An der Generalversammlung im vergangenen Mai hat Beat Fuchs das Amt des Präsidenten in neue Hände gegeben. Mit der Wahl des 30 Jahre jungen Damian Müller ins Präsidium des Vereins Dampferfreunde Vierwaldstättersee wurde ein Generationenwechsel eingeleitet.
Damian Müller wohnt in Hitzkirch im Luzerner Seetal. Mit dem 30 Jahre jungen Wirtschaftsfachmann hält eine neue Generation Einzug ins Führungsgremium der Dampferfreunde. Nach den berühmten ersten 100 Tagen steht er Red und Antwort.
Damian Müller, können Sie uns die Dampferfreunde-Vereinigung in kurzen Zügen vorstellen?
Damian Müller: Der Verein Dampferfreunde Vierwaldstättersee mit seinen gegen 10‘000 Aktiven gehört zu den grössten Institutionen dieser Art in der Schweiz. Der ehrenamtlich tätige Vorstand dieser 1972 gegründeten Organisation übt nicht nur eine hohe Verantwortung für die Vereinsmitglieder aus. Er verwaltet auch die Beiträge und Spenden der Mitglieder und setzt das Geld zur Mitfinanzierung von Dampfschiffrenovationen ein.
Ihre Wohngegend Seetal deutet auf Wasser hin. Was hat Sie bewogen, das Präsidentenamt der Dampferfreunde zu überehmen.
Damian Müller: Die Dampfschiffe faszinieren mich seit meiner Kindheit. Die Technik begeistert mich und zeigt gleichzeitig, mit welcher Nachhaltigkeit früher gebaut wurde. Stadt Luzern, Uri, Schiller, Gallia und Unterwalden sind unsere majestätischen Dampfschiffe, welche die ganze Region um den Vierwaldstättersee prägen. Unsere Dampfschiffe gehören zu den Leuchttürmen der Tourismusregion Zentralschweiz. Ob ein Konzertbesuch im KKL, ein Ausflug auf den Pilatus oder ein Besuch im Verkehrshaus der Schweiz, die Dampfschiffe sind der Inbegriff gelebter Tradition und geben der schönsten Stadt der Schweiz ein unglaublich wertvolles Gesicht.
Erinnern Sie sich noch Ihre erste Dampfschifffahrt?
Damian Müller: Sehr gut sogar. Ende der 80er machte ich mit meiner Familie einen Ausflug auf einem Dampfschiff. Mit meinem Vater ging ich zum Mitteldeck. Es war warm, und ich bestaunte das Zusammenspiel zwischen Maschine und den Schaufelrädern. Mein grösster Bubentraum war es, dass bei uns zu Hause auf dem Baldeggersee ein Dampfschiff fahren würde. Weil dieser Traum bis heute einer blieb, zog es mich immer wieder an den Vierwaldstättersee auf die Dampfschiffe.
Als Präsident sind Sie hauptverantwortlich für die Führung einer der grössten Vereinigungen der Innerschweiz. Was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Damian Müller: Die Raddampfer haben eine unglaublich lange Tradition mit einer imposanten Geschichte. Der gesamte Vorstand hat von den Mitgliedern einen unmissverständlichen Auftrag: Die Dampfschiffe dürfen auf dem Vierwaldstättersee nicht aufhören zu fahren. Dafür werden wir mit Herzblut und Leidenschaft alles geben und gegenüber der Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees ein fairer und hartnäckiger Partner sein.
Sie sind mit Abstand der jüngste Präsident in der über 40-jährigen Geschichte der Dampferfreunde-Organisation. Welche Ziele setzen Sie sich mit Blick auf die Altersstruktur der Mitglieder?
Damian Müller: Ich habe mir einige Ziele gesetzt! Die Struktur unserer Mitglieder ist breit und deckt jede Generation ab. Wir müssen arbeiten, damit unsere Dampferfreunde-Familie weiter wächst, damit wir auch die kommenden Dampfschiff-Jahrzehnte prägen können. Wer die Dampfschiffe auf dem Vierwaldstättersee weiterhin haben will, trägt mit der Mitgliedschaft bei den Dampferfreunden einen enorm wichtigen Teil dazu bei.
Das Aufgabengebiet der Dampferfreunde ist breit. Man kann eine Idee initiieren und aufgleisen – so wie das in der 43-jährigen Geschichte der Dampferfreunde mehrmals notwendig war und mit Erfolg auch geschehen ist. Die Aufgabe, das Vereinsschiff auf guter und sicherer Fahrt zu ‚navigieren‘, dürfte wohl eine zusätzliche Herausforderung darstellen. Welchen Weg beabsichtigen Sie in dieser Hinsicht zu gehen?
Damian Müller: Es ist unser Ziel, weiterhin eine aktive und führende Rolle zu spielen. Die technische und wirtschaftliche Entwicklung wird uns zusätzlich vor grosse Herausforderungen stellen. Wir packen Sanierungen frühzeitig an, damit wir gemeinsam Lösungen finden. Die Beziehung zur SGV soll weiter gepflegt werden, damit das Dampfschiff-Verständnis nicht vergessen geht.
Seit 100 Tagen sind Sie im Amt als Dampferfreunde-Präsident – welches sind die ersten Erfahrungen?
Damian Müller: Die Amtsübergabe war sehr gut. Mein Vorgänger Beat Fuchs sowie der gesamte Vorstand haben einen wesentlichen Beitrag geleistet. Wir haben einen intensiven Start hingelegt. Neben Vorstandssitzungen haben wir an einer Klausur neue Strukturen festgelegt und die Ressort-Ziele definiert, welche mit Freude angepackt werden.
Die Dampfer fahren noch bis zum 18. Oktober. Hat es Ihnen in diesen 100 Tagen auch mal zu einer erholsamen Dampferfahrt gereicht? Was bedeutet Ihnen die Gegend rund um den Vierwaldstättersee, und mit welchen Gefühlen sind Sie auf dem See unterwegs?
Damian Müller: Mir wird immer wieder bewusst, welch schöne Landschaft die Natur geschaffen hat. Der Mix zwischen Natur und Tourismus kommt bedeutend zum Tragen. Zudem geniesse ich auf dem Sonnenuntergangsschiff den unbeschreiblichen Sonnenuntergang. Ich habe diese Abendfahrt diesen Sommer fünf Mal erlebt und konnte dabei geniessen und mich erholen.
Die Dampfer sind gerettet, ihre Zukunft hängt aber von der Pflege und damit von Renovationen und der Wartung ab; welches sind die nächsten Projekte, die auf die Dampferfreunde zukommen?
Damian Müller: Ich habe immer gesagt, dass wir weiterhin täglich für den Erhalt unserer Dampfschiffe arbeiten müssen. Das nächste Grossprojekt ist DS Stadt Luzern. Hier gilt es, unsere Kräfte zu bündeln, damit wir die Sanierung und Renovation aktiv begleiten und mitfinanzieren können. Diese Herkulesaufgabe packen wir Dampferfreunde gemeinsam an.
Damian Müller, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute für Ihr Präsidialamt!
Das Interview führte Sonja Hablüzel