«Musik ist ein grossartiger roter Faden im Leben»

Pepe Lienhard, Bandleader und Botschafter von «cantars 2015».

Für Pepe Lienhard, Botschafter von «cantars 2015», wäre ein Leben ohne Musik trostlos. Der Musiker weiss aber auch: Für den Weg als Berufsmusiker braucht es weit mehr als nur Talent. Ein Interview aus Anlass des Kirchenklangfests, das vom 14. März bis 7. Juni 2015 stattfindet.

Pepe Lienhard, Sie haben schon von klein auf Musik gemacht, mit 12 Ihre erste Band gegründet. Wie wichtig erachten sie die Musik für das Aufwachsen eines Kindes?

Ich finde, man sollte viel zur Musikförderung beitragen. Man sollte den Jungen neben der Schule, die sein muss, ein anderes Thema, eine andere Beschäftigung ermöglichen. Musik ist hierfür ein guter Weg. Aber es reicht nicht, wenn das Kind den Eltern sagt «Jetzt will ich ein Saxophon» und das dann angeflogen kommt. Aktionen, wie sie gerade von öffentlicher Seite angeboten werden, sind ebenso wichtig. Die Stadt Zürich etwa stellt Jugendlichen für zwei, drei Jahre ein Instrument zur Verfügung.

Ihr Vater wollte, dass Sie «etwas Vernünftiges» lernen, worauf Sie Jura studierten. Mit 23 kamen Sie dann doch zur Musik. Wie sehen Sie das heute, als erfolgreicher Musiker und auch als Vater? Ist Musik als Berufsweg für Jugendliche «vernünftig genug»?

Ich würde nicht jedem a priori empfehlen, er solle Musiker werden, weil das ein tolles Leben sei. Das Leben als Musiker ist ein schwieriger Weg und man sollte sehr davon überzeugt sein, Berufsmusiker werden zu wollen. Auch wenn man Talent hat und alles Drum und Dran stimmt, ist es heute sehr schwierig. Der Wille für diesen Weg muss gross sein.

Ihre «Swiss Lady» kennt die ganze Schweiz. Wie ist das, wenn man es mit einem Lied ins musikalische Bewusstsein eines Landes und seiner Menschen geschafft hat?

Pepe Lienhard: Das Stück, das Peter Reber für den Eurovision Song Contest 1977 für uns geschrieben hat, war bei allem Erfolg auch eine «Einbahnstrasse» für uns. Wir waren eine Popband, die in den folgenden Jahren komplett auf diesen Song reduziert wurde. Der Titel ermöglichte uns viele Fernsehauftritte in Europa und auf der ganzen Welt, aber wir wurden nur auf ihn reduziert. Unsere nachfolgende Platte interessierte keinen Menschen. Ich spiele «Swiss Lady» heute noch und wenn das Stück an der Fasnacht gespielt wird, habe ich auch Freude. Ich verdanke dem Song viel, aber er hatte auch eine Kehrseite.

Interessant an der «Swiss Lady» ist, dass Sie mit dem aus dem Iran stammenden Alphornspieler Mostafa Kafai Azimi aufgetreten sind.

Mostafa war in unserem Sextett ein sehr guter Trompeter und spielte in diesem Stück deshalb Alphorn. Es wäre also nicht so gewesen, dass wir eine auffällige Verbindung von Instrument und Spieler gesucht hätten…

…trotzdem hatte diese Kombination eine gewisse Wirkung. Ist oder war das ein Beispiel, bei welchem Musik – von der Sie sagen, dass sie Brücken schlagen kann – eine solche Brücke geschlagen hat?

Ja, auf jeden Fall. Wir haben aber auch sehr böse Briefe erhalten, die es daneben fanden, dass ein Türke, wie sie zudem meinten, Alphorn spielt: Wir würden unser Nationalinstrument «verhunzen». Wir haben uns nie für Völkerverbindung oder Integration stark gemacht, denn für uns war und ist sie eine Selbstverständlichkeit. Ich habe mein Leben lang mit Musikern aus allen Ecken der Welt gespielt. Unser Perkussionsspieler aus Ghana beispielsweise ist seit 1982 bei uns.

Wie war und ist das umgekehrt? Welche Erfahrungen haben Sie bei Ihrer Zusammenarbeit mit vielen internationalen Künstlern rund um den Globus gemacht?

Wo man mich kennt – etwa im Deutschsprachigen Raum – werde ich immer herzlich empfangen. Ich war aber auch sehr häufig im Fernen Osten oder in Amerika und hatte immer einen offenen Kontakt mit den Leuten. Das fängt aber schon bei einem selbst, bei der Körperhaltung und wie offen man selbst auf Menschen zugeht, an.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie Ihr Leben verlaufen wäre, wenn Sie Ihren Musikmanager Freddy Burger nie kennen gelernt hätten..?

Ich könnte nicht sicher sagen, ob ich auch so Musiker geworden wäre. Ich hatte damals, als ich ihn traf, Jus studiert, hatte aber während dieser Studienzeit immer eine Band und machte hobbymässig Musik. Freddy Burger konnte mich überzeugen, dass es sich lohne, ein paar bezahlte Auftritte zu versuchen. Er erklärte die Idee auch meinem Vater, der dann seinen Segen gab. Denn er sah, dass da jemand seriös zur Sache geht. Dass ich Freddy Burger traf, war bestimmt ein Glücksfall.

Zurück zu den Jugendlichen: Am Kirchenklangfest cantars, bei welchem Sie Botschafter sind, engagieren sich auch 2500 Kinder und Jugendliche. Was können Sie musikbegeisterten Jugendlichen auf den Weg geben?

Musik ist ein grossartiger roter Faden im Leben. Ob als Beruf oder als Hobby, Musik begleitet einen durch das ganze Leben. Das kann ich auch aus eigener Erfahrung sagen: In schwierigen Momenten gab mir Musik immer Kraft. Im Positiven ist das auch so. Für mich wäre ein Leben ohne Musik ein trostloses Leben.

cantars 2015

cantars 2015, das Kirchenklangfest, findet vom 14. März bis 7. Juni in 13 Kantonen statt. Der Anlass vereint in rund 440 Einzelveranstaltungen an 36 Veranstaltungsorten sakrale Musik, Kulturaustausch, Kabarett, Lesungen, Begegnungen und vieles mehr. Gesamtveranstalter dieses kirchenkulturellen Grossevents ist der Schweizerische Katholische Kirchenmusikverband SKMV in enger Zusammenarbeit mit dem Schweizerischen Kirchengesangsbund SKGB. Über den 36 lokalen Organisationskomitees steht ein gesamtschweizerisches Organisationskomitee. Alles in allem sind 12’000 Mitwirkende, davon 2000 Kinder und Jugendliche, beteiligt. Erwartet werden gegen 100‘000 Besucherinnen und Besucher.

Auftakt in Basel, mit Prominenz aus Kirche, Politik und Kultur. Foto André Albrecht.
Auftakt in Basel, mit Prominenz aus Kirche, Politik und Kultur. Foto André Albrecht.
Pepe Lienhard, Bandleader und Botschafter von «cantars 2015».
Pepe Lienhard, Bandleader und Botschafter von «cantars 2015».