SBB-Abstellanlage Dierikon in der Planungsphase

Am Informationsanlass vom Donnerstag, 9. September 2021 zeigten SBB-Verantwortliche im Kinosaal Pathé in der Mall of Switzerland den Planungsstand zum Durchgangsbahnhof Luzern und zur notwendigen Abstellanlage Dierikon auf. Der Einbezug der betroffenen Gemeinden und der Bevölkerung ist den Zuständigen ein wichtiges Anliegen.

In seinen Begrüssungsworten bezeichnete Regierungsrat Fabian Peter den vorgesehenen
Durchgangsbahnhof Luzern als Jahrhundert-, als Generationenbauwerk. Er könne für die Region Rontal, für den Kanton Luzern, für die ganze Zentralschweiz einen Quantensprung auslösen. Von einem erweiterten Zugs- und Verbindungsangebot profitiere die gesamte Bevölkerung, nicht nur in verkehrstechnischer sondern auch in wirtschaftlicher Hinsicht.

Anschliessend zeigte SBB-Programmleiter Massimo Guglielmetti die Struktur und Etappen des Planungsprozesses für den Durchgangsbahnhof Luzern auf. Christian Amstad blieb es dann vorbehalten, als SBB-Projektverantwortlicher die Abstellanlage Dierikon vorzustellen. Dass dieses grosse Teilprojekt des Durchgangsbahnhof Luzern Vor- und Nachteile für die Gemeinden Ebikon, Dierikon und Buchrain bringt, zeigt sich an den Dimensionen des Vorhabens: Es werden zwischen dem Rontalzubringer und dem CKW-Gebäude rund 50‘000 Quadratmeter Wiesland beansprucht. Besseren Zugsverbindungen stehen gewisse Immissionen gegenüber, welche die Abstellanlage für Personenzüge verursachen wird. Der Standort Dierikon ist aber aus betrieblicher Sicht eine Notwendigkeit.

Optimierungsmöglichkeiten

Am Informationsanlass zeigte sich, dass die Projektverantwortlichen der SBB für Transparenz in der Planung einstehen und die Bevölkerung und die betroffenen Gemeinden frühzeitig “ins Boot oder besser in den Zug holen“ wollen. So konnte der Dieriker Gemeindepräsident Max Hess unter der Moderation von Werner Schaeppi dem SBB-Programmleiter Massimo Guglielmetti einige erste Überlegungen zur Abstellanlage vorbringen. Dass ein juristisches Vorgehen gegen das geplante Projekt nicht zielführend sei, machte ein Fachjurist sehr rasch klar, erklärte Max Hess einleitend.

Aber Optimierungsmöglichkeiten könnten durchaus ins Auge gefasst werden. Ob die ganze
Abstellanlage oder Teile davon eingehaust und mit einer Photovoltaikanlage ausgestattet werden könnten, das wäre eine Variante, die Dierikon einen Mehrwert bringen könnte. Auch Kompensations- und Mehrwertabgaben auf Grundstücken wurden zur Diskussion gestellt. Es zeigte sich aber, dass die angeschnittenen Themenbereiche noch vieler Abklärungen bedürfen. Aber Gesprächsbereitschaft wurde von den Zuständigen immer wieder signalisiert.

Was gewinnt Dierikon? Das war eine Frage, die bei der Publikumsdiskussion oft durchschien. Einmal mehr musste erwähnt werden, dass grössere Bauprojekte Vor- und Nachteile bringen. Damit verbunden ist ein Geben und Nehmen. Eine Gemeinde ist Standort einer Kehrichtverbrennungsanlage, eine andere ist Standort einer grossen Abwasserreinigungsanlage oder einer Deponie. Lärm- und Lichtschutz bewegten sich aber bei der Abstellanlage sicher im gesetzlichen Rahmen. Auch dem Umweltschutz werde Beachtung geschenkt. Für den Hochwasserschutz und die Revitalisierung der Ron in den Gemeinden Ebikon, Dierikon, Buchrain und Root sei bereits ein Projekt ausführungsreif.

Erste Reaktionen

Weil das Teilprojekt „Abstellanlage Dierikon“ noch in einer sehr frühen Planungsphase steht, wollten verschiedene Behörden- und Parteienvertretungen zum jetzigen Zeitpunkt keine Stellungnahme abgeben. Der Gemeindepräsident von Ebikon, Daniel Gasser, äussert sich zu zwei Fragen wie folgt:

Wie steht der Gemeinderat Ebikon zum Vorhaben „Abstellanlage Dierikon“?

„Der Austausch mit SBB und Kanton zeigt, dass dieser „Parkplatz“ aufgrund der notwendigen Kapazitäten technisch nur auf unserer Seite der Stadt liegen kann. Der Gemeinderat Ebikon hat jedoch grossen Respekt vor den Auswirkungen dieser Anlage. Alle Züge, welche in Dierikon parkiert werden, müssen Ebikon durchfahren. Hier fordern wir die deutliche Einhaltung der gesetzlichen Normen bezüglich Lärm- und Lichtimmissionen. Ein weiterhin enger Austausch mit den beteiligten Partnern (Gemeinden, Kanton und SBB) muss die nötigen Rahmenbedingungen sicherstellen.“

Welche Erwartungen hat der Gemeinderat an das Projekt? Welche Bedingungen stellt er?

„Das Gesamtprojekt Durchgangsbahnhof Luzern ergibt für Ebikon zusätzliche Herausforderungen. Zentrale Themen dabei sind z.B. Tunnelportal, Naturschutzgebiete, Bauinstallationsplätze und nicht zuletzt der Abtransport des Tunnelaushubes. Obwohl das schweizerische Eisenbahngesetz ein enges Korsett bindet, gibt es kleine Spielräume. Hier werden wir unsere kommunalen Bedürfnisse mit aller Kraft einbringen. Wie gesagt, stehen wir dabei in engem Austausch mit den zentralen Partnern. Im aktuellen Projektstand ist es aber zu früh, bereits im Detail zu kommunizieren.“

Auch der Präsident der FDP Dierikon, Jan Jambor, hat sich für ein Statement bereit erklärt:

„Der Durchgangsbahnhof Luzern ist zweifelsohne eine notwendige Massnahme, welche unserer Region und der ganzen Gesellschaft einen Nutzen stiftet. Die begleitenden Massnahmen wie die Abstellanlage müssen ebenso umgesetzt werden. Man kann nicht den Fünfer und das Weggli haben. Wichtig ist bei der Umsetzung, auf eine bevölkerungs- und umweltfreundliche Lösung zu setzen. Da habe ich mir von der Präsentation der SBB am 9. September 2021 mehr Konkretes erwartet. Die SBB haben sich als Ausführungsgehilfin ohne jegliche Verantwortung dargestellt. Es steht zu befürchten, dass eine unzumutbare Industriefläche entsteht, wenn wir als Bürger und starker Gemeindeverbund nicht positiv einwirken. Max Hess hat hier erste richtige Hinweise geliefert. Eine Einhausung müssen wir unbedingt anstreben. Nur so bekommen wir die Licht- und Lärmemissionen in den Griff. Ich
persönlich sehe weiterhin eine Mischung aus Nutzfläche zur Stromerzeugung und Renaturierung, damit die Erholungsfläche, die heute an dieser Stelle ist, teilweise erhalten bleibt. Also eine begrünte Halle mit Photovoltaik. Ich nehme hier auch meine Kollegen der FDP auf Kantons- und Bundesebene in die Pflicht, nicht zuletzt unseren Luzerner Regierungsrat Fabian Peter. Ich hoffe, dass das grüne Jäckchen, welches sich die FDP zuletzt angezogen hat, nicht schon wieder abgestreift wurde. Nur so eine Lösung ist für alle Bewohner der betroffenen Gemeinden verträglich und trägt auch den Umweltzielen unserer Gesellschaft nachhaltig Rechnung.“

Jost Peyer