Leserbriefe KW38/39

Dringender Handlungsbedarf

Bei der Einführung der AHV 1948 finanzierten 6,5 erwerbstätige Personen 1 Rentner /-in. Im Jahr 2020 waren es 3,2 und gemäß Prognosen werden es im Jahr 2030 2,6 Arbeitnehmende sein, welche einer pensionierten Person die AHV finanzieren müssen. Jedoch war seit 1995 keine einzige Reform mehr mehrheitsfähig. Und so schauen wir schon seit Jahren zu, wie eines unserer wichtigsten Sozialwerke der Schweiz in Schieflage gerät. Jedoch wird auch die aktuelle so nötige Reform wieder bekämpft und das mit Argumenten, die mir nicht schlüssig sind. Denn für die Frauen ist die AHV21 sehr gerecht. Durch die Anpassung des Rentenalters wird nicht die Gleichstellung in der 1. Säule der Altersvorsorge hergestellt, sondern die Frauen von den betroffenen Übergangsjahrgängen erhalten lebenslänglich eine höhere AHV-Rente! Mit der AHV21 wird somit nicht nur Gleichberechtigung geschaffen, sondern wir bieten auch den aktuellen AHV-Bezügern eine Sicherheit, dass dieses wichtige Sozialwerk keinen Schiffbruch erleidet. So bin ich überzeugt, dass uns die vorliegende Reform Entspannung und Luft für weitere wichtige Entwicklungsschritte (z.B.2. Säule) in der Vorsorge gibt. Ich stimme klar 2x Ja zur AHV21.

Gerda Jung, Sozialvorsteherin und Kantonsrätin, Die Mitte Hildisrieden


Echte Generationengerechtigkeit

Am 25. September stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung über die wichtigste Vorlage der gesamten Legislatur ab: Die Sicherung der AHV. Doch warum ist diese Vorlage so wichtig? 
Die AHV ist eines der wichtigsten Sozialwerke der Schweiz. Denn sie ist solidarisch aufgebaut und stellte über Jahre den Ausgleich zwischen den Generationen sicher. Doch nun ist dieses wichtige Sozialwerk aus dem Lot geraten. So zahlten bei der Einführung der AHV 1948 6.5 Personen für einen Rentner ein, 2050 werden es prognostiziert noch 2.1 Personen für eine Person in Rente sein. Das diese «Mich Büchlein-Rechnung» nicht mehr aufgeht, muss man wohl niemanden mehr sagen. Die prognostizierten Milliardenverluste in den kommenden Jahren sprechen für sich. Doch das Referendumskomitee aus Linken und Gewerkschaften behauptet steiff und fest, dass es der AHV gut geht, obwohl sie bei der Reform 2017 an vorderster Front für eine Reform gekämpft haben und hinter den schlechten Prognosen gestanden sind. Als junger Mensch, welcher noch nie eine Revision
der AHV miterlebt hat (1995 war die letzte erfolgreiche Revision) kann ich nur den Kopf schütteln. Denn Linke und Gewerkschaften bekämpfen diese generationengerechte und faire Lösung aus reinen Ideologien und gefährden dadurch uns Junge. Denn ohne Reform ist es nicht sichergestellt, dass wir jemals eine AHV-Rente erhalten werden. Ich stehe zum Generationenvertrag und zur gelebten Solidarität und stimme daher 2x klar Ja zur AHV am 25. September 2022.

Luca Boog, Gunzwil, Präsident Die Junge Mitte Kanton Luzern


Unsere Schweizergarde

Die Schweizergarde geniesst weltweit einen sehr guten Ruf und prägt das positive Image der Schweiz massgeblich. Wie viel Geld müsste die Schweiz wohl in PR-Arbeit investieren, damit ein ähnlicher Effekt erreicht wird? Es wäre wohl eine sehr hohe Summe. Sie repräsentieren uns und dafür dürfen wir dankbar sein. Wir dürfen auch dankbar sein, dass die Gardisten in Rom gut ausgebildet werden, um danach bei ihrer Rückkehr ihre Erfahrungen auf unserem Arbeitsmarkt einzubringen. Bei der Luzerner Polizei beispielsweise gibt es zahlreiche ehemalige Gardisten – ein Gewinn!
Unsere Schweizergarde ist nun dringend auf eine neue Kaserne angewiesen. Unterstützen wir unsere Leute in Rom. Stimmen wir ja zum Solidaritätsfranken. Ganz ehrlich, auch wenn man vielleicht mit der Schweizergarde persönlich nicht viel am Hut hat, so ist man doch auch ein bisschen stolz auf sie.

Victor Kadlubowski, Parteisekretär, Die Mitte Stadt Luzern


Zahlen und Fakten Rund um die Abstimmung zur Massentierhaltungsinitiative

Vor jeder Abstimmung werden viele Behauptungen aufgestellt, um die Gunst der Wähler zu
gewinnen. Aus diesem Grund macht es Sinn, sich mit Zahlen und Fakten auseinander zu setzen. Immer wieder wird für den Grund der Abstimmung der hohe Fleischkonsum genannt. Doch interessanterweise gibt es kein Land in Europa, das pro Kopf weniger Fleisch konsumiert, als die Schweiz. Satte 30 % liegt dieser tiefer als der europäische Durchschnitt. Im Gleichschritt mit dem rückgängigen pro Kopf Verzehr von Fleisch nimmt auch der Tierbestand nach Grossvieheinheiten (GVE) in der Schweiz ab. So leben heute 22 % weniger GVE in der Schweiz, als noch vor 40 Jahren, obwohl wir in dieser Zeitspanne eine Bevölkerungszunahme von über 2 Mio. Menschen verzeichnen.
Es ist korrekt, dass aufgrund von Betriebsaufgaben der Tierbestand pro Betrieb in der Schweiz grösser geworden ist. Bei den Schweinen liegt dieser durchschnittlich bei 220 Tieren. Im Vergleich zu Dänemark oder Holland, wo die Bestände um das 10, beziehungsweise 15-fache höher liegen, ist diese Anzahl aber mickrig. Gemäss Studie «Nutztiergesundheit Schweiz», besteht zudem kein kausaler Zusammenhang zwischen Tierwohl und Bestandes- resp. Gruppengrösse. Trotz allem sind wir auf grössere Fleischimporte aus dem Ausland angewiesen. Bei den Eiern und beim Pouletfleisch
importieren wir heute knapp 50% aus dem Ausland. Jedes 5. Poulet, das auf dem Schweizer Teller landet, stammt sogar aus Brasilien. Wenn wir den Anteil der inländischen Produktion halten wollen, müssten wir bei einer Annahme der Initiative 1600 neue Legehennenställe und gut 20‘000 Mastpouletmobilställe bauen und dies im Wissen, dass pro Sekunde bereits heute 1 m2 verbaut wird. Auch die Aussage von Nährstoffüberschüssen infolge Futterimporten ist an den Haaren herbeigezogen, denn es braucht Nährstoffzufuhren da der Nährstoffkreislauf infolge der Nichtrückführung der menschlichen Ausscheidungen nicht mehr geschlossen ist. Nur so kann die Bodenfruchtbarkeit aufrechterhalten werden. Ein Landwirt kann heute zudem kaum noch Tiere verkaufen, wenn er den ökologischen Leistungsnachweis nicht erfüllt. Dies, sowie die Einhaltung der Tierschutzvorschriften, wird durch eine akkreditierte Kontrollstelle und den Bestandestierarzt mehrmals jährlich kontrolliert. Ich wünsche mir, dass künftig der Dialog direkt mit den Betriebsleitern oder der Branche gesucht wird und nicht über solche zermürbenden Abstimmungskämpfe geführt werden muss, denn die Zusammenhänge in der Landwirtschaft sind komplex. Wir Landwirte geben täglich unser Bestes und sind auch bereit uns nachhaltig nach dem neusten Wissenstand weiterzuentwickeln. Aus diesem Grund danken wir für ein Nein zur unnötigen Tierhaltungsinitiative am 25. September. 

Raphael Felder, Stellvertretender Geschäftsführer Luzerner Bäuerinnen und Bauernverband


Ein Zeichen der Solidarität

Die Schweizergarde, seit rund 500 Jahren ein Symbol für Schweizer Werte und Tradition. Stolz kann ich als Luzernerin sagen, dass kein Kanton so eng mit dieser international prestigeträchtigen Institution verbunden ist, wie unser Kanton. Und doch werden unsere jungen Menschen, welchen einen wertvollen Dienst für die gesamte Gesellschaft leisten und von einer sehr guten Ausbildung im Bereich der Sicherheit profitieren, nun von unserem Kanton hinterfragt. Das bringt mich zum Nachdenken. Denn der einmalige Solidaritätsbeitrag an unsere Gardisten, welcher nicht einmal einen Franken pro Kopf beträgt, wäre ein Zeichen für die Wertschätzung an junge Menschen, die Verantwortung übernehmen und einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen. Doch das Referendumskomitee investiert das Geld wohl lieber in eine Abstimmung, die fast mehr kostet als der Beitrag, über welchen wir abstimmen. Zudem wird behauptet, dass das Geld an den Vatikan geht, was schlichtweg falsch ist. Kein einziger Rappen aus dem Kanton Luzern an die neue Garde
Kaserne fliesst zur katholischen Kirche oder an den Vatikan, sondern zur Schweizerischen
Kasernenstiftung mit Sitz im Kanton Solothurn. Jeder Rappen kommt eins zu eins der Garde zu Gute. 

Ich glaube an unsere jungen Menschen und stehe zu unseren Werten und stimme daher klar Ja zum Luzerner Solidaritätsfranken an die Schweizergarde!

Helen Schurtenberger, Menznau, Kantonsrätin FDP