
Schule im Fokus
In rund einem Drittel der Gemeinden im Kanton Luzern hat die Basisstufe Einzug gehalten. So funktioniert das altersgemischte Lernen bei 4- bis 8-jährigen Kindern.

Bereits vor dem Eintritt in die Volksschule durchlaufen Kinder Entwicklungsprozesse, die für ihren späteren Schulerfolg von grosser Bedeutung sind. Umso wichtiger ist es, dass die Volksschule sie in dieser Phase individuell abholt und fördert. Je nach Entwicklungsstand des Kindes erfolgt der Übergang vom offenen Spiel zum systematischen Lernen mehr oder weniger schnell. Mit der Basisstufe wird diese Übergangsphase von der vorschulischen in die schulische Bildung und Erziehung flexibel gestaltet. Dabei werden Kindergärtner, Erst- und Zweitklässler in einer Klasse gemeinsam unterrichtet. In Holland und Schweden – zwei Länder, die in der PISA-Studie regelmässig Spitzenplätze belegen – wird dieses Modell der individuellen Förderung bereits seit langem erfolgreich praktiziert. Im Kanton Luzern wurde es vor 10 Jahren erstmals getestet. Heute werden kantonsweit 1300 Schüler in der Basisstufe unterrichtet – dies in insgesamt 26 Gemeinden. Und der Trend hält an. Ab Sommer führt die Gemeinde Eschenbach sieben neue Basisstufenklassen ein.
«Kein Konkurrenzkampf»
Ziel dieses altersgemischten Lernens ist die individuelle Förderung der Kinder. «Die Lernziele des Kindergartens und der Primarklassen bleiben die gleichen. Die Kinder absolvieren die Basisstufe in drei bis fünf Jahren, ohne dass ein Kind nach dem traditionellen Muster eine Klasse wiederholen oder überspringen muss», sagt Silvia Imfeld, Schulleiterin in Gisikon, wo die Basisstufe 2012 definitiv eingeführt wurde. «In der Basisstufe lernt jedes Kind enstprechend seinem Lerntempo und seinem Wissensstand – dies nicht nur von der Lehrperson, sondern auch untereinander.» Speziell gefördert werden die Selbst- und Selbstkompetenz der Kinder. Imfeld: «Rücksichtnahme, Toleranz und Hilfsbereitschaft werden in einer natürlichen Lernsituation gelernt, geübt und gelebt.»
Team-Teaching bereichert
Die Basisstufe nimmt grundsätzlich alle Kinder auf. Der Entscheid über den Zeitpunkt des Eintritts (spätestens mit 5 Jahren) liegt bei den Erziehungsberechtigten. Die Aufnahme ist semesterweise möglich. Die Kinder sind während 20 bis 24 Lektionen pro Woche in der Basisstufe. Der Unterricht erfolgt blockweise und regelmässig, was fünf bis sieben Halbtagen entspricht. Am Nachmittag haben nur ältere Lernende zweimal pro Woche Unterricht. Zwei Lehrpersonen teilen sich bei normaler Klassenzusammensetzung und Klassengrösse 150 Stellenprozente. Das sogenannte «Team-Teaching» sei eine Bereicherung für den Unterricht, sagt Silvia Imfeld: «Die Lehrpersonen ergänzen sich und geben sich gegenseitig Feedbacks. Und im Dialog lernen sie die Kinder und ihren Leistungsstand besser kennen. Gemeinsam entscheiden sie, wann und wo ein Kind zusätzliche Unterstützung oder Förderung braucht.»
Alex Piazza