«Wie geht es dir?»

Bernadette Wyrsch im Gespräch mit Joseph Lötscher und Reinhard Rolla. Bild Yolanda Heinrich.

RONTAL – Die regionale Gesundheitskommission Dierikon, Gisikon, Honau, Root lud Ende Oktober zu einem Tabu-Thema in die Arena Root ein. Die Psychologin FSP Bernadette Würsch sprach übers Alter und die psychische Gesundheit im Alter.

rk. Joseph Lötscher, Arzt aus Sempach, und Pfarrer Reinhard Rolla berichteten anschliessend über Erfahrungen im Umgang mit psychisch belasteten Menschen. Durch den Abend führte Jolanda Heinrich, Sozialvorsteherin in Gisikon.

Ab wann ist man alt?

Was heisst «gesund sein» und was ist «psychisch gesund»? Diese Tabu-Themen bildeten den Rahmen des zweiten Themen-Abends der regionalen Gesundheitskommission. Noch nie hatten die Menschen in der Schweiz eine so hohe Lebenserwartung wie heute, da Frauen durchschnittlich 85 Jahre alt werden und Männer durchschnittlich 80,5 Jahre. Und wie bleibt man so ein langes Leben lang gesund? «Gesundheit», erklärte Bernadette Würsch, «ist eine Zustand kompletter Gesundheit, sozial, körperlich und psychisch.» Wenn gemäss Statistik jeder zweite Mensch einmal im Leben eine psychische Beeinträchtigung in Kauf nehmen muss, lässt sich erahnen, dass es nicht einfach ist, gesund zu sein und zu bleiben. Beitragen können gesunde Ernährung, Bewegung, Begegnungen, Gedächtnistraining, im Leben einen Sinn sehen und vieles mehr. Damit muss man früh anfangen, nicht erst mit 60, hiess es, aber auch, es ist nie zu spät, z.B. einem Verein beizutreten und Begegnungen zu haben. Und schliesslich auch: «Man fühlt sich nie alt, wenn man fit bleibt und Perspektiven hat.»

Aber was ist, wenn es einem nicht so gut geht? An dieses Thema wagten sich in einem lebhaften Gespräch unter der Leitung von Bernadette Würsch der Arzt Joseph Lötscher aus Sempach, der teilpensioniert ist, und Pfarrer Reinhard Rolla von Hochdorf, der pensioniert ist, aber lebhaft aus eigener Erfahrung vermitteln konnte, wie er eine langanhaltende bzw. immer wiederkehrende Depression erlebte und aus ihr herausfand.

Wichtig ist, was Freude macht

Wichtig in solchen Situationen sei es Hilfe anzunehmen, herauszufinden was einem Freude macht und Kraft gebe und wie man für einen Ausgleich, ein Gleichgewicht zwischen Seele und Körper, sorgen könne. Der Arzt meinte, dass eine Medikamentation und eine Therapie weiterhelfen können, dass es aber vorab bei älteren Menschen auch wichtig sei, genau hinzusehen und allenfalls abzuklären, ob eine beginnende Demenz oder eine Depression vorliege. «Ein Hausarzt überweist einen Patienten an einen Facharzt, wenn er nicht weiterhelfen kann», meinte er. So gilt es also Hilfe zu suchen, sich zu erkundigen, was es alles gibt und sich helfen zu lassen. Und für alle Nichtbetroffenen und ganz allgemein für psychische Erkrankungen das Verständnis fördern, anzuerkennen, dass psychische Krankheiten den gleichen Stellenwert wie körperliche Leiden haben.

Auch die Kirche könnte vermehrt Hilfe bieten, wenn sie die richtige Sprache finden würde, meinten die Gesprächspartner unisono, sie müsste jene stärken, welche nicht von sich auch genug Widerstandskraft haben. Schliesslich wussten die rund 50 Gäste, wie man versuchen kann, psychisch gesund zu bleiben, dass aber Gesundheit nicht einfach selbstverständlich ist und dass es schon gar nicht ein Tabuthema bleiben darf, sondern dass es gilt die Frage ehrlich zu meinen, die da heisst: «Wie geht es dir?»

Bernadette Wyrsch im Gespräch mit Joseph Lötscher und Reinhard Rolla. Bild Yolanda Heinrich.
Bernadette Wyrsch im Gespräch mit Joseph Lötscher und Reinhard Rolla. Bild Yolanda Heinrich.