Es «grünt» überall – auch im Rontal

Was die Politauguren ankündigten, trat am Wahlsonntag vom 20. Oktober 2019 ein: Die Grünen und Grünliberalen legten auf Bundesebene wie auch im Kanton Luzern massiv zu. Eine grosse Überraschung gab es in Udligenswil mit einer Ab- und einer Wiederwahl.

Der Trend zu den Klimaparteien ist im Kanton Luzern nicht so eklatant wie auf
gesamtschweizerischer Ebene ausgefallen. Die Grünen konnten sich im Kanton um 5.2
Prozentpunkte (Schweiz 5.9 %), die GLP um 1.3 Prozent (Schweiz 3.3 %) steigern gegenüber den Wahlen 2015. Die gewonnenen Wähleranteile zeigten sich bei der kantonalen GLP in einem Mandatsgewinn. Roland Fischer, wohnhaft in Udligenswil, eroberte sich einen Nationalratssitz und kann, nachdem er vor vier Jahren seine Wiederwahl verpasst hatte, wieder in die Grosse Kammer einziehen. Federn lassen musste die FDP, die den Sitz des 60-jährigen Unternehmers Peter Schilliger aus Udligenswil verliert.

Die CVP behauptet ihre Position

Gemäss Prognosen waren im Vorfeld der Wahlen die dritten Sitze der CVP und SVP im
Nationalrat im Kanton Luzern gefährdet. Doch für die CVP kam es auf schweizerischer wie
auf kantonaler Ebene anders. Die Luzerner CVP konnte ihre drei Mandate verteidigen. Als
Partei konnte sie ihren Wähleranteil um 1.6 Prozentpunkte steigern und damit die SVP
wieder überflügeln. Der Wähleranteil der SVP sank von 28.5 Prozent im Jahr 2015 auf 24.8
Prozent bei den Wahlen 2019 und hatte damit einen Sitzverlust im Nationalrat zur Folge.
Die kantonale SP konnte ihren Wähleranteil knapp behaupten. Sie ist weiterhin mit einem
Sitz im Nationalrat vertreten.

Bei den Ständeratswahlen erreichte Damian Müller von der FDP mit 65‘784 Stimmen das
absolute Mehr, während die Kandidatin der CVP, Andrea Gmür, mit 54‘861 den zweiten Platz
belegte. Ob es zu einem weiteren Wahlgang kommt, wird erst nach Redaktionsschluss
bekannt.

Wahlbeteiligung eine Fantasieannahme?

Umfrage-Päpste, Politologen, die Medien – sie alle irrten sich. Im Jahr der Klima- und
Frauenstreiks, der lauten Märsche vieler Jugendlicher erhoffte man sich eine
Wahlbeteiligung von über 50 Prozent. Doch daraus wurde nichts. Die Wahlbeteiligung im
Kanton Luzern betrug 48.4 Prozent gegenüber 50.9 Prozent im Jahr 2015. Die
Musterschülerin unter den Wahlkreisen ist das Entlebuch mit einer Wahlbeteiligung von
55.2 Prozent, während der Kreis Luzern-Land mit 47.3 Prozent eine mittlere Position
einnimmt.

Auf kommunaler Ebene brillierten mit über 50 Prozent Stimmbeteiligung im Einzugsgebiet
des Rontalers die Gemeinden Adligenswil und Udligenswil, als Schlusslichter figurierten Root (36.9 %) und Dierikon (33.6 %). Offenbar vermochten die aktuell brennenden Themen nicht überall zu mobilisieren.

Mehr Frauen? Mehr Junge?

Die Wahlstatistik des Kantons Luzern sagt: Einmal Ja! Einmal Nein! Der Anteil der Frauen
steigt von 40.0 Prozent im Jahr 2015 auf 44.4 Prozent in diesem Jahr. Immerhin eine
Steigerung! Aber leider kaum mehr Junge im National- und Ständerat. Das Durchschnittsalter der gewählten Parlamentarierinnen und Parlamentarier liegt um ein Jahr höher als 2015, nämlich bei 57 Jahren. Die Luzerner Jung-Parteien blieben mit ihren Kandidierenden auf der Strecke.

Mehr Innovation – weniger Ideologie?

Welche Auswirkungen die «Klimawahl», der Links-Rutsch, die erstaunlichen Sitzgewinne der Grünen und Grünliberalen auf die Politik auf eidgenössischer und kantonaler Ebene haben, lässt sich erst vermuten. Die Wählerinnen und Wähler wollen sicher eine Politik, die sich stärker Klima- und Umweltthemen annimmt. Doch in wichtigen Grundsatzfragen besteht noch keine Einigkeit. Soll die neue Klimapolitik auf Verboten, Abgaben und Subventionen basieren? Oder sollen Lenkungsinstrumente zum Zug kommen, bei denen die Abgaben an die Bevölkerung und die Wirtschaft zurückerstattet werden? So heiss wie gewisse Sommertage waren, so heiss wird wohl die Klimapolitik in den Parlamenten in den
kommenden Wochen und Monaten diskutiert werden. Ein kühlender Regen kann Hitzköpfe
allenfalls wieder beruhigen.

Jost Peyer