Bald fahren in Ebikon keine Modellzüge mehr

Am 15. September 2012 schliesst das Bieri Modelleisenbahnland in Ebikon seine Türen nach 14 Jahren. Für Paul Bieri, der in den gleichen Räumlichkeiten zuvor 35 Jahre lang ein Fachgeschäft für Kabelfernsehen betrieben hatte, endet eine 50-jährige Ära.

shab. Mit einem Rundschreiben an einige hundert Kunden und einem Anschlag an der Türe zum 300 Quadratmeter grossen Verkaufs- und Ausstellungsraum an der Dorfstrasse 23 in Ebikon kündigt Paul Bieri das Ende seiner insgesamt 50-jährigen Geschäftstätigkeit an. Bald werden die elf liebevoll dekorierten Schaufenster leer sein oder zumindest keine Eisenbahnlandschaften, Lokomotiven oder Schienen mehr ausgestellt sein.

Der Wandel hinterlässt seine Spuren
Paul Bieri bedauert diesen Schritt, nennt aber eine Reihe handfester Gründe, die ihn zum Aufgeben bewogen haben. Einerseits hätten die finanziellen Probleme der grossen Marken wie Märklin, HAG und anderer die Kundschaft verunsichert. Auch die weltweite Finanzkrise habe ihre Spuren hinterlassen. Viel schwerer wogen für ihn aber der Wandel im Geschäftsgebaren seiner Handelspartner sowie ein verändertes Kaufverhalten der Kunden: «Der Eurosturz hatte zur Folge, dass vermehrt im Ausland gekauft wird, und jetzt beliefern unsere Fabrikanten, Lieferanten und Schweizer Importeure sogar den Endverbraucher direkt», beklagt er. Ebenfalls zu schaffen machten ihm die zunehmenden Käufe übers Internet, wie er in seinem Informationsblatt festhält: «Dort werden sämtliche Modelleisenbahnartikel verscherbelt, beliefert von unseren Lieferanten, die uns als Fachgeschäft vorschreiben, welche Ladenöffnungszeiten wir haben müssen.» Lediglich die Beratung holten die Leute dann im Fachgeschäft ab, von dem sie auch erwarteten, dass selbstverständlich alle Ersatzteile am Lager waren.

Grosse und kleine Fans
In den vergangenen 14 Jahren war Paul Bieris Modelleisenbahnland, das grösste in der Zentralschweiz und mittlerweile eines der letzten, Anziehungspunkt für viele Modelleisenbahnfans, und bei vielen konnte er für dieses Hobby sogar die Begeisterung entfachen. Wenn die Väter mit ihren Kindern kamen, waren meist beide gleichermassen «angefressen», was immer wieder zu lustigen Szenen geführt habe. Sicher sei ein Teil dieser Leidenschaft für die kleinformatigen Züge verloren gegangen, meint der Geschäftsmann, und führt dies nicht zuletzt auf die Verbreitung der Computerspiele zurück.

Neue Zukunft
Sein ganzes technisches Equipment und die vielen Ersatzteile hat Paul Bieri, der von seiner Tochter Eva Walti während den ganzen 14 Jahren tatkräftig unterstützt worden war, bereits verkauft. Was er mit dem Rest der Einrichtung macht, weiss er noch nicht. Die grosszügigen Räumlichkeiten an der Dorfstrasse 23 sind jedoch bereits weitervermietet. Wer sich dort einrichtet, ist indes noch geheim.