«Schritte im Weltall – Leidenschaft für den Himmel»

Was oben scheint ist unten. Nicollier: «Unten ist immer dort, wo meine Füsse sind...». Bild Nasa.

RONTAL / LUZERN – Claude Nicollier erzählte von seinen Erlebnissen im All

Wie der einzige Schweizer Astronaut seine vier Shuttle-Flüge erlebte, bei den Reparaturarbeiten am Hubble-Teleskop schwerelos durchs All schwebte und was er bei seinen Blicken von hoch oben (oder unten) auf die Erdkugel erfahren hat, gab Claude Nicollier einem exklusiven Kreis preis. Gegen 250 Mitglieder der Gewerbevereine Rontal liessen sich im Planetarium des Verkehrshauses von «Schritte im Weltall» faszinieren und – und inspirieren.

Die Gewerbevereinspräsidenten mit dem Schweizer Astronauten: Geri Fischer (Buchrain-Perlen), Organisator Bruno Müller (Udligenswil-Meierskappel), Gastreferent Claude Nicollier, Thomas Werner (Meggen), Jana Rocktäschel (Root, Dierikon, Gisikon, Honau), Markus Gabriel (Adligenswil) und Thomas Abächerli (Ebikon). Bilder rowi

«Wir sind allesamt überwältigt, fantastisch, was wir hier alle zusammen im Planetarium erfahren und erleben durften, das faszinierte mich», sagte Bruno Müller. Der Präsident des Gewerbevereins Udligenswil-Meierskappel trat mit seinem Team diesmal als Organisator des Gemeinschaftsanlasses der sechs Gewerbevereine Rontal auf. Und hat mit «Schritte im Weltall» nicht zu viel versprochen: Spannung pur war angesagt und Gastreferent Claude Nicollier brachte seine Erlebnisse und Botschaften eins zu eins zu seinen interessierten Zuhörern. Er zog mit dem Start von Apollo 11 und der ersten Mondlandung 1969 seine Gäste sogleich in den Bann. «Da wusste ich sofort, dass der Traum, persönlich an den Apollo-Missionen teilzunehmen, für einen Schweizer nie in Erfüllung gehen wird», startete der ehemalige Astronaut sein Referat. Mit dem Beschluss der ESA, das Spacelab zu entwickeln, habe er aber die Chance gepackt, sich als Astronaut zu bewerben.

Als Teil des Kooperationsprogramms der Europäischen Raumfahrtsorganisation (ESA) mit der amerikanischen Raumfahrtsbehörde NASA flog der heute 73-jährige Romand Claude Nicollier vier Mal mit vier verschiedenen Raumfähren ins All. Sein erster Einsatz war für die Mission STS-51-H im November 1985 vorgesehen, bzw. nach dessen Streichung die Mission STS-61-K im Oktober 1986, der Flug wurde jedoch nach der Challenger-Katastrophe abgesagt. Doch dann lief (fast) alles nach Plan.

«Freude herrscht, Monsieur Nicollier»

Vom 31. Juli bis 8. August 1992 umkreiste Nicollier an Bord des Space Shuttles Atlantis im Rahmen der STS-46-Mission in acht Tagen 136 Mal die Erde, wozu ihm der damalige Schweizer Bundesrat Adolf Ogi am 7. August mit seinem zum Bonmot gewordenen «Freude herrscht, Monsieur Nicollier» vom Verkehrshaus aus gratulierte.

Organisator Bruno Müller im Gespräch mit Claude Nicollier.

Service-Experte für Weltraumteleskop

Vom 2. bis 13. Dezember 1993 an Bord der Endeavour mit STS-61 und vom 22. Februar bis 9. März 1996 an Bord der Columbia mit STS-75 folgten weitere Flüge. Beim letzten Flug vom 19. bis 27. Dezember 1999 mit der Discovery STS-103 bewährte er sich zusammen mit der Crew als Service-Experte für das Hubble-Weltraumteleskop. Dabei unternahm er seinen ersten Weltraumausstieg und installierte neue Instrumente am Teleskop. Zuvor hatte sich Nicollier insbesondere mit seinem Geschick bei der Bedienung des Manipulatorarms des Shuttle einen Namen gemacht.

Nicollier bleibt der erste Europäer mit vier Raumflüge. Der Astronaut, Astrophysiker, Linien- und Militärpilot und Professor an der École Polytechnique Féderale in Lausanne, verbrachte insgesamt 42 Tage, zwölf Stunden und 5 Minuten im All. Ein Kuriosum: Seine Flüge waren alles Missionen mit niedriger Inklination – er hat die Schweiz nie überflogen. Nicollier hob auch den Mahnfinger: «Trotz aller Euphorie rund um ferne Planeten dürfen wir nicht vergessen, zu unserem Heimatplaneten Erde Sorge zu tragen». Nach der gut zweistündigen Faszination «Weltall» liess es sich Nicollier nicht nehmen, beim Apéro seinen Gästen zusätzliche Einblicke in seine Raumfahrterlebnisse zu gewähren.

Rolf Willimann

Interessierte Gäste: rontaler-Geschäftsleiter Daniel Scherz, Jana Rocktäschel (Gewerbe Root) und Manuel Blöchlinger (Partner und neuer Mitinhaber der Druckerei Ebikon AG).
Claude Nicollier bei seinem Weltraumspaziergang 1999 und der Reparatur des Weltraumteleskopes Hubble. Bild Nasa.
Der Schweizer Astronaut Claude Nicollier. Bild Nasa.
Im Planetarium an den Himmel gezaubert: Die sechs gemeinsamen Gastgeber der faszinierenden Veranstaltung «Schritte im Weltall»