EBIKON/LUZERN – Noch bis zum 28. Juni sind in der Galerie Vitrine an der Stiftstrasse 4 in Luzern Werke von Jürg Benninger, Roland Pirk Bucher (1951 – 2013) und Rochus Lussi zu sehen.
Künstler verstehen sich als Avantgardisten. Aber woher wissen wir, was neu ist, wenn wir vergessen, woher wir kommen? Der Luzerner Künstler Roland Pirk Bucher war sich dieses engen Zusammenhangs von Tradition und Innovation stets bewusst. Er hat nie verleugnet, dass er auf den Schultern anderer steht: Leonardo, Albrecht Dürer, Raffael, Bellini, Rubens und Velasquez hiessen die Vorbilder, mit denen er sich gleichermassen humor- wie respektvoll auseinandersetzte. Seine Ölbilder orientieren sich an diesem klassischen Erbe und schöpfen gerade daraus ihre Aktualität. Spannend seine Art, wie die alten Meister aus dem Mittelalter zu malen, eine Technik, die er sich selber beigebracht hat. Er trug dafür bis zu 40 Farbschichten auf und nahm einen Teil davon wieder ab, so dass ein vergilbter, altehrwürdiger Eindruck entstand, wie man ihn von Hieronymus Bosch kennt. Dies gilt aber nur vom Thema und der Technik her, denn der Künstler änderte das Original jeweils derart ab, dass es zur Parodie wurde. Eros und der Tod spielen oftmals eine Rolle, Spannung und Erotik, die gebrochen wird, lassen sich auf seinen Bildern immer wieder erkennen. «Mir macht es Spass, die Kunst auf die Schippe zu nehmen», sagte Pirk-Bucher zu Lebzeiten, «ich male Grenzwanderungen», und bezeichnete seine Objekte und Bilder als «in Öl gemalte Edelcomics». Roland Pirk Bucher war im Rontal kein Unbekannter, da er in Ebikon wohnte und auch im Gemeindehaus Ebikon ausstellte, einige seiner Bilder hängen heute noch dort. Am 28. September 2013 ist der Künstler verstorben, die Ausstellung in der Galerie Vitrine Luzern ist eine Gelegenheit, sich mit der skurrilen Bilderwelt von Roland Pirk Bucher bekannt zu machen oder ihr erneut zu begegnen.
Der in Biel wohnhafte Zentralschweizer Jürg Benninger ist gelernter Graphiker und hat sich als junger Künstler an Ebenen und Flächen gehalten – bis er die dritte Dimension entdeckte. Seither entwirft und baut der 48-Jährige Skulpturen. Aber statt mit Holz, Beton oder Eisen zu arbeiten, stopft er gehäkelte Textilien aus. Kunst aus Stäbchen und Luftmaschen? Das klingt leicht und harmlos. Aber man sollte sich nicht täuschen lassen: In Benningers Kunst spiegelt sich das Werkzeug. Denn auf der Spitze jeder Häkelnadel – von daher auch der Name – sitzt ein Widerhaken. «Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit» lautet der Titel eines einflussreichen Aufsatzes des deutschen Philosophen Walter Benjamin. Er fragt nach den Folgen der Serienfertigung für die bildende Kunst. Eine mögliche Antwort gibt der Innerschweizer Künstler Rochus Lussi. Er reproduziert seine Skulpturen – Herzen, Hasen, Frauen, Männer oder Fledermäuse – auf modernen Holzbearbeitungsmaschinen und lässt sie im Plural auftreten; damit sie als Ensemble wieder ein einzigartiges Kunstwerk bilden.
Ausstellung bis 28. Juni, Öffnunszeiten: Dienstag bis Freitag, 13.30 bis 18.30 Uhr, Samstag 10 bis 16 Uhr.