Leserbriefe KW 48/49

Gewinnmaximierung mit Wohnbauten

Gemäss Leerwohnungstatistik 2019 standen am 1. Juni 2019 auf der Linie Root-Dierikon- Ebikon-Luzern-Kriens 1086 zur Miete oder Verkauf ausgeschriebene Wohnungen leer. Zurzeit wird in diesen und weiteren Gemeinden der Agglomeration munter weiter gebaut. – Es ist doch absehbar, dass in den nächsten Jahren hunderte, wenn nicht sogar tausende, Wohnungen leer stehen werden. Weil Industriebetriebe ihre Produktionen in den fernen Osten verlegen braucht es aktuell in der Schweiz viel weniger Industrieland und dadurch sinken die Preise. Interessenten für diese Industrieparzelle wären vorhanden (angrenzende Betriebe, Start-Up’s und KMU’s). Aber mit Bauland für Wohnungen ist kurzfristig ein
grösserer Gewinn zu erreichen weil Versicherungen, Pensionskassen, Stiftungen aller Art ihre Kapitalien irgendwo anlegen müssen. Sollte der Wind irgendwann wieder in Richtung Industriebauten drehen, werden dieselben Investoren sich nicht scheuen die Umzonung von Wohn- und Landwirtschaftszonen in Industriezonen zu verlangen. In der geplanten Überbauung sind für 370 Wohnungen und 21‘000 m2 Gewerbefläche insgesamt 395
Parkplätze vorgesehen. Damit geben sich die Planer den Anstrich von ÖV-Freundlichkeit und Umweltbewusstsein. Der Hintergedanke dazu: Wenn es nicht ausreicht bietet Ebisquare die ungenutzten Parkplätze des Einkaufszentrums zur Dauermiete an. Ist zwar nach Baubewilligung nicht erlaubt, aber grosse Investoren werden auch diesen Passus in der Bewilligung mit Hilfe kantonaler Stellen und der Regionalplanung kippen können. Damit verpufft die Aussage, dass 40% der neuen Bewohner mit dem ÖV unterwegs sein werden. Wir brauchen in Dierikon eine kontinuierliche Entwicklung die den bestehenden Planungszielen entspricht und nicht ein explosionsartiges Wachstum dessen finanziellen Auswirkungen nicht berechenbar sind. Übrigens: Haben Sie die geschickt gewählte Perspektive auf der Einladung zur Informationsveranstaltung genauer angeschaut? Sieht doch niedlich klein aus, bloss wird kaum jemand in die Lage kommen diese Hochhäuser aus diesem Blickwinkel zu sehen. Stellen Sie sich mal auf die Kantonsstrasse und versuchen sie sich die 55 Meter aus diesem Blickwinkel vorzustellen. Deshalb sage ich mit voller Überzeugung NEIN zur vorgeschlagenen Teilzonenplanänderung und zum Bebauungsplan Rontalzentrum.

Sepp Zimmermann

Wozu Wohntürme in Dierikon?

Ich wohne seit mehr als 40 Jahren in Dierikon und mir gefällt es hier (noch)! Das Gemeindegebiet ist klar strukturiert und übersichtlich. Dort Industrie und Gewerbe, hier
Wohnzone und Landwirtschaft. Man kennt sich und hilft sich gegenseitig. Doch dies soll sich ändern: es sollen vier Hochhäuser mitten im Industriegebiet aufgestellt werden! Ich frage mich, wer davon profitieren soll. Die Dorfbevölkerung wohl kaum. Auf einen Schlag soll die Bevölkerung um 40% zunehmen. Unser Dorf wird damit mit grosser Wahrscheinlichkeit seinen sympathischen Charakter verlieren. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Neuzuzüger in den Wohntürmen jenseits der Kantonsstrasse in unser Dorf integrieren. Ich bin der Meinung, dass die Zonenstruktur unserer Gemeinde erhalten bleiben soll. Ausserdem finde ich es wichtig, dass die Bevölkerung, wenn überhaupt, moderat wachsen soll, damit sich die Neuzuzüger in unserem Dorf integrieren können und für unsere Gesellschaft eine Bereicherung sein können. Aus diesem Grund bin ich Gegner der Zonenplanänderung und damit auch Gegner der vier geplanten Wohntürme, dem sogenannten Rontalzentrum.

Ruedi Gilli, Dierikon

Dierikon profitiert vom Rontalzentrum

Bund, Kanton und Gemeinden, sie alle sprechen vom verdichteten Bauen. Geht es
jedoch um die konkrete Umsetzung, sind viele nicht mehr dazu bereit. Nicht so die
Gemeinde Dierikon. Diese zeigt in eindrücklicher Weise, wie verdichten realisiert
werden kann. Das geplante Rontalzentrum schlägt mit seinen attraktiven Wohn- und
Gewerbeflächen gleich drei Fliegen mit einer Klappe: Einerseits entstehen neue Lebensräume ausserhalb der bestehenden Wohnzonen, ohne zusätzliches Bauland zu beanspruchen. Andererseits bietet das Rontalzentrum Ausbaumöglichkeiten für lokale und regionale Betriebe. Und drittens wird der Wunsch nach verdichtetem Bauen eindrücklich umgesetzt. Im Weiteren wurden gemäss Abstimmungsbotschaft die Einsprachen der beiden
grössten Arbeitgeber im Dorf, Komax und Migros, zurückgezogen. Dies verdeutlicht, dass deren Ausbauinteressen am Standort Dierikon gewahrt bleiben und die Verkehrssituation geklärt ist. Als direkt betroffener Projektnachbar bin ich überzeugt, dass der Wirtschaftsstandort Dierikon vom Rontalzentrum profitiert – nicht zuletzt dank substanziellen Steuererträgen.

Markus Gabriel, Unternehmer Dierikon

Rontalzentrum – Nein

Aufgrund meiner Intervention im Einspracheverfahren hat der Gemeinderat den Vertrag mit dem Grundeigentümer über die Mehrwertabgabe neu verhandelt und um rund 85 % von 1.64 Mio Franken auf 3.04 Mio Franken erhöht. Mit der Einladung zur Gemeindeversammlung wurde die neue Berechnungsweise bekannt gemacht. Die Wüest und Partner AG, Zürich, hat den Mehrwert mit verschiedenen Berechnungsmethoden ermittelt. Bei der Residualbewertung wird der Mehrwert auf 17.4 Mio Franken festgelegt, bei der Lageklassemethode auf ca. 48 Mio Franken. Die Differenz wird damit begründet, dass „bei der Residualwertmethode explizit das Entwicklungsrisiko (Risiko-Gewinn-
Kompenente) in Höhe von 9.8 % der Erstellungskosten BKP 2 (rund 21.0 Mio) sowie die Finanzierung basierend auf der geplanten Zeitschiene (rund weitere 10 Mio) vollumfänglich in Abzug gebracht werden.“ In der Botschaft führt der Gemeinderat aus: „das Risiko der erfolgreichen Vermietung bzw. des Verkaufs liegt ausschliesslich bei der Dierinvest AG“. Diese Aussage widerspricht der Berechnung der Mehrwertabgabe. Würde das Risiko ausschliesslich beim Investor liegen, wie dies der Gemeinderat behauptet, müsste für die Mehrwertabgabe die Lageklassenmethode beigezogen und die Mehrwertabgabe um 6.2 Mio Franken erhöht werden (20 % der abgezogenen Risikokosten von 31 Mio Franken). Auch wenn bei dieser Berechnung noch gewisse Faktoren (Abbruch bestehender Gebäude; höhere Baukosten bei Hochhäusern) berücksichtigt werden müssten, wäre es absolut
gerechtfertigt, die vereinbarte Mehrwertabgabe auf mindestens 6 Mio Franken zu verdoppeln. Damit wären wenigstens ein Teil der aus dieser Überbauung entstehenden Infrastrukturkosten gedeckt. Nachdem bei dieser städtischen Überbauung in unserem Dorf Dierikon noch viele andere Probleme unklar und nicht gelöst sind, sage ich klar NEIN zum Bebauungsplan und der Umzonung.

Karl Mattmann, Dierikon