Es war eine schöne, spannende und herausfordernde Zeit

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Es war im Sommer vor fünf Jahren, als mich auf einer Wanderung im wildromantischen korsischen Hinterland der Anruf aus Ebikon erreichte, ob ich interessiert wäre, die redaktionelle Leitung des «rontalers» zu übernehmen. Ich wundere mich noch heute, dass ich ausgerechnet dort überhaupt Handy-Empfang hatte… Zurück aus den Ferien habe ich nach kurzer Bedenkzeit zugesagt, auch im Wissen darum, dass die Geschichte der Rontaler Lokalzeitung eine wechselvolle und teilweise gar belastete war . Und dass es um die finanziellen Aussichten des Blattes mehr als kritisch stand. Überzeugt, den Schritt dennoch zu wagen, haben mich die Leute, die damals hinter dem Projekt standen und noch heute stehen. Ein kleines, verschworenes Team, das von der Überzeugung beseelt war und ist, dass auch in Zeiten, in denen rundum das Blättersterben grassiert, eine Lokalzeitung nach wie vor ihre Bedeutung hat und verdient. Mehr noch, dass eine solche gar unverzichtbar ist.

Es war dann ein gutes Stück Arbeit, Strukturen festzulegen bezüglich Form und Inhalt, die Abläufe in der Redaktion neu zu organisieren und nicht zuletzt auch die Leserschaft davon zu überzeugen, dass eine Weiterexistenz der Zeitung nur möglich ist, wenn alle nicht nur vom Nutzen überzeugt, sondern auch bereit sind, selber zum guten Gelingen ihren Beitrag zu leisten. Um das Verständnis, dass kein Journalist mehr zur Vereinsversammlung kommt, um darüber zu berichten, sondern dass man den Bericht selber schreiben muss, will man ihn in der Zeitung gedruckt sehen, musste zuerst geworben werden. Heute, fünf Jahre später, blicke ich mit Freude auf das Erreichte zurück: Der rontaler gilt wieder als «feste Grösse» im Rontal, der die Beachtung erhält, die er verdient. Mehr noch: Aus dem «Lokalblatt» ist inzwischen ein kleines Medienunternehmen gewachsen, das seinen Kunden ein breites Leistungsspektrum in allen Medienbereichen anbieten kann. Das beginnt bei der persönlichen Beratung, beinhaltet vielfältige Angebote im Printbereich und entwickelt sich rasant in den neuen Medien. Breit aufgestellt, aber schlank organisiert, darf das rontaler-Team heute optimistischer denn je in die Zukunft blicken.

Ein Herzensanliegen hätte ich allerdings noch an die «Politik». In den zwölf Jahren, während ich als Lokaljournalist und Redaktor tätig war, machte ich zunehmend die Erfahrung, wie dünnhäutig – um nicht zu sagen genervt – gewisse Behördenvertreter bereits auch auf der kommunalen Ebene bei geringsten Anzeichen öffentlicher Kritik reagieren. Ihre Erwartung ist, dass die Medien gefälligst ihre bis ins Detail austarierten Pressemeldungen abdrucken und sich ansonsten jeder kritischen Bemerkung oder Fragestellung enthalten sollen. Ihnen möchte ich Artikel 16, Absatz 2 unserer Schweizer Bundesverfassung in Erinnerung rufen. Die Entwicklung, dass Gemeinden wie Emmen oder Malters dazu übergegangen sind, in Eigenregie bunte und von Steuergeldern bezahlte Info-Magazine zu publizieren, müsste eigentlich jeden mündigen Bürger in höchstem Mass beunruhigen. Bricht die freie Presse weg, verschwindet einer der vier Grundpfeiler unserer hochgerühmten Demokratie. Ich meine, das ist eine unheilvolle Entwicklung. Alle Behördenvertretern seien daran erinnert, dass der öffentliche Diskurs, aber auch mündige, informierte, manchmal gar aufmüpfige Bürgerinnen und Bürger zwar unbequem, aber das Substrat für ein gesundes Staatswesen sind.

Ich bedanke mich bei allen unseren Leserinnen und Lesern für die Aufmerksamkeit, das Wohlwollen und die vielen positiven Feedbacks (die ich natürlich alle gesammelt habe). Beim Verwaltungsrat und der Geschäftsleitung für die Unterstützung und die Freiheiten, die ich geniessen durfte. Und bei «meinem» Team für den Einsatz und den Spirit. Sara Häusermann, meiner Nachfolgerin, wünsche ich mindestens so viele tolle Erfahrungen, wie ich sie beim rontaler machen durfte. Sie ist als Medien- und Marketingfachfrau bestens gerüstet dazu beizutragen, die Lokalzeitung und das Medienhaus rontaler in eine prosperierende Zukunft zu führen. Ich selber darf nun das aktive Rentnerleben geniessen – es warten weitere spannende Projekte…

Allen alles Gute!

Guido Gallati, Chefredaktor rontaler

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