Lernen mit Robotern

Im Rahmen des ordentlichen Volksschulunterrichts werden grundsätzlich alle Lernenden gefördert. Zur Förderung hochbegabter Lernender sind von der Dienststelle Volksschulbildung des Kantons Luzern zusätzliche Massnahmen vorgesehen. Seit dem Schuljahr 2019/20 gibt es für diese als neues Angebot spezielle Ateliers, wie Denksport, Tüftelwerk, Philosophieren, China oder Kunst. Ein Besuch im Atelier “Robotik“ für Kinder der 3. bis 6. Primarklassen war spannend.

Es ist Donnerstagnachmittag. Durch die grossen und langen Gänge des
Berufsbildungszentrums Bau und Gewerbe in Luzern streben zehn Kinder, acht Buben und
zwei Mädchen, dem Schulzimmer B439 zu. Hier erwartet sie die Lehrerin Janine Küng,
natürlich mit speziellen Qualifikationen, zum zwei Lektionen umfassenden Atelier “Robotik“.
Die Kinder sind für den Halbtag vom Unterricht ihrer Klasse dispensiert. Eine Absprache mit
der Klassenlehrperson, wie mit dem verpassten Unterrichtsstoff umgegangen werden kann,
ist angezeigt.

Die Atelier-Lektionen dauern von 13.30 bis 15.00 Uhr. Die Schüler und Schülerinnen nehmen in Zweier-Teams an den Pulten Platz. Zum Einstieg in den Unterricht zeigt die Lehrerin ein paar Bilder von Robotern in der Wissenschaft: Mars-, Unterwasser-, Vulkan- oder Erdbeben-Roboter. Auf die Frage der Lehrperson, wozu diese dienten, fielen sehr interessante und präzise Antworten. Natürlich in Hochdeutsch.

Dann geht’s an die Arbeit im Team. Pair Programming oder zu Deutsch Paarprogrammierung oder Tandemprogrammierung ist eine Arbeitstechnik, die zu besserer Qualität und zu Fehlervermeidung führen soll. Ein Kind nimmt am Laptop die Rolle des Drivers, das andere jene des Navigators ein. Rollenwechsel ist regelmässig erwünscht.

Doch vor Arbeitsbeginn ruft die Lehrerin noch einige wichtige Ziele in Erinnerung: Mit dem Material ist sorgfältig umzugehen. Alle arbeiten ruhig und selbstständig. Am Schluss der Lektionen wird aufgeräumt und nochmals konzentriert zugehört. Also nicht nur inhaltliche Ziele sind zu beachten, sondern auch soziale. Genauso wie in üblichen Primarklassen.

Anhand von Aufgabenkarten geht es nun darum, Thymio, einen kleinen mobilen Roboter
selbst zu programmieren. Die Kinder stecken zu zweit die Köpfe zusammen und lesen die
Aufgabe im Level 2: „Auf dein Klatschen soll der Thymio losfahren. Nach zwei Sekunden
bleibt er wieder stehen. Er fährt erst wieder los, wenn du wieder klatschest.“ Da werden in
der Anleitung Symbole gelesen, mit der Maus am Laptop die richtigen Befehle eingegeben –
und dann kommt der Augenblick der Wahrheit: Der kleine Roboter wird auf den Boden
gestellt, geklatscht – und siehe da, er fährt. Aber zu lange. Nur zwei Sekunden sind erlaubt.

Also nochmals gut überlegen und am Laptop richtig programmieren. Dann ein erfolgreicher
Test! Thymio reagiert wie verlangt. Eine freudige Feststellung.

Mit weiteren Aufgabenstellungen wird die Programmierung immer anspruchsvoller. Die
Buben und Mädchen bleiben dran. Jede Neuprogrammierung wird auf dem Boden evaluiert.
Manchmal mit Erfolg – manchmal muss nachgebessert werden. Die Aufgaben scheinen aber
Spass zu machen. Die Zeit geht im Nu vorüber. Um 15.00 Uhr ist das Aufräumen beendet –
und die zehn Kinder verreisen in ihre Wohngemeinden, verstreut über den ganzen Kanton
Luzern.

Text und Bild: Jost Peyer

ia besucht eine 4. Klasse in Root, Jana eine 6. Klasse in Schüpfheim. Sie freuen sich grundsätzlich auf das Atelier “Robotik“, obwohl sie die etwas lange Anreise nach Luzern immer etwas stresst. Das Programmieren des Roboters “Thymio“ finden sie cool. Eine spätere berufliche Ausrichtung auf Robotertechnik können sie sich aber nicht vorstellen. Hochbauzeichnerin oder Sportlehrerin stehen da eher im Vordergrund.

 

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