Die Welt trauert um einen der einflussreichsten und grössten Blues-Gitarristen dieses Planeten! Johnny Winter starb 70-jährig überraschend Mitte Juli dieses Jahres einsam in seinem Hotelzimmer in der Nähe des Flughafens Zürich-Kloten. Der «rontaler» würdigt heute die übergrosse Blues-Legende. Das Plattenlabel von Johnny Winter, SonyMusic, stellt anlässlich seines Todes der «rontaler»-Leserschaft zweimal eine 5er-CD-Box zur Verfügung.
Der begnadete Gitarrist (voc/g/ mandolin) Johnny Winter wurde am 23. Februar 1944 als Sohn eines ehemaligen Armeeoffiziers mit den Namen John Dawson Winter III in Beaumont (Texas) geboren und wuchs wohlbehütet mit seinem drei Jahre jüngeren Bruder Edgar Winter auf der Stovall-Plantage nahe Beaumont auf, wo der Altmeister des Blues, Muddy Waters, einst gefront hatte. Das talentierte Gitarrengenie Johnny Winter machte schon bald die nach Superstars suchenden Plattenkonzerne auf sich aufmerksam, so dass schon am Anfang der Musikerkarriere von Johnny Winter mit hohen Traumgagen um den damals noch eher unbekannten Provinzmusiker gefeilscht wurde. Columbia-Records (heute SonyMusic) erhielt den Zuschlag mit einem Fünfjahres-Vorschuss-Vertrag über 300`000 Dollar. Das Debüt-Album, welches Johnny Winter 1969 zusammen mit dem Bassisten Tommy Shannon und Ted Turner (Drums) veröffentlichte, enttäuschte jedoch ein wenig die hochgeputschten Erwartungen: Der nahezu blinde Gitarrist hatte sich mehr den Blues-Klängen verschrieben, als sich das die meisten Rock-Anhänger wünschten, welche einen zweiten Hexenmeister a là Jimi Hendrix erwartet hatten.
Nach dem Woodstock-Festival kam die grosse Wende
Erst durch seinen grossen Auftritt beim legendären und einmaligen Woodstock-Festival im August 1969 vor hunderttausenden Besuchern wurde Johnny Winter als übergrosser Musikstar gefeiert – zusammen mit Janis Joplin, Jimi Hendrix & Co. Im Laufe seiner grossen Weltkarriere veröffentlichte Johnny Winter dutzende von hörenswerten Longplayern – unter anderem die Werke «Second Winter» (1969), «Johnny Winter Ade» (1970), «Saints & Sinner» (1974), «Nothin`But The Blues» (1977) oder das 78er-Album «Whole Lotta Love» (Led Zeppelin lassen grüssen) sowie «Serious Business» (1988). Die grosse Last des Superstar-Image und der allmählich zunehmende Tourneestress brachten den erfolgreichen Gitarrenvirtuosen Johnny Winter jedoch schon bald auf Selbstmordgedanken und chronische Heroinabhängigkeit. Bereits 1971 ging der texanische Gitarrengott für fast zwölf Monate in eine Entziehungsklinik nach New Orleans. Danach war Johnny Winter in so guter Verfassung, dass der Blues-Albino wieder seinen astreinen Rock`n`Roll weltmeisterlich zelebrieren konnte. Sogar Altmeister Muddy Waters verpflichtete Johnny Winter als seinen Produzenten. Der Rest ist Blues-Musik-Geschichte – Johnny Winter, ruhe in Frieden!
Mario P. Hermann