Ausflug ins Mittelalter

Die Naturfreunde lauschen andächtig Hans' Ausführungen im Inneren des Turms. Bild zVg.
Die Naturfreunde lauschen andächtig Hans' Ausführungen im Inneren des Turms. Bild zVg.

Naturfreunde Oberfreiamt unterwegs mit dem Aarauer Turm- und Nachtwächter

Regen setzte ein, als eine Gruppe Oberfreiämtler und der Aarauer Turmwächter aufeinander trafen. Schnell in die Stadt eintreten, bevor die Tore schliessen! Und sogleich begann Nachtwächter Hans vom Jahre 1248 zu berichten, als die Stadt von den Kyburgern auf einem Felssporn errichtet wurde.

ste. Nachdem die männliche Nachfolge der Kyburger ausgeblieben war, hatten die Habsburger durch Heirat mit der einzigen Erbtochter Anna die Herrschaftsrechte über Aarau übernommen. Die Stadt war in Habsburger Besitz geblieben, bis 1415 schliesslich die Berner den Unteraargau zurückerobert hatten.

Hört ihr Herrn und lasst euch sagen…

Im Turm lauschten die Naturfreunde Oberfreiamt gebannt Hans‘ Ausführungen, welche sich um das karge Leben im 16. Jahrhundert drehten. Mit Witz und Gesang trug der Turmwächter eine Geschichte aus längst vergangener Zeit vor. Seine Erzählung handelte von Existenzängsten, Heimlichkeiten, Krieg, Dienstverweigerung, Flucht und natürlich auch von der Liebe. Bei den Naturfreunden war man sich einig, das Leben im 16. Jahrhundert war kein Zuckerschlecken gewesen und auch die Rechtssprechung hatte zu wünschen übrig gelassen.

Andächtig wird Hans' Ausführungen im Inneren des Turms gelauscht. Bild Jens Howoldt.
Andächtig wird Hans‘ Ausführungen im Inneren des Turms gelauscht. Bild Jens Howoldt.

Von Hexen, Mördern und anderen Halunken

In den fünf Kellerräumen des Turms hatten sich im 16. Jahrhundert mehrere Kerker für Schelme, Diebe, Brandstifter, Mörder, religiöse Wiedertäufer und zuunterst gar ein «Hexenloch» befunden. Inschriften an den Decken und Wänden des Turms zeugen noch heute vom harten Leben der Gefangenen. Im Mittelalter hatte der Henker viel zu tun gehabt, doch ohne Geständnis hatte niemand betraft werden können. Die Naturfreunde malten sich mit Hilfe der Foltergeräte nur ungern die schaurigen Methoden aus, womit diese jeweils erwirkt worden waren. Sobald die Gefangenen ihre Taten «zugegeben» hatten, waren Hexen verbrannt und Mörder erhängt oder geköpft worden. Kleinere Schelme, Tagediebe und Schwatzweiber waren an den Pranger gestellt worden. Mit dem Spruch: «Gönd jetzt hei uf eune Wäge, nämed mit de Gottes Säge, und chömed über d’Aarebrugg wieder mal uf Aarau zrugg», verabschiedete sich der Turmwächter schliesslich von den Naturfreunden.