Leserbriefe

Ist Verkauf der Kirche St. Joseph tatsächlich ein Glücksfall?

Reaktion auf den doppelseitigen Artikel der katholischen Kirchgemeinde Buchrain-Perlen im Rontaler Nr. 01/02 vom 07. Januar 2016 «Weshalb der Verkauf der Kirche Perlen ein Glücksfall ist».

Die seit einigen Wochen von Kirchenratspräsident Peter Kaufmann und dem Kirchenrat Buchrain-Perlen veröffentlichten ewig gleichen Artikel und Bekanntmachungen zum geplanten Verkauf der Dorfkirche St. Joseph in Perlen dürften inzwischen allen Mitchristen und auch den Gläubigen anderer Religionen wohl weit über das Rontal und die Region hinaus geläufig sein. Die Werbetrommel wird ja heftig gerührt! Warum wohl? Ist es Rechtfertigung, plagt das schlechte Gewissen oder ist es Angst, Angst vor der Urnenabstimmung? Auf jeden Fall muss man sich nicht wundern, wenn der von Nord bis Süd, von Ost bis West so viel gepriesene und von vielen Menschen ersehnte und angestrebte Weltfriede nie zustande kommen kann, wenn der Kirchenrat einer Kirchgemeinde, die nun halt eben drei Kirchen besitzt, gegen den Willen vieler Gläubigen gerade die schönste und würdigste dieser drei Kirchen zu einem Spottpreis veräussern will. Aus diesem Grund sollten die Stimmberechtigten der Kirchgemeinde Buchrain-Perlen am 24. Januar ein kräftiges Nein in die Abstimmungsurne legen.

Madeleine Scherrer-Gut, Perlen

 

Kirche St. Joseph muss ein Gotteshaus bleiben

1961 nahm ich in Holland an einem Baulager teil. Meine Kollegen aus dem Kollegium und der Pater Präfekt bauten mit an einem internationalen Priesterseminar. Der dortige Rektor besuchte uns einmal beim Nachtessen. Er sagte: «Wir müssen hier in Holland für die Priesterausbildung international denken. Wir haben keine eigenen Priester mehr.» Unser Präfekt entgegnete: «Das wird bei uns in der Schweiz kaum dazu kommen. Wir werden genügend Priester haben.» Und wo stehen wir heute? Im vorigen Jahr waren meine Frau und ich wiederum in Amsterdam. Wir suchten nach einer Kirche. Wir fanden die einzige am Samstag offene Kirche in der Nähe des Bahnhofs. Die anderen waren entweder zu einem Kino, Museum oder Einkaufsgeschäft umgewandelt worden. Und wo stehen wir in 10 Jahren in der Schweiz, wenn die Austritte aus der kirchlichen Gemeinschaft weitergehen, wenn die Einnahmen bei den Kirchensteuern stagnieren oder wegfallen, wenn das kirchliche Personal weniger wird?

Abschied nehmen ist immer schwer. Aber Abschiednehmen gehört zum Leben. Ohne Abschied gibt es auch kaum eine Zukunft. Ich meine, der Kirchenrat präsentiert für die Kirche St. Joseph eine gute, eine verantwortungsvolle Lösung. Die Kirche soll der Serbisch-Orthodoxen Kirche verkauft werden, einer christlichen Kirche, die dem gleichen Ziel verpflichtet ist – Christus. Die Wege sind zwar unterschiedlich. Aber vielleicht müsste man es einmal etwas distanzierter sehen. Wie langweilig wäre es doch, wenn alle Berggänger nur von Kriens aus auf den Pilatus marschieren müssten. Verschiedene Wege führen zum Ziel, dem Pilatus Kulm, ob von Hergiswil, Alpnach oder Kriens. Ernsthaft, es sind nicht einfach theologische und kulturelle Gründe die zu den unterschiedlichen Wegen geführt haben, sondern letztlich machtpolitische Gründe um die Jahrtausendwende.

Die Vorlage des Kirchenrates überzeugt mich. Serbisch-orthodoxe Christen nutzen das Kirchenzentrum und lassen uns Katholiken für die Kirche und die angegliederten Räume Platz. Ich meine, damit wird ein geschwisterliches, ein christliches Zeichen gesetzt. Einem Anliegen der Perler und vieler Buchrainer und Rooter ist damit Rechnung getragen. Die Kirche in Perlen bleibt so ein Gotteshaus. Und das ist doch das Anliegen der Perler Katholiken, wie ich es wahrgenommen habe. Der Nutzen für die Kirchgemeinde ist beachtlich. Zweifellos. Ich will hier aber nicht darauf eingehen, ist mir doch das christliche Zeichen des Miteinander bei unterschiedlichen Wegen wichtiger. Dies ist mein Massstab für die kommende Abstimmung.

Hans Egli, Buchrain

2. Gotthardröhre bringt mehr Verkehr für das Rontal

Wer für die 2. Gotthardröhre stimmt, verfolgt vor allem ein Ziel: weniger (Ferien-)Stau am Gotthard – schneller in den Süden und wieder nach Hause. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Alpenschutzartikel in der Verfassung (Art. 84 BV) aufgehoben und der Gotthard vierspurig befahrbar sein wird. Damit wird die Transitstrassen-Kapazität um 100 Prozent erhöht. Und das schafft vor allem eines: mehr Verkehr und damit weniger Verkehrssicherheit. Und zwar nicht nur unmittelbar vor dem Gotthard-Tunnel, sondern auch auf den Zubringerstrassen. Eine zweite Gotthardröhre bedeutet deswegen noch mehr Verkehr für die Stadt Luzern und unsere Agglomerationsgemeinden, welche direkt an der Transitachse liegen. Wer für die zweite Gotthardröhre stimmt, wählt deswegen mehr Stau in Luzern, Ebikon, Kriens, Emmen, Horw…, mehr Lärm, eine höhere Umweltbelastung und mehr Unfälle. Als Ebikoner und Vorstandsmitglied von Fussverkehr Schweiz stimme ich deswegen klar Nein zur zweiten Gotthardröhre.

Sandor Horvath, Präsident Grünliberale Partei Ebikon

Vier Röhren – das genügt

Mit dem neuen Eisenbahn-Basistunnel, geführt in zwei parallelen Tunnels, hat der Gotthard nun insgesamt vier Röhren. Das genügt. Die Schweiz braucht den Touristen und den Transitlastwagen keine weitere Infrastruktur zur Verfügung zu stellen, sondern diese intelligent zu nutzen, den Volkswillen umzusetzen und die Güter auf die Bahn zu bringen. Jetzt muss unbedingt die Verlagerung auf die Schiene gefördert werden. Es wird ja niemand glauben, wenn die zweite Gotthardröhre gebaut ist, das nur eine offen bleibt. Darum muss die zweite Gotthardröhre abgelehnt werden, es braucht sie nicht.

Paul Hofmann EVP/SEVPV Luzern

Keine 2. Gotthardröhre

Doris Leuthard sagte am Podium vom vergangenen Montag, die Gegner der zweiten Gotthard-Röhre hätten ein Problem mit der Sicherheit. Das Gegenteil ist der Fall: eine zweite Röhre wäre erst in zwanzig Jahren betriebsbereit. Mehr Sicherheit ist aber schon viel schneller realisierbar: mit der Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene, mit absenkbaren Leitplanken im Tunnel und mit technischen Verbesserungen an den Fahrzeugen. Eine zweite Röhre generiert mehr Verkehr und damit ein grösseres Unfallrisiko. Mehr Verkehr erhöht auch den CO2-Ausstoss, anstatt ihn zu reduzieren. Und wir entfernen uns vom Erreichen unserer Klimaziele. Spätestens seit dem Gipfel in Paris sollte uns klar sein, dass wir uns das nicht leisten können – nicht für uns, nicht für unsere Kinder, Gross- und Urgrosskinder! Darum braucht es zwingend ein Nein zur zweiten Röhre.

Edith Lanfranconi-Laube, Vorstand Grüne Kanton Luzern

Bund steht in der Pflicht

Immer noch werden Ehepaare bei der Bundessteuer und in der Altersvorsorge gegenüber Konkubinatspaaren benachteiligt. Mit Hilfe der Initiative «Für Ehe und Familie – gegen die Heiratsstrafe» soll diese stossende Ungerechtigkeit eliminiert werden. Von dieser Korrektur würden übrigens auch gleichgeschlechtliche Paare profitieren, die in eingetragener Partnerschaft leben, weil sie steuerlich generell gleich behandelt werden wie Ehepaare. Mit dem Bundesgesetz über die eingetragene Partnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare (PartG) werden seit 2007 die gleichgeschlechtlichen Paare den Ehepartnern bei der Direkten Bundessteuer gleichgestellt. Dies gilt gemäss dem Steuerharmonisierungsgesetz (StHG) bei allen Steuern. Auch bei den Sozialversicherungen sind eingetragene Paare den Verheirateten grundsätzlich gleichgestellt. Damit wird auch die politische Debatte über eine allfällige Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare nicht blockiert, denn eine solche grundlegende Änderung bedingt ohnehin eine separate Verfassungsvorlage und Volksabstimmung. Ich befürworte die Initiative, weil die Heiratsstrafe ungerecht ist und der Bund endlich lösen muss, was die Kantone bereits gelöst haben.

Pirmin Jung, Präsident CVP Kanton Luzern und Unternehmer