
Die Belebbarkeit der zusätzlichen Begegnungszone ist äusserst fraglich und ist durch ihre isolierte Lage zu wenig durchlässig. Der Umgang mit den alten schützenswerten Gebäuden ist geradezu respektlos und verheisst eine sehr schwierige Bewilligungsfähigkeit. Hohe Kosten für nichts sind so vorprogrammiert. In einer schnelllebigen Zeit ist es wichtig ein Zentrum so flexibel und langfristig zu planen, dass es der Wandel der Gesellschaft und der Mobilität (Digitalisierung, Elektromobilität, Einkaufsverhalten) aufnehmen kann. Die Tunnelidee ist für diese Situation eine veraltete Massnahme für eine Mobilität und ein Einkaufsverhalten von gestern. Umbauen lässt sich dieses Konstrukt nicht. Wenn es gebaut ist, muss Ebikon damit lange leben.

Die Initianten versuchen weiss zu machen, dass der Masterplan keine Lösung für ein attraktiveres Dorfzentrum aufzeige. Dies trifft aber so nicht zu und ist irreführend. Im Gegenteil: Der Masterplan ermöglicht Lösungen, welche ein attraktives Zentrum bewirken, wie eine Begegnungszone, qualitative und innovative Gebäude mit belebten Wegen und Plätzen, die auf einander abgestimmt sind. Natürlich sind die viel geforderten Querverbindungen mit Überführungen auch möglich. Diese Ansätze können Ebikon ein wirklich neues Gesicht geben. Im Zentrum braucht es vor allem Qualität und nicht ein quantitativer Ausbau von Einkaufspassagen.

Ich plädiere für eine Zentrumsentwicklung auf der Basis des Masterplans und dem Einbezug der Bevölkerung. Mit gewagten Ideen und Behauptungen den Bürgern falsche Hoffnungen zu wecken und dazu zu verleiten, die Planung eines Zentrums um Jahre zu verzögern, leisten die Initianten ungewollt einen Bärendienst an Ebikon. Der Mensch soll im Zentrum stehen und nicht die Verbannung einer Strasse.

Stefan Gassmann, Dipl. Architekt FH, Mitglied PUEK (Planungs- Umwelt- und Energiekommission) Ebikon

Infos zum Masterplan

Wer sich über den bestehenden, in den Stellungnahmen erwähnten Masterplan informieren möchte, findet Unterlagen dazu auf

  • www.ebikon.ch/verwaltung/planung-bau/aktuelle-projekte/masterplan
  • www.ebikon.ch/verwaltung/planung-bau/downloads-links/copy_of_bewilligungen/#bestellung-download

Leuchtturm oder Tunnelloch?

Leuchtturm- oder Tunnellochprojekt: Die Idee von Architekt Roland Huwyler, ein Stück der Kantonsstrasse im Zentrum Ebikons zu überdachen, wird in Ebikon derzeit heiss und kontrovers diskutiert – jetzt erst recht, nachdem die Gemeindeinitiative von «ebikon lebt» die nötigen Stimmen beisammen hat. Während sich die einen endlich eine Lösung für das Problem des durch die Zentralstrasse zweigeteilten Ebikons erhoffen, befürchten andere eine irreparable Verschandelung des Dorfkerns. Da das Projekt und die damit verknüpfte Diskussion für Ebikon zukunftsweisenden Charakter hat, stellen wir hier eine Plattform zur Verfügung, auf der alle Ebikonerinnen und Ebikoner ihrer Meinung zum Projekt «Überdachung Kantonsstrasse» Ausdruck verleihen können. Die hier widergegebenen Stellungnahmen sind Ausdruck dieser Dskussion. Wir vom rontaler nehmen selber weder für noch gegen das Projekt Stellung, sondern leisten mit dieser Plattform einen Beitrag zur Meinungsbildung.

Schreiben Sie uns auf redaktion@rontaler.ch oder online auf www.rontaler.ch!

Guido Gallati, Chefredaktor