Zerstörung der Festung Meggen als Kapellbrücke-Giebelbild

Der Sturm der Waldstätte 1352 auf die Feste Neu-Habsburg bei Meggen ist eine von 76 Tafeln des Hauptzyklus der berühmten Giebelbilder der Kapellbrücke Luzern. Ein soeben erschienenes Buch der beiden Emmer Heinz Schürmann und Klemens Vogel präsentiert auf 160 Seiten die Geschichte von Stadt und Kanton Luzern sowie der jungen Eidgenossenschaft.

Haben Sie gewusst, geschätzte Leserin, geschätzter Leser, dass eines der berühmten Giebelbilder von Luzerns wichtigstem Wahrzeichen die Erstürmung der Festung Meggen durch die Bündnispartner Uri, Schwyz, Unterwalden und Luzern zum Inhalt hat? Das im Laufe seiner Geschichte rund achtmal (!) restaurierte und übermalte Originalbild wurde jedoch beim katastrophalen Brückenbrand vom 17. auf den 18. August 1993 zerstört, lebt aber als Fotoreproduktion und als Replikat weiter. Grundlage für die Buch-Neuerscheinung sind 76 Replikate von Originalgemälden aus der Reihe von Dr. Jost Schumacher, der in den Jahren 2002-2007 sämtliche 146 Tafelbilder aller drei Zyklen reproduzieren liess – gedacht als Geschenk an die Stadt Luzern. Gestützt auf Stellungnahmen von Kommissionen der Denkmalpflege aber entschied der Stadtrat, keine Nachbildungen in den Giebel-Dreiecken der Brücke zu platzieren. Und deshalb sind heute auf der Kapellbrücke von diesem Hauptzyklus (je nach den beiden Brückeneingängen) nur noch wenige Bilder zu sehen und ein recht grosser Teil davon ist in einem schlechten und somit schwierig „lesbaren“ Zustand.  
 
Die Tafel 40 trägt im neu erschienenen Buch den Titel „Die Eidgenossen zerstören Neu-Habsburg bei Meggen, 1352“. Und im folgenden Lead-Text dieser Doppelseite 86/87 ist zu lesen: “Krieger der inzwischen auf vier Bündnispartner angewachsenen Waldstätte setzen die um 1240 von Rudolf von Habsburg errichtete Feste Neu-Habsburg bei Meggen in Brand und zerstören sie bis auf die Grundmauern.“ Die  folgenden Worte aus dem Ergänzungstext lassen sich bei aufmerksamem Studium des Bildes problemlos nachvollziehen: „ …Zusammen mit Urnen, Ob- und Nidwaldnern -zu erkennen an ihren gelb-schwarzen und rot-weissen Bannern- belagern die Luzerner die Habsburg. Im Vordergrund links, auf einem Geschütz sitzend, ein Luzerner und ein Schwyzer, beide mit dem Schweizerkreuz auf ihrem Gewand. Das Bollwerk mit seinen zahlreichen Fahnen auf Dach und Turmspitzen (…) brennt, Geschütze haben grosse Löcher in die Seitentürme gerissen, die habsburgischen Krieger haben die Festung verlassen und fliehen auf einem Nauen über den See.“
 
 
So bewahrheitet gerade diese Tafel zu Meggen, was die Autoren auf der Buch-Rückseite besonders hervorgehoben haben: „Die Bildtafeln der weltberühmten Kapellbrücke Luzern sind ein hoch interessantes „offenes Geschichtsbuch“, in Auftrag gegeben zu Beginn des 17. Jahrhunderts vom Rat der Stadt Luzern, konzipiert von Stadtschreiber Renward Cysat und ausgeführt von Hans Heinrich Wägmann und seiner Maler-Werkstatt. Diese dreieckigen Bildtafeln beinhalten wichtige und interessante Ereignisse und Aspekte  der Luzerner und der Schweizer Geschichte. Im Buch von Heinz Schürmann und Klemens Vogel nehmen die grossformatigen Tafelbilder in perfekter Schärfe und detailreicher Präzision jeweils die rechte Hälfte der Doppelseite ein; links sind kurz gehaltene, prägnante Bildlegenden sowie wichtige und interessante Zusatzinformationen für ein vertieftes Wissen platziert.
 
Die Autoren, dankbar auch für die grosszügige Material-zur-Verfügung-Stellung von Seiten Jost Schumachers, vermerken ganz am Schluss des Buches, was für sie Hauptmotivation war, nach zwei E-Books 2016 und 2018 nun aktuell  auch noch ein gedrucktes Buch zu schaffen: „Wir sind der Meinung, dass diese Bildinhalte nicht in Vergessenheit geraten dürfen.“      
 
Heinz Schürmann