Unfreiwillig auf Wahlliste gesetzt: Luzerner BDP hat Ärger mit ihren Kantonsrats-Kandidaten

Die BDP Luzern schickt für die Kantonsratswahlen Ende März 33 Kandidaten
ins Rennen. Nicht alle sind darüber informiert. Einige erlebten zudem gestern eine böse Überraschung.

Christian Glaus/Luzerner Zeitung

«BDP – Politik mit Respekt». Diesen Spruch findet, wer auf der Webseite der BDP Kanton Luzern surft. Doch stimmt er auch? Nach Hinweisen der Lokalzeitung «Rontaler» lassen Recherchen der Luzerner Zeitung Zweifel aufkommen. Einzelne der 33 BDP-Kandidaten bewerben sich für einen Sitz im 120-köpfigen Kantonsrat, obwohl sie eine Kandidatur nicht bewusst unterschrieben haben. So etwa Kevin Tschuppert, der Coiffeur von BDP-Präsident Denis Kläfiger.

Tschuppert sagt gegenüber der LZ, der BDP-Präsident habe ihn um einen Gefallen gebeten. Dabei habe er ein Dokument unterschrieben. «Ich dachte, dass es sich um eine Unterschriftensammlung für eine Kampagne handelt. Dass ich damit die Kantonsratskandidatur unterschreibe, war mir nicht bewusst.» Darüber sei er nicht aufgeklärt worden. Kläfiger habe ihm aber versprochen, dass mit der Unterschrift kein Aufwand verbunden sei. Der Coiffeur ist ein sogenannter Listenfüller für die BDP. Die Chance – oder in seinem Fall das Risiko – gewählt zu werden, ist klein. Im Gegenzug profitiert die Partei von einer vollen Liste und kann so mehr Stimmen sammeln.

Die unfreiwillige Kandidatur hatte für Tschuppert Folgen. Er musste der Partei Auskunft geben über seine Person, seine politischen Ziele und Wünsche. Daraus entstanden ist ein Kurzporträt, welches die BDP verfasst hat und das gestern im «Rontaler» erschienen ist. Tschuppert ist wenig begeistert: «Das Geschriebene entspricht nicht dem, was ich gesagt habe.»

Porträt mit Foto ohne Einwilligung abgedruckt

Mit diesem Ärger ist er immerhin besser dran als ein anderer «Kantonsratskandidat» der BDP. Dieser fand sein Kurzporträt im «Rontaler», ohne dass er je einen Text verfasst, geschweige denn ein Foto zur Verfügung gestellt hätte. Dies bestätigt der junge Mann aus Buchrain, der seinen Namen weder im «Rontaler» noch in der LZ lesen will. Er sagt, Denis Kläfiger sei ein Arbeitskollege. Er habe die Kantonsratskandidatur unterschrieben, um ihm einen Gefallen zu machen. «Meine Bedingung war, dass ich nirgends auftauche. Ich kandidiere ja nicht ernsthaft.» Der junge Mann, der übrigens kein BDP-Mitglied ist, sagt, er wisse nicht, wer den Text über ihn geschrieben habe. In seinem Umfeld ist die Rede von Rufschädigung. Trotzdem will er die Sache nun ruhen lassen. Sara Häusermann, Redaktionsleiterin des «Rontalers», geht inzwischen davon aus, dass mehrere Porträts von BDP-Kandidaten ohne deren Wissen eingereicht wurden. «Darauf deutet, dass diese Texte von Denis Kläfiger fast zeitgleich und in einem ähnlichen Wortlaut zugeschickt wurden.»

Auf Anfrage der LZ gibt sich BDP-Präsident Denis Kläfiger zunächst unwissend. Er höre zum ersten Mal davon, dass in der Zeitung Porträts der Kantonsratskandidaten gegen deren Willen erschienen seien. Am späten Abend erklärte Parteisekretär Basil Omlin, dass es sich um einen Einzelfall und ein Missverständnis handle. Sämtliche anderen Porträts seien von den Kandidaten selbst ausgefüllt worden.

Laut Kläfiger sind rund elf der 33 Kandidaten Listenfüller. Sie kämen aus dem Umfeld der Parteimitglieder. «Wir haben alle darauf hingewiesen, dass es um eine Kandidatur für den Kantonsrat geht», sagt Omlin. Bereits 2015 hatte die BDP auf Listen­füller gesetzt. Damals kandidierten 37 Personen, darunter viele Arbeitskollegen von Kläfiger.

Einen Rückzieher können die Listenfüller nicht mehr machen, wie die Staatskanzlei erklärt. Die Frist ist am 31. Januar abgelaufen. Die BDP zählt nach eigenen Angaben rund 50 Mitglieder. Im Kantonsrat ist sie nicht vertreten.