Ihm folgen 400 Schafe

Ein Hirte mit seinen 400 Schafen ist zurzeit in Adligenswil und Umgebung unterwegs. Sowohl die grosse Anzahl Tiere als auch das Leben des jungen Hirten ist aussergewöhnlich.

So viel „Mäh“ auf einem Fleck gab es in der Region schon lange nicht mehr. Zurzeit weiden in Adligenswil und Umgebung 400 Schafe aus dem Kanton Schwyz. Zusammen mit ihrem Hirten Yuri (22) sind sie seit Dezember unterwegs. „Eine solch grosse Gruppe Schafe hatten wir sicher schon 30 oder 40 Jahre nicht mehr hier in der Gegend“, erzählen die Bauern aus der Umgebung. Und all diese Schafe hören auf den Hirten Yuri und seine beiden Hunde.

Erster Winter als Hirte

Der junge Italiener Yuri kommt ursprünglich aus dem Gebiet von Bergamo. Für ihn ist es der erste Winter als Hirte nach der Ausbildung. „Über den Sommer war ich schon oft auf der Alp mit den Tieren. Auf Wanderschaft im Winter mit den Schafen mit ich aber dieses Jahr das erste Mal“, erzählt Yuri. Seit dem 1. Dezember ist er mit den Tieren unterwegs. In Küssnacht sind sie gestartet und wanderten in den vergangen Wochen nach Merlischachen, Meggen und nun nach Adligenswil. „Ich werde mit den Tieren noch bis anfangs März unterwegs sein. Die nächsten Wochen führen uns über den Dottenberg nach Udligenswil und schliesslich wieder zurück nach Küssnacht und Arth“, so Yuri. Während des ganzen Winters übernachtet er in einem Wohnwagen.

Die Einsamkeit auf der Weide mache ihm nichts aus: „Es kommen immer wieder Leute vorbei um zu plaudern oder die Schafe anzuschauen. Die restliche Zeit beobachte ich die Tiere – das wird nie langweilig.“ Im Sommer treffe er noch mehr Leute an. „Auf der Alp kommen viele Wanderer und Touristen, die sich für die Tiere oder mein Dasein als Hirte interessieren“, sagt Yuri.

Seltener Beruf

„Viele Hirten gibt es nicht mehr. Yuri wurde mir von einem Freund eines Freundes empfohlen“, erzählt Stefan Stadelmann, der Besitzer der 400 Schafe. Gute Hirten seien inzwischen „Mangelware“ geworden. „Es ist schwierig jemand Gutes zu finden. Mit Yuri bin ich sehr zufrieden“, so Stefan Stadelmann.

Die Wanderschaft sei sowohl für ihn und seine Schafe als auch für die Bauern ein Gewinn, erklärt Stadelmann. „Gerade bei einem solch milden Winter, wo das Gras weiter wächst, kommt es auch den Bauern entgegen, dass die Schafe darauf weiden. So wird das Gras nicht zu hoch und sie haben im Frühling weniger Probleme mit Mäusen. Umgekehrt ist für die Schafe das frische Gras natürlich auch sehr gut. Es gibt einige Schafe, die kennen gar keinen Stall von innen. Die sind das ganze Jahr entweder auf der Alp oder auf einer Weide“, so Stadelmann.

Yuri und die 400 Schafe werden noch bis Ende der Woche in Adligenswil und Umgebung unterwegs sein. Danach ziehen sie weiter.

Sara Häusermann