Spitex erlebte rasante Entwicklung

Heidi Burkhard. Bild zVg.

LUZERN – Spitex-Pionierin geht in den Ruhestand

Über 20 Jahre war Heidi Burkhard Sozialvorsteherin von Werthenstein, 16 Jahre lang Geschäftsleiterin des Spitex Kantonalverbandes Luzern. Sie kennt die Entwicklung der Spitex wie keine zweite und sagt: «Die Spitex hat sich in dieser Zeit enorm professionalisiert.»

Heidi Burkhard. Bild zVg.
Heidi Burkhard. Bild zVg.

bk. Als Heidi Burkhard 1995 ins Amt der Sozialvorsteherin einstieg, gab es in Werthenstein eine Familienhilfe und Gemeindekrankenpflege. Zwei Jahre später fusionierten die beiden Organisationen, und es entstand wie vielerorts ein Spitexverein. Heute umfasst die Planungsregion Entlebuch neun Gemeinden, und aus fünf Spitexorganisationen wurde 2013 ein Spitexverein. Auf schweizerischer Ebene wurde 1996 das neue Krankenversicherungsgesetz (KVG) eingeführt. Neu bezahlten die Krankenkassen Beiträge auch an Spitex-Pflegeleistungen; den Rest trugen die Gemeinden. Zum ersten Mal waren nicht nur die Gemeinden für die Finanzierung zuständig. Mit der Pflegefinanzierung von 2011 übernahm die Organisation weitere Dienstleistungen,  u.a. die Ausbildungsverantwortung für das Personal.

Strukturen anpassen und professionalisieren
Die Spitex musste ihre Strukturen an die neuen Gegebenheiten laufend anpassen. Die Gemeinden und Krankenkassen bezahlten und wollten wissen, wie viel eine Stunde Arbeit kostet: bei der Beratung, der Grund- und Behandlungspflege. Der Spitex-Dachverband lancierte schweizweit ein Abklärungsinstrument zur Berechnung der Vollkosten, das heutige RAI-HC. «Gleichzeitig wurde eine neue EDV eingeführt, das Personal für das neue Instrument geschult, sodass innert kurzer Zeit 80 Prozent der Vereine das Instrument eingeführt hatten», erinnert sich die Geschäftsleiterin. Nachdem der Spitex Verband Schweiz das Finanzmanual eingeführt hatte, gab es erstmals die Vollkostenrechnung. «Das war vor vielen Jahren; in der Zwischenzeit sind viele weitere Aufgaben hinzugekommen.»

Warum eine Fusion?
Sowohl für die Sozialvorsteherin wie für die Geschäftsleiterin Heidi Burkhard war die Regionalisierung zur Spitex Region Entlebuch ein lange gehegter Wunsch. «Wir hatten fünf Organisationen mit EVD und jedes Update musste fünfmal erfolgen.» Eine einzige Spitex versprach Kosteneinsparungen. Für Heidi Burkhard standen nicht nur die Kosten im Zentrum: «Bei jeder Spitex gibt es Spitzen, in denen wir mit der Planung des Personals an die Grenzen stossen. Bei einer grösseren Organisation wird die Spitex flexibler und die Ressourcen des Personals können besser genutzt werden.» Seit der Pflegefinanzierung hat die Spitex Personalverantwortung. In einer Organisation von 4000 Einwohnerinnen und Einwohnern sei es zwar möglich, Fachfrauen Gesundheit auszubilden; schon bei der der Ausbildung zur Pflegefachfrau werde es schwierig. «So wie wir heute aufgestellt sind, können wir mehr und umfassender ausbilden.»

Es gab auch Schwierigkeiten
Wider Erwarten waren sich die fünf Gemeinden des Entlebuchs bezüglich des Zusammengehens der Spitex bald einig. Die eigentlichen Schwierigkeiten kamen erst nach der formellen Fusion. «Die fünf Vereine hatten alle das gleiche gemacht, aber sie waren in Tat und Wahrheit nicht gleich. Es erforderte die harte Knochenarbeit der Geschäftsleitung, überall die gleichen Standards einzuführen.» Jede Reorganisation brauche Zeit. Die Planungsregion Entlebuch sei in der Zwischenzeit weitgehend über dem Berg, weiss Heidi Burkhard.

Viele Aufgaben auch in Zukunft
Die einstige Geschäftsleiterin des Kantonalverbandes ist überzeugt, dass die Spitex auf nationaler, kantonaler oder regionaler Ebene auch in Zukunft viel zu tun hat. Im Kanton Luzern werden dereinst alle Vereine die Palliative Care anbieten. Ein einheitlicher Benchmark ist in auf gutem Weg. Dann ist die Demenzstrategie in der Vernehmlassung. «Auch dazu werde die Spitex einen Beitrag leisten. Für all die Angebote brauchen wir Fachpersonal und müssen es ausbilden. Das bedeutet viel Arbeit und die ist nicht zum Nulltarif zu haben.» Inzwischen hat die Spitex-Pionierin ihre Ämter abgegeben und sich vorzeitig pensionieren lassen. «Nur an einem Ort aufzuhören hiesse, mehr Zeit für den anderen zu haben.» Das wollte Heidi Burkhard nicht. Sie freut sich nun auf mehr Zeit für sich und ihren Ehemann. Doch ganz verlassen wird sie die Spitex nicht. Sie hat kürzlich das Präsidium der Spitex Region Entlebuch übernommen.