Sparpaket: Regionale Strukturen nicht schwächen

LUZERN – In einer Mitgliederbefragung der Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft AWG spricht sich eine Mehrheit gegen Sparpakete bei den regionalen Strukturen (Gesundheit, Bildung, Verkehr) aus.

bi. Derzeit schnüren Regierungsrat und Kantonsrat im Rahmen von «Leistungen und Strukturen II» Sparpakete. Die Arbeitsgemeinschaft Wirtschaft und Gesellschaft AWG wollte die Haltung ihrer Mitglieder in Erfahrung bringen. Von den 430 Mitgliedern haben sich an der Umfrage 16 Prozent beteiligt, was eine repräsentative Meinungsäusserung zulässt.

63 Prozent für regionale Strukturen

Sollen die regionalen Strukturen mit Gymnasien, Spitälern, Berufsbildungszentren, Sicherheit, öffentlichem Verkehr zugunsten kostengünstiger, zentraler Strukturen aufgegeben werden? Auf diese Frage ist die Antwort deutlich: 48 Prozent sagen Nein zum Rückfahren der regionalen Strukturen, 15 Prozent eher Nein. Auf die Frage, ob aus finanziellen Gründen das Angebot des öffentlichen Verkehrs in Gebieten mit schwächer Auslastung in Randstunden reduziert werden soll, sprechen sich die AWG-Mitglieder klar für den Service Public aus: 55 Prozent der Antwortenden wollen von einem Abbau nichts wissen. Noch deutlicher bestätigt sich dieser Kurs bei der Frage nach der dezentralen medizinischen Grundversorgung. «Auch in Zeiten knapper Finanzen» (so die explizite Fragestellung) soll die dezentrale medizinische Grundversorgung beibehalten werden, finden 75 Prozent der Befragten. 66 Prozent der Befragten wollen zudem den Personalbestand der Luzerner Polizei erhöhen, «auch wenn es mehr kostet».

Skeptisch gegenüber Leistungsabbau

Was folgert AWG-Präsident Nationalrat Leo Müller aus diesen Ergebnissen: «Das ist ein klares Plädoyer für starke, funktionsfähige Regionen.»Und weiter: «Die AWG-Basis spricht sich überdeutlich gegen vorschnelle Sparmassnahmen zulasten der Lebensqualität und der Attraktivität des Kantons aus.» Die Deutlichkeit der Umfrage ist bemerkenswert, weil es sich um KMU-Leute und um wirtschaftsfreundliche Politikerinnen und Politiker handelt.

Plädoyer für Hochschulplatz Luzern

Eindeutige Ergebnisse liefert die Umfrage auch bei weiteren Themen: 66 Prozent stehen zum Profil von Luzern als Hochschulkanton. Die Mehrheit will nicht, dass unter dem Druck der Finanzen das Hochschulangebot abgebaut wird. Eine satte Mehrheit ist jedoch der Meinung, dass die Volksschule Sparpotenzial hat, ohne dass die Qualität der Bildung leidet.

Verwaltungsaufwand reduzieren

Kann und soll der Personalbestand (Stellen, Löhne) des Kantons gesenkt werden? Diese Frage beantworten 42 Prozent mit «Ja» und 31 Prozent mit «Eher ja». AWG-Präsident Leo Müller bezeichnet die hohe Zustimmung von 73 Prozent als klares Zeichen und als Erwartung, dass die Effizienz von Verwaltung und kantonalen Institutionen erhöht wird. 68 Prozent der befragten KMU-Leute sind der Meinung, dass die Luzerner Unternehmungen mit überdurchschnittlichen administrativen Arbeiten belastet sind. Eine Mehrheit spricht sich schliesslich, wenn auch nicht vehement, für die Beibehaltung des hohen Standards bei den Infrastrukturbauten aus.